Tiffany Duo Band 0124
mit meinem Bruder sprechen.”
“Er tut das nur, weil er glaubt, dass es das Beste für dich ist.”
“Nein”, gab sie bitter zurück. “Da irrst du dich.”
Molly fuhr zum Sheriffbüro, aber Josh war nicht da, deshalb beschloss sie, es bei ihm zu Hause zu versuchen. Als sie unterwegs beim Lebensmittelhändler Station machte, fand sie den Laden gerammelt voll mit Einheimischen, die sich für den Fall überraschender Schneefälle, die sich um diese Jahreszeit oft einstellten und dann in dem Tal alles lahm legten, mit Lebensmitteln eindeckten.
Sie kaufte alles, was sie selbst brauchte, sowie eine Tüte mit Vorräten für Lynette, die es hasste, im Schneetreiben Auto zu fahren. Als sie beim Haus ihres Bruders anlangte, sah sie, dass der Streifenwagen davor parkte. Während sie die Tüte mit den Einkäufen für Lynette zur Tür trug, beschlich sie ein Gefühl merkwürdiger Fremdheit. Fast so als ob sie nicht hierher gehörte.
Ein Gefühl, das sich verstärkte, als sich die Tür öffnete und Josh, sich seinen Hut auf den Kopf stülpend, herauskam. Er tat ein bisschen überrascht, als er sie sah, dann erinnerte er sich daran, die Stirn zu runzeln. “Wir haben genug Lebensmittel, Molly. Wir sind kein Sozialfall.”
“Du kannst sie mir ja bezahlen, wenn du es für nötig hältst. Ich wollte nicht dir helfen, sondern deiner Frau.”
“Sie braucht keine Hilfe.”
“Und du auch nicht, richtig?”, sagte Molly. Sie hatte die Worte wütend sagen wollen, bitter, aber zu ihrem Entsetzen klangen sie fast tränenerstickt.
Er war schon an ihr vorbei und senkte jetzt den Kopf, sodass Mollys Blick auf seinen Nacken fiel. Es war eine verletzliche Stelle, eine, die sowohl von seiner Jugend wie auch von seiner Sturheit zeugte. “Josh, ich hasse das! Du bist die einzige Familie, die ich noch habe, und ich kann es einfach nicht ertragen, wenn wir so im Clinch miteinander liegen.”
Er blieb eine ganze Weile mit gesenktem Kopf stehen, dann drehte er sich um und schaute sie abwehrend an. “Wir liegen nicht im Clinch, Molly. Wir stehen nur auf verschiedenen Seiten.”
“Dann macht es also unsere Beziehung kaputt, wenn ich eine andere Meinung habe als du? Ist es das, was hier im Augenblick passiert?”
Lynette riss mit finsterem Gesicht die Haustür auf. “Ihr kommt jetzt sofort rein”, sagte sie in dem Tonfall, in dem sie seit Jahren ihre Kinder herumkommandierte. “Ich lasse es nicht zu, dass ihr hier auf meiner Veranda herumsteht und in aller Öffentlichkeit eure schmutzige Wäsche wascht.” Als Josh und Molly zögerten, stützte sie die Hände in die Hüften. “Los, jetzt. Rein mit euch, aber ein bisschen dalli.”
Sie gehorchten. Lynette scheuchte sie in die Küche, dankte Molly für die Einkäufe und stellte die Tüte auf dem Tresen ab. Im Rausgehen blieb sie auf der Schwelle stehen und sagte: “Seht zu, dass ihr euch wieder einkriegt, und zwar schnell. In einer halben Stunde kommen die Kinder zurück, und ich will nicht, dass sie sehen, wie ihr beide euch streitet.” Sie verließ die Küche und machte die Tür hinter sich zu.
Molly lehnte sich gegen den Tresen. “Der Sheriff war vorhin im Krankenhaus.”
Josh setzte sich und nahm seinen Hut ab. Eine Haarsträhne stand ihm zu Berge, und Molly sehnte sich danach, sie glatt zu streichen, so wie sie es immer getan hatte. Sie schob die Hände in ihre Taschen und wartete darauf, dass er etwas sagte. “Das dachte ich mir.”
“Warum hast du das getan, Josh?”
“Ich musste es, Molly. Du hast gegen das Gesetz verstoßen. Ich weiß, dass es eine Scheinehe ist.”
Sie öffnete den Mund, um zu widersprechen, dann machte sie ihn wieder zu. Vielleicht war die Zeit des Lügens ja vorbei. Sie dachte an Alejandros Hände auf ihrem Körper heute Morgen, dachte an seine Küsse und sagte: “Meine Gefühle sind im Moment sehr kompliziert, aber das spielt keine Rolle. Eine Ehe reicht nicht aus, um ihn hier zu behalten.” Plötzlich schossen ihr die Tränen in die Augen, und sie sank auf den nächstbesten Stuhl. “Und soweit hätte es nicht kommen brauchen. Du hättest es ihnen nicht erzählen dürfen.”
Ein seltsamer Ausdruck huschte über sein Gesicht — Schuld und Verwirrung. “Ich weiß nicht, wovon du sprichst.”
Sie hob den Kopf und wischte sich die Tränen ab. “Alles, was ich weiß, ist, was mir der Sheriff erzählt hat … er will Alejandro hier dulden, bis Josefina aus dem Krankenhaus entlassen wird, aber dann muss er nach Mexiko zurück und sich eine
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