Tiffany Duo Band 0124
langer brauner Zopf, durch den sich goldene Strähnen zogen.
Sie kniete sich neben ihn, die Augen besorgt, aber nicht misstrauisch. “Wie geht es Ihnen?”, fragte sie auf Spanisch.
Sofort fiel ihm ein, wo er war … und warum. Er fuhr hoch, wobei seine Rippen ein heißer Schmerz durchzuckte, und presste sich eine Hand gegen die hämmernde Schläfe.
Lautlos in sich hinein fluchend, zwang er sich dazusitzen, ohne sich etwas von seinen Schmerzen und der Welle von Übelkeit, die über ihn hinwegschwappte, anmerken zu lassen. Widerwillig registrierte er, dass seine Hand zitterte. Er ließ sie sinken und bemühte sich, ruhig zu sprechen. “Ich muss Josefina finden”, sagte er auf Englisch. “Bitte. Ich muss gehen.”
Ihre Hand drückte ihn allzu leicht in die weichen Polster zurück. “Sie können ja noch nicht einmal sitzen.” Sie hockte sich auf ihre Fersen, und Alejandro gefiel die Entschlossenheit, die sich auf ihrem Gesicht spiegelte, und der Ernst, mit dem sie seinem Blick begegnete. “Vielleicht kann ich Ihnen ja helfen, sie zu finden, wenn Sie mir sagen, wo sie ist und wie ich sie erkennen kann.”
Konnte er ihr trauen? Er schaute in den Raum hinter ihr, der im Zwielicht lag. Er war ordentlich und einfach möbliert, mit Grünpflanzen am Fenster und einem Gemälde über dem Kamin. Selbst diese kleine Erkundungsreise, bei der er nur die Augen bewegte, bescherte ihm eine neue Welle von Übelkeit, die ihn veranlasste, langsam und tief durchzuatmen. “
Madre”
, flüsterte er.
Ihre kühle Hand legte sich auf seine Stirn. “Schauen Sie, ich möchte Sie in ein richtiges Bett bringen. Glauben Sie, dass Sie ein paar Schritte laufen können?”
“Nein, nein.” Es war beinahe dunkel. Er konnte es nicht ertragen, sich Josefina da draußen vorzustellen, allein und verängstigt in irgendeinem Versteck. “Ich muss gehen.”
Sie presste entschlossen die Lippen zusammen, erhob sich und trat einen Schritt zurück. “Schön, dann gehen Sie. Versuchen Sie Ihr Glück.”
Alejandro hievte sich mühsam in eine sitzende Position hoch und verharrte einen Moment in der Hoffnung, dass sich sein Schwindel legte. Er war ein starker Mann. Gesund. Er trank keinen Alkohol und schwächte seinen Körper nicht durch Nikotin. Er war in seinem ganzen Leben noch nicht einen Tag krank gewesen, nicht einmal eine Erkältung hatte er je gehabt. Gleich würde sein Kopf klar werden, dann würde er aufstehen und trotz seiner Schmerzen von hier fortgehen, um Josefina zu suchen.
Aber der Schwindel legte sich nicht. Sein Kopf fühlte sich ganz leer an, fast als ob er nicht mehr auf seinen Schultern säße, und in seinem Bein pochte ein dumpfer Schmerz. Plötzlich wurde ihm übel, und er spürte, wie ihm der kalte Schweiß ausbrach, dann sank er in die Polster zurück. Er schloss die Augen und gab sich alle Mühe, seine Übelkeit in den Griff zu bekommen.
“Señor”
, sagte sie ruhig. “Trinken Sie einen Schluck Wasser.”
Sie drückte ihm ein Glas in die Hand und musste ihm zu seiner Schande helfen, es an die Lippen zu heben. Das Wasser war kalt und erfrischend, und er trank es gierig aus. Sein Magen beruhigte sich etwas.
Die Frau stellte das Glas beiseite und legte ihm eine kräftige Hand auf den Ellbogen. “Sie sind angeschossen worden. War es bei der Razzia auf der Wiley-Farm letzte Nacht?”
Er begegnete ihrem Blick. Wenn sie von der Razzia wusste und ihn trotzdem hier bei sich aufnahm, konnte er ihr wahrscheinlich die Wahrheit sagen. “
Sí
.”
“Die Wunde hat sich entzündet. Ich kann Ihnen Antibiotika besorgen, dann wird es Ihnen in ein paar Tagen besser gehen, aber bis dahin werden Sie es nicht schaffen, mehr als ein paar Schritte zu gehen, ohne auf die Nase zu fallen.” Sie machte eine Pause. “Lassen Sie mich Ihnen helfen.”
Ihre Freundlichkeit erstaunte ihn. “Warum?”
Ihre Augenbrauen hoben sich. “Ich weiß es wirklich nicht.” Sie ergriff seinen Ellbogen und sagte: “Sie müssen sich erst bequem hinlegen. Dann können Sie mir erzählen, was ich wissen muss, damit ich Ihnen helfen kann, Josefina zu finden.”
Er hatte keine andere Wahl. Er nickte.
“Können Sie stehen? Nebenan ist ein bequemeres Bett.”
Er hoffte es. Selbst mit ihrer Hilfe musste er seine ganze Kraft zusammennehmen, um in das Schlafzimmer neben der Küche zu gelangen. Bevor er sich aufatmend in das Bett mit den frisch duftenden Laken sinken ließ, sah er, dass das Zimmer rundherum Fenster hatte, einen sauberen Holzfußboden, und
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