Tiffany Duo Band 0124
gab.”
Er legte die Stirn in Falten. “Ja, jetzt wo Sie es sagen, erinnere ich mich an die Kleine. Hatte einen bösen Husten, deshalb hab ich sie mit ihrem Onkel rüber ins Gesundheitszentrum geschickt.”
Ihr Onkel. Voll ins Schwarze.
Molly zögerte einen Moment, unsicher, ob sie ihm die Geschichte anvertrauen konnte. Diese Lügerei war nicht so leicht, wie es im Fernsehen aussah.
Aber am Ende entschied sie doch, Vorsicht walten zu lassen, und wiederholte das Märchen, das sie sich für ihren Bruder ausgedacht hatte. “Ich weiß nichts von einem Onkel, aber sie besuchte mich öfter in meinem Garten.” Sie deutete in die Richtung, in der ihr Land lag. “Ich mache mir Sorgen um sie und habe meinen Bruder gefragt, ob sie sie mitgenommen haben, aber er hat Nein gesagt.” Sie schloss für einen Moment die Augen, dann schaute sie ihn bittend an. “Es ist jetzt mehr als vierundzwanzig Stunden her. Könnten Sie nicht vielleicht auf den Feldern nach ihr suchen lassen?”
Er schien einen Augenblick mit sich zu ringen, dann sagte er: “Na ja, ich schätze, es kann nicht schaden. Armes Ding.” Er schwieg wieder, dann fuhr er grinsend fort: “Als Gegenleistung könnten Sie ja vielleicht diese Bulldogge von Bruder, den Sie da haben, für die nächsten ein, zwei Tage ein bisschen ablenken.” Er schnitt eine Grimasse. “Ich bekomme eine Wagenladung neuer Männer und kann keine Scherereien brauchen. Die meisten von ihnen haben diesmal Visa, aber ich brauche jede Hand, die ich kriegen kann. Die Chilis müssen vor dem ersten Frost rein.” Er schaute zum Himmel auf. “Es kann jeden Tag soweit sein.”
Und das kleine Mädchen war irgendwo da draußen. Molly nickte. “Ich werde sehen, was ich tun kann.”
4. KAPITEL
Molly machte noch ein paar Besorgungen, bevor sie nach Hause fuhr. Als sie ihre Haustür aufschloss, stieg ihr der Duft frisch aufgebrühten Kaffees in die Nase, so köstlich, dass ihr fast ein bisschen schwindlig wurde. Sie trug die Tüte mit den Einkäufen in die Küche und atmete genüsslich tief ein.
“Oh, ich brauche unbedingt eine Tasse von diesem Kaffee! Er duftet einfach köstlich!”
Ihr Patient saß auf einem Küchenstuhl vor dem Herd und rührte mit einer Hand in einem Topf herum, während er sich mit der anderen schützend die Rippen hielt. Er hob den Kopf. “Ich habe gehofft, Sie nehmen es mir nicht übel, dass ich in Ihrer Küche herumhantiere, wenn der Kaffee nur gut genug ist.”
“Gar nicht. Zufälligerweise hatte ich noch ein bisschen Kleingeld für Doughnuts übrig.” Sie zauberte eine Tüte mit dem frischen, noch ofenwarmen Gebäck hervor. “Mögen Sie sie?”
“Ja, gern.” Er bewerkstelligte ein Lächeln, und erst jetzt sah Molly, dass er erschöpft wirkte und seine Stirn mit einem feinen Schweißfilm bedeckt war. “Der Kaffee ist in …”, er schaute auf die Uhr, “… drei Minuten fertig.”
Besorgt durchquerte sie die Küche und berührte mit der Vertrautheit einer Krankenschwester seine Schulter, während sie sich zu ihm hinunterbeugte und ihm in die Augen schaute. “Ist alles in Ordnung mit Ihnen?”
Er überhörte ihre Frage. “Haben Sie sie gefunden?”
Molly seufzte. Sie schüttelte den Kopf. “Wiley hat versprochen, sie suchen zu lassen.” Automatisch befühlte sie seine Stirn, um zu überprüfen, ob er Fieber hatte.
Sie bereute es augenblicklich. Das Gefühl, unter ihrer Hand seine Haut zu spüren, war überwältigend intim. Seine Augen, ernst und groß und ruhig, begegneten ihrem Blick.
Sie nahm die Hand weg. “Ihr Fieber ist wieder gestiegen. Sie sollten Ihre Medikamente einnehmen und dann zurück ins Bett gehen.”
“Bald. Erst der Kaffee, hm?” Er deutete mit dem Kinn auf die Tüte auf dem Tresen. “Und ein oder zwei Doughnuts.” Um seinen großen Mund spielte ein Lächeln. “Oder drei.”
“Ah, dann haben wir also etwas gemeinsam … eine Schwäche für Doughnuts.”
“Meine Mutter hat sie oft gebacken. Wenn ich sie esse, denke ich an sie.”
Molly holte zwei Kaffeebecher aus dem Küchenschrank und stellte sie auf den Tresen. “Ich habe nie gesehen, dass man so Kaffee macht.”
“Er wird Ihnen schmecken.” Sehr vorsichtig stand er auf. “Ich brauche ein …” Er machte ein finsteres Gesicht, seine Hand beschrieb einen Kreis in der Luft. “Sie wissen schon … etwas wo ich ihn durchgießen kann.”
“Ah ja.” Sie holte aus einer Schublade ein Sieb und hielt es ihm hin. “Das?”
“Sí
.”
“Sieb”, sagte
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