Tiffany Duo Band 0124
Lebensunterhalt bestreitest, weil ich dich liebe. Durch dich habe ich so viel über mich selbst erfahren. Du bist der Grund, dass ich den Wunsch habe, wieder als Ärztin zu arbeiten, du hast mir geholfen, meinen Glauben an mich selbst wiederzufinden. Mag sein, dass ich Ian noch nicht gut kenne, aber ich kenne Jack”, sagte sie und fuhr ihm mit dem Daumen über seinen Kinn. “Und ich bin absolut verrückt nach ihm. Und der Rest? Der wird sich finden.”
“Ist das ein Ja?”, fragte er, wobei er seine Hand an ihre Wange legte und ihr tief in die Augen schaute.
Um ihre Lippen spielte ein langsames verheißungsvolles Lächeln. “Das ist ein ganz entschiedenes Ja, Oberstleutnant McClaine.”
Jack grinste und riss sie in seine Arme. Er schwenkte sie im Kreis herum und trug sie dann unter den verdutzten Blicken der Polizisten aus der Lagerhalle in die Nacht hinaus. Und als sie allein unter dem funkelnden Sternenhimmel standen, küsste er sie lange, mit glühender Leidenschaft. Er war fast sein ganzes Leben lang allein gewesen und hatte nie erwartet, das zu finden, was er in ihr gefunden hatte. Aber er wusste mit dem Instinkt eines Mannes, der schon in der Hölle geschmort hatte, dass seine Zeit der Einsamkeit vorüber war. Weil er zum ersten Mal in seinem Leben verstand, was es hieß, zu Hause zu sein.
– ENDE –
Ruth Wind
Der Mann aus Mexiko
1. KAPITEL
Molly Sheffield trat mit einem Becher dampfenden Kaffees auf die Hintertreppe ihres Hauses. Es war halb sechs. Molly liebte die Frische des frühen Morgens und wollte an nichts anderes als an ihren Kaffee denken, zumal das Wetter auch noch schön war.
Am Himmel ging gleißend die Sonne auf. Ihre Strahlen tauchten die Schwingen eines Elsternpärchens, das sich über der Silhouette des Pappelwäldchens am östlichen Rand von Mollys fast 100 Hektar großen Besitzes in die Lüfte erhob, in ein goldenes Licht.
Als ihr Mann Tim vor vier Jahren starb, war es oft dieser Blick in die Ferne gewesen, der sie davor bewahrt hatte, den Verstand zu verlieren. Diese stillen Weiten strahlten ein Gefühl von Ewigkeit aus, das sie als tröstlich empfand.
Alle hatten gesagt, dass sie sich erholen würde, und zu ihrer Überraschung hatte sich Molly tatsächlich erholt — mehr oder weniger. Es war nach und nach geschehen, aber inzwischen konnte sie auf dieser Veranda stehen, die ihr Mann mit seinen eigenen Händen gebaut hatte, und den Sonnenaufgang genießen. Natürlich vermisste sie ihn immer noch, aber die Schmerzen kamen mit jedem verstreichenden Monat seltener. Sie wusste, dass er darüber froh wäre.
Während die Sonnenstrahlen ihren Garten in rotgoldenes Licht tauchten, schlenderte Molly den Weg hinunter, den sie im vergangenen Sommer selbst angelegt hatte. Eine rosagelbe Rose, die in diesem ungewöhnlich milden Oktober noch immer standhaft blühte, öffnete dem Tag samtige Blütenblätter. Molly bückte sich und atmete für einen Moment ihren Duft ein, dann ging sie den Weg hinunter, der sich zwischen den die nördliche Grenze ihres Lands markierenden Pinien, Zedern und Wacholderbäumen dahinschlängelte.
Von irgendwoher erklang das Lied eines Zaunkönigs, und eine der Elstern aus dem Pappelwäldchen ließ sich laut schimpfend auf ihrem Lieblingsplatz nieder. Molly lächelte und sah, wie sich ihr Kater Leonardo ängstlich unter einen Lavendelbusch duckte.
“Angsthase”, sagte sie. Er antwortete mit einem leisen Miauen. Er verbrachte wegen der Kojoten nicht viel Zeit im Freien, und wenn er es tat, war er schrecklich aufgeregt.
Irgendetwas Blinkendes fesselte ihre Aufmerksamkeit, und Molly blieb einen Moment lang geblendet stehen. Sie blinzelte und schirmte ihre Augen mit der Hand ab. Vielleicht eine Glasscherbe. Sie ging darauf zu, besorgt, dass sich irgendein Tier, das auf der Suche nach Futter war, daran schneiden könnte.
Einen Moment später blieb sie abrupt stehen.
Das Licht brach sich nicht an einer Glasscherbe, sondern an einem rechteckigen silbernen Anhänger einer Kette, die um den Hals eines Mannes befestigt war. Eines Mannes, der entweder tot oder bewusstlos vor ihr lag.
Ihr Land grenzte an eine riesige Farm, deren Besitzer auf eine ganze Armee von Wanderarbeitern angewiesen war, wenn er seine Ernte rechtzeitig einbringen wollte. Als Molly näher an den Mann heranging, entschied sie, dass er zu dieser Armee gehören musste, deren Angehörige zumeist mexikanischer Herkunft waren. Er trug wie die meisten von ihnen ein einfaches weißes ärmelloses
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