Tiffany Duo Band 0124
sie.
“Sieb”, wiederholte er ernsthaft, dann nahm er es ihr aus der Hand und deutete zum Herd. “Der Topf ist mir zu schwer.” Sein trockenes Lächeln. “Wollen Sie es machen? Ich halte das Sieb.”
Zusammen siebten sie den Kaffee in die Tassen. Sein Duft ließ Molly das Wasser im Mund zusammenlaufen. “Brauchen wir Zucker?”
Er schüttelte den Kopf, und auf seinem Gesicht spiegelte sich Freude — vielleicht auch freudige Erwartung — wider. “Er wird Ihnen schmecken.”
Molly nahm die Becher und überließ es ihrem Gast, die Tüte mit dem Gebäck zum Tisch zu tragen. Nicht Gast, Patient. Was auch immer. Sie spürte sein Bedürfnis, zu helfen, wo es ihm möglich war. Als er sich an den Tisch setzte, stieß er einen hörbaren Seufzer aus, und Molly lächelte. “Sie brauchen wirklich noch für ein paar Tage Ruhe.”
Er lächelte. “Das sagen Sie oft.”
“Weil ich mir sicher bin, dass Sie es sonst nicht machen würden.” Molly senkte den Kopf und atmete den Kaffeedampf tief ein, dann hob sie den Becher und nahm einen ersten Schluck. Der Geschmack von Kaffee, Zimt und braunem Zucker explodierte förmlich auf ihrer Zunge. “Oh! Das ist wundervoll!” Sie nahm noch einen Schluck … diesmal mit geschlossenen Augen. “Mm.” Sie schaute ihn mit einem Lächeln an. “Danke.”
Sie erhaschte auf seinem Gesicht einen Ausdruck, den sie nicht ganz einordnen konnte. Etwas merkwürdig Wachsames, Intensives. Dann war es weg. Sie schob ihm die Doughnuts hin. “Essen Sie, damit ich Ihnen Ihre Medizin geben kann.”
Er nahm einen Doughnut mit Zuckerguss heraus und biss herzhaft hinein. Molly sagte: “Erzählen Sie mir, wie es kommt, dass Sie als Landarbeiter hier sind.”
Alejandro hob den Blick, und sie sah ihm an, dass er vorhatte, eine spaßige Bemerkung zu machen. Doch dann kehrte plötzlich dieser intensive Ausdruck in sein Gesicht zurück, und er sagte weich: “
Señora
, Sie haben wunderschöne Augen.”
Molly schaute seltsam berührt schnell weg, doch einen Augenblick später hob sie den Kopf und sagte ruhig: “Danke. Sie auch.”
Er lächelte. “Aber ganz andere, stimmt’s?”
“Ja.” Sie nahm sich auch einen Doughnut. “Erzählen Sie mir jetzt Ihre Geschichte,
Señor
.
“Bitte”, sagte er, “nennen Sie mich Alejandro.”
Sie nickte, sagte jedoch nichts. Noch nicht. Sein Name würde ihr auf der Zunge zergehen, aber sie war noch nicht bereit, ihn auszukosten. Es wäre viel besser, wenn er Hector oder Porfino hieße, dachte sie.
“Mein Vater war Geschäftsmann. Wir, meine Schwestern und ich hatten alles.” Er sah ihren skeptischen Gesichtsausdruck. “Oh, Sie glauben mir nicht.”
Sie neigte den Kopf. “Vielleicht. Erzählen Sie weiter.”
“Wir gingen auf sehr gute Schulen.” Er biss wieder in seinen Doughnut, kaute langsam und schluckte, dann fuhr er fort: “Das war, nachdem sie das Öl gefunden hatten und alle dachten, Mexiko würde ein sehr, sehr reiches Land werden.”
“Öl?” Sie verband Öl mit dem Mittleren Osten.
“Viel Öl … und es hätte dem Land einen riesigen Aufschwung geben können.” Er seufzte, dann hielt er die Luft an und legte die Hand auf seine Rippen. “Aber das Management war erbärmlich, man hatte zu viele Darlehen aufgenommen. Die Regierung wurde gestürzt.” Er wischte sich seine Finger sorgfältig an der Serviette ab. “Mein Vater wurde mit in den Abgrund gerissen. Er verlor alles.”
“Wie alt waren Sie da?”
“Fünfzehn. Für mich war es nicht so schlimm. Ich hatte für die Schule nie viel übrig. Ich liebte das Landleben. Mein Onkel nahm uns auf. Er war nicht so reich wie mein Vater, aber auch nicht arm. Er hatte eine große Farm. Das war genug.”
Molly entdeckte, dass ihr die Art, wie er erzählte, gefiel. Seine Stimme war nicht tief, doch der melodische Akzent und die Betonung, die er auf bestimmte Konsonanten legte, gingen ihr unter die Haut. “Aber?”, drängte sie.
Er senkte den Kopf. “Meine jüngere Schwester, sie war …” Er schüttelte den Kopf. “Sie heiratete. Einen guten Mann, denke ich, er war jedoch nur ein ganz gewöhnlicher Farmer. Sie wollte zu viel. Ein reiches Leben. Sie lief davon.” Er schaute in die Ferne, in die Vergangenheit. In seinen dunklen Augen spiegelte sich das Licht. “Nach Amerika.”
“Das Land der Freiheit und die Heimat der Tapferen”, sagte Molly mit einem ironischen Grinsen.
Er hob eine Schulter. “Das Land des Geldes. Sie bildete sich ein, sie bräuchte nur hierherzukommen
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