Tiffany Duo Band 0124
in der Stimme nennen.
“Ja,
bueno”
, sagte sie und lächelte. Dann schluckte sie und wandte den Blick ab. Sie nahm das Tablett weg und drückte ihm das Milchglas in die eine und zwei Tabletten in die andere Hand. “Morgen früh werden Sie sich schon viel besser fühlen”, versprach sie.
“Bueno”
, sagte er und schluckte die Pillen.
Sie lächelte. “Gute Nacht, Mr Sosa.”
“Warten Sie!”
Bereits an der Tür, drehte sie sich um.
“Ich weiß Ihren Namen nicht,
Señora
. Die Heilige, die mich gerettet hat.”
“Sie können mich heilige Molly nennen”, gab sie scherzhaft zurück.
Molly. Befriedigt legte er sich zurück, zuckte angesichts des Schmerzes in seinen Rippen zusammen und schloss die Augen. Kurz bevor er einschlief, fiel ihm ein, dass er vergessen hatte, sie nach Josefina zu fragen.
3. KAPITEL
Josh konnte nicht schlafen. Er stand leise auf, um seine Frau nicht zu wecken, schlüpfte in seinen Bademantel und tappte barfuß in die Küche. Das Summen der Neonröhren an der Decke war das einzige Geräusch, und irgendwie ließ die Stille den Lärm der Razzia, der noch immer in seinem Kopf widerhallte, noch lauter erscheinen.
Denn diese Razzia von vergangener Nacht war es, die ihn nicht schlafen ließ. Sie hatten sie bereits seit einer Woche geplant, wobei sie den Zeitpunkt absichtlich so festgelegt hatten, dass es Wiley am meisten schmerzte, in der Hoffnung, der Farmer würde endlich einsehen, dass er so nicht weitermachen konnte. Nicht dass es etwas nützen würde. Schon nächste Woche würde ein neuer Trupp Illegaler bei Wiley arbeiten. Aber sie machten ohnehin in regelmäßigen Abständen Razzien bei ihm. Es war längst Routine.
Und doch war letzte Nacht von Anfang an alles schiefgegangen. Zum einen waren eine Menge mehr Illegale dort gewesen als erwartet, unter ihnen auch viel mehr Frauen und Jugendliche als normalerweise, was die Dinge immer verkomplizierte. Die Polizei hatte sie beim Feiern überrascht, und die jungen Männer hatten versucht, sich den Befehlen zu widersetzen, wodurch eine Art Panikstimmung entstanden war. Einer der Jugendlichen hatte durchgedreht und einen Polizisten niedergeschlagen, was das Chaos perfekt gemacht hatte. Die Arbeiter waren in alle Himmelsrichtungen auseinander gestoben, gejagt von Polizisten, die ihnen über die dunklen Felder und in die riesigen Pfirsichplantagen am westlichen Ende der Farm gefolgt waren.
Und dann waren die Dinge völlig aus dem Ruder gelaufen. Josh ließ die Situation wieder und wieder Revue passieren. Wie er seine Waffe gehoben und gefeuert hatte. Ein Mal, zwei Mal war das grelle Mündungsfeuer in der Dunkelheit aufgeblitzt. Er hörte den Mann hinfallen und rannte hinter ihm her, aber obwohl er mehr als eine Stunde nach ihm gesucht hatte, hatte er ihn nicht gefunden.
Es machte ihn krank. Er hatte noch zu niemand etwas gesagt. Und niemand hatte etwas zu ihm gesagt, obwohl irgendjemand die Schüsse gehört haben musste. Es war nicht das erste Mal. An sich war ihnen bei derartigen Razzien der Schusswaffengebrauch untersagt, es sei denn, sie schwebten in körperlicher Gefahr. Praktisch war der Job so frustrierend, dass es schon viele Male passiert war.
Bis jetzt war Josh ein vorbildlicher Hilfssheriff gewesen, aber in letzter Zeit, seit er mit Rechnungen zu kämpfen hatte — wobei ihm die teure Krankenversicherung für seine Familie besonders schwer im Magen lag —, wuchs sein Groll. Er kaufte von seinem hart verdienten Geld Lebensmittel und wurde stocksauer, wenn er mitbekam, dass irgendjemand mit Lebensmittelmarken vom Sozialamt bezahlte. Es stank ihm einfach, dass der Landkreis jährlich Hunderttausende von Dollars ausgab, um die Kosten zu decken, die die illegalen Arbeiter verursachten, die jedes Jahr von März bis Oktober herkamen — Gefängniskosten, Verpflegungskosten, Kosten für die medizinische Versorgung etc. —, obwohl sich derselbe Landkreis kaum sein kümmerliches Gehalt leisten konnte.
Er konnte sich und seine Familie nur mit Schwierigkeiten über Wasser halten, und es gab Monate, da wusste er nicht, wo er das Geld für seine Telefon- und Stromrechnung hernehmen sollte. Sein “neuer” Truck war ein zehn Jahre altes Modell, das er irgendwie über den Winter bringen musste.
Er verstand einfach nicht, warum er leiden musste, während Hunderte und Aberhunderte von Leuten, die nicht einmal Bürger dieses Landes waren, davon profitierten. Es war nicht fair.
Aber es war falsch gewesen, sich im Dienst von seiner Wut
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