Tiffany Duo Band 0124
gemacht?”
“Vor langer Zeit hatte ich Kunstunterricht.”
“In der Schule?”
“Ja. Warte.” Er blätterte den Stapel durch — er musste die ganze Zeit über gezeichnet haben, seit sie zurückgekehrt waren — und zog eine andere Skizze heraus. “Bienenstöcke.”
Sie spannte sich an. “Alejandro, stopp.”
Er schaute sie an, an die Stelle seiner Begeisterung trat Wachsamkeit. “Ich habe doch nichts Falsches gemacht, oder?”
“Nein. Es ist nur … ich weiß nicht, ob ich für das alles schon bereit bin. So viele Veränderungen.”
“Aha.” Mit ruhiger Würde sammelte er die Skizzen wieder ein. “Entschuldige. Ich habe nicht nachgedacht.” Mit einem Lächeln fügte er hinzu: “Mein Kopf … manchmal denke ich, dass ich schon weiß, was richtig ist, und höre einfach nicht zu.”
“Ich weiß die Geste zu würdigen.”
Er nickte, und Molly sah, dass jetzt er es war, der sich ein bisschen steif bewegte. “Ich habe dich verletzt”, sagte sie.
“Nein.” Er schüttelte nachdrücklich den Kopf. “Ich wünsche mir nur, ich könnte mich für das, was du für mich tust, revanchieren. Ich bin ein Mann und zu stolz.” Er zuckte die Schultern. “Ich werde mir etwas ausdenken.”
“Es hat keine Eile, Alejandro. Wir sitzen sowieso noch für mindestens ein Jahr im selben Boot.”
“Sí
. Du hast Recht.” Er hob das Kinn, und sie ertappte sich dabei, dass sie seine breiten Schultern, die sich unter dem Hemd spannten, registrierte. “Aber du hast Josefina und mich gerettet.” Er stand auf und nahm die Zeichnungen weg. “Na gut. Wir unterhalten uns ein andermal darüber, okay?”
“Okay.” Sie nickte. “Jetzt fällt mir ein, warum ich in die Küche gekommen bin. Du musst mit deinen Sachen in mein Schlafzimmer umziehen. Nur für alle Fälle.”
“Ah. Ich bin froh, dass du daran gedacht hast.” Er nickte. “Willst du, dass ich es gleich mache?”
“Ja. Ich glaube, ich gehe dann bald ins Bett.”
“Es war ein langer Tag.”
Das Gespräch fing an, wie die Grundstufe eines Sprachkurses zu klingen. “
Sí, Señor”
, sagte sie spontan. “Ich bin sehr müde.
Yo soy muy … tiredo”
, versuchte sie es auf Spanisch.
Ein kleines bisschen seiner Steifheit fiel von ihm ab, und er lächelte.
Sie stand auf. “Komm mit, ich zeige dir, wo du deine Sachen hinräumen kannst. Ich gehe unterdessen schon mal ins Bad.”
Während sie den Flur hinuntergingen, sagte Alejandro, der heute Abend stärker als sonst humpelte: “Nicht einmal Hühner, Molly? Hühner kosten nicht viel.”
“Was sollte ich mit ihnen tun? Ich weiß nicht mal, wie man ein Huhn schlachtet. Und ehrlich gesagt, steht mir auch nicht der Sinn danach.”
“Oh, das bräuchtest du auch lange Zeit nicht zu wissen. Erst wenn die Hennen alt sind und keine Eier mehr legen. Irgendwer könnte es für dich machen.” Er blieb an ihrer Schlafzimmertür stehen, um ihr den Vortritt zu lassen. “Die Hühner würden dir schöne frische Eier legen, Molly. Deine eigenen.” Er hatte sich wieder für sein Thema erwärmt und sprach mit Begeisterung.
Molly lachte. “Du begreifst es einfach nicht. Ich habe Land und dieses Haus, aber ich verstehe nichts davon. Ich weiß nicht einmal, ob ich Hühner will.”
Er hob lächelnd die Hand. “Okay. Ich sage nichts mehr. Hier?” Er deutete auf den Schrank, dann schaute er sich in dem Zimmer um. “Das ist wunderschön”, sagte er. Sein Blick kehrte zu Molly zurück. “Hat das auch alles dein Mann gemacht?”
Sie nickte und verschränkte die Arme, um das Gefühl der Intimität abzuwehren, die seine Anwesenheit in diesem Raum mit sich brachte. “Er hat alles selbst gemacht, die Holzverkleidung an den Wänden, den Schrank und das dazu passende Bett.”
Alejandro strich mit der Hand über einen der vier Bettpfosten, seine Finger liebkosten das samtige Holz — eine seltene Birkenart. Er beugte sich darüber, um es genauer zu untersuchen, dann stieß er einen anerkennenden Pfiff aus. “Ein Mann, der so schöne Dinge gemacht hat … ich denke, sein Himmel muss voller Holz und Werkzeug sein, um Gott einen Thron zu bauen.”
Die Worte taten sehr weh, und sie gab einen leisen Laut von sich. “Du musst jetzt deine Sachen holen”, sagte sie abrupt.
Er hob den Kopf, und sie sah die Verwirrung in seinen Augen. “Ich scheine dauernd etwas Falsches zu sagen”, sagte er betrübt. “Es tut mir leid, Molly.” Er ging zur Tür. “Schlaf gut.” Er zögerte. “Ich würde nachher gern noch Josefina
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