Tiffany Duo Band 0124
Willenskraft. Er hob den Kopf. “Molly, darf ich heute Nacht bei dir schlafen? Bloß schlafen, ich verspreche es.” Er berührte ihr Haar. “Ich möchte dich nur halten.”
Als Molly erwachte, spürte sie als erstes Alejandros Atem in ihrem Nacken. Sie überlegte nicht eine Sekunde, wer da wohl neben ihr im Bett liegen mochte, dem Bett, das sie in ihrem ganzen Leben bisher nur mit einem einzigen Mann geteilt hatte.
Und es konnte keinen Zweifel daran geben, dass seine Hand locker auf ihrer Hüfte ruhte. Ebenso wenig daran, was das für Gefühle waren, die sie überschwemmten, als ihr klar wurde, dass sie hier mit dem Mann im Bett lag, der nun schon seit mehreren Tagen ihre Fantasie mit Beschlag belegte. An ihrem nackten Unterschenkel spürte sie die seidige Behaarung seines Schienbeins. Sein weicher Atem strich warm und feucht über ihren Nacken und verschaffte ihr eine Vorstellung davon, wie nah sein Mund ihrer Haut war.
Sie lechzte danach, sich einfach umzudrehen und ihn zu umarmen. Sie blieb jedoch still liegen und kostete den Augenblick aus, wobei sie darüber nachdachte, wie sehr Alejandro Sosa sie doch immer wieder überraschte. Diesmal allerdings hatte er sie ganz besonders überrascht. Wie viele Männer würden neben einer Frau schlafen, ohne auch nur den geringsten Annäherungsversuch zu unternehmen? Wie viele Männer würden ihre Wünsche und Bedürfnisse derart respektieren?
Was für eine seltsame Freiheit gab er ihr!
Seine Hand verschwand von ihrer Hüfte, und Molly spürte, wie er aufstand. Sich beraubt fühlend, drehte sie sich um. “Ich wusste nicht, dass du wach bist.”
Mit dem Rücken zu ihr, diesem wohlgeformten, leicht gebräunten Rücken, sagte er: “Ich bin schon lange wach, Molly. Ich gehe jetzt duschen, und dann mache ich Kaffee für dich.” Noch immer von ihr abgewandt, schlüpfte er in seine Jeans, gleich darauf drehte er sich um und zog ihr die Decke über die Schultern. “Schlaf noch ein bisschen.” Eine Sekunde später war er fort.
Sie zog sich sein Kissen übers Gesicht und stöhnte. Der Bezug strömte seinen Geruch aus und ließ ihr Verlangen ins Unermessliche wachsen. Sie stellte sich seinen Körper vor, so wie sie ihn gesehen hatte, als er, das nasse lakritzschwarze Haar aus der Stirn gestrichen, in der Badewanne gesessen hatte.
Sie hörte im Bad das Wasser rauschen. Direkt hinter ihrem Kopf. Auf der anderen Seite der Wand war er nackt. Jetzt strömte das Wasser auf ihn nieder, auf alles von ihm. Seinen Nacken. Seinen breiten Brustkorb. Seine atemberaubenden Schultern. Seine Hüften. Sein Geschlecht.
Ihre Haut stand in Flammen. Was war los mit ihr? Angewidert von sich selbst stand sie auf und flocht ihren vom Schlaf zerzausten Zopf auf. Sie war verrückt. Er war freundlich und ehrenhaft und rechtschaffen. Und sie war eine sexbesessene Person, die keinen anderen Gedanken hatte, als ihn zu verführen.
Vielleicht ist er ja gar nicht interessiert, dachte sie, während sie sich mit einer Bürste durchs Haar fuhr. Er hatte bestimmt jede Menge Gelegenheiten, und kein Mann, aus welcher Kultur er auch stammen mochte, hatte Mühe, so eindeutige Signale, wie sie sie zweifellos aussandte, aufzunehmen.
Vergiss es, dachte sie, sich im Spiegel einen finsteren Blick zuwerfend. Dann ging sie eilig zur Tür und lief barfuß in die Küche.
Kaffee. Sie brauchte Kaffee. Und einen langen Spaziergang, vielleicht. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Zähne. Und ihre Zahnbürste.
Sie tat Wasser und Kaffee in die Kaffeemaschine und stellte sie an, dann wartete sie gegen den Tresen gelehnt darauf, dass der Kaffee durchlief und Alejandro auftauchte. Als er schließlich auf der Bildfläche erschien, hatte er sich das nasse Haar glatt nach hinten gekämmt; er war frisch rasiert, und sein atemberaubender Oberkörper war nackt und noch feucht. Sie stürmte wortlos an ihm vorbei nach oben ins Bad und putzte sich die Zähne mit derselben Heftigkeit, wie sie sich kurz zuvor die Haare gebürstet hatte, und schrubbte sich das Gesicht, bis es brannte.
Trotzdem konnte sie immer noch seinen Atem in ihrem Nacken spüren.
Und dann fasste sie einen Entschluss. Sie riss sich Bademantel und Nachthemd herunter und stellte sich unter die Dusche. Anschließend verteilte sie duftenden Talkumpuder auf ihrer Haut. Wenig später machte sie sich, unter ihrem nur locker zugeknoteten Bademantel nackt, auf den Weg in die Küche.
“Ah”, sagte Alejandro lächelnd, als sie hereinkam. “Da bist du ja. Willst du
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