Tiffany Duo Band 0124
Polizei davon erfuhr, dass er von der jungen Frau hereingelegt worden war, mit der er die Nacht verbracht hatte, würde er für den Rest seines Lebens damit aufgezogen werden.
“Kommt”, forderte er Dom und Miguel auf. “Suchen wir uns einen Tisch, und trinken wir was.”
Carly saß neben der Telefonzelle und blickte entmutigt auf das geschäftige Treiben um sich her. Sie hatte den ganzen Nachmittag ohne Erfolg versucht, Margie und Richard zu erreichen. Sie hatte sich die Nachrichten angesehen, aber nichts Neues über den Mord erfahren. Außerdem hatte sie sich einen Schokoriegel gekauft, war mit einem weiteren Bus gefahren und befand sich nun im Foyer eines Hotels in der Ocean Avenue in Santa Monica.
Es war fünf Uhr nachmittags, und sie war so erschöpft, dass ihr Verstand nicht mehr zu gebrauchen war. Nur eines war ihr klar. Sie hatte genau siebzehn Dollar übrig und keine Ahnung, was sie als Nächstes tun sollte.
Einem Impuls folgend, ging sie wieder in die Telefonzelle und wählte Nicks Nummer, die sie noch auswendig kannte. Als der Anrufbeantworter ansprang, legte sie auf. Ein Gefühl absoluter Leere nahm von ihr Besitz.
Nick. Der Gedanke an ihn hatte sie den ganzen Tag nicht verlassen. Sie erinnerte sich an alles. An seine harte Hülle, an sein Mitgefühl, das hin und wieder in seinen Augen zu sehen gewesen war, an die Art und Weise, wie er ihr das Gefühl gegeben hatte, ganz und gar Frau zu sein.
Bestimmt war er wütend auf sie, hatte sie vielleicht schon angezeigt, weil sie ihm Geld und Kreditkarte gestohlen hatte. Was war sie doch für eine Närrin gewesen.
Als der Telefonapparat die Münzen wieder ausspuckte, nahm sie sie und wickelte sie ein in die Serviette, die sie von Nicks Nachttisch genommen hatte. “Morgan R’s” stand in knallroten Buchstaben in einer Ecke. Restaurant und Bar, Marina del Rey, Kalifornien, und die Telefonnummer. War das die Bar, in der sie Nick letzte Nacht kennengelernt hatte? Ohne viel nachzudenken, wählte sie die Nummer von Morgan R’s.
Nick war gerade dabei, Miguel zu erklären, wie sein Knie von der Kugel eines Gauners zerschmettert worden war. “Und die Ärzte wollen mir weismachen, dass es nie wieder völlig in Ordnung sein wird. Aber die haben ja keine Ahnung, mit wem sie es zu tun haben. Ich werde den Ärzten beweisen, dass sie sich irren. He, Dom”, meinte Nick lachend, “wenn du noch mehr von diesen Erdnüssen isst, wirst du dich in einen Elefanten verwandeln.”
Dom knackte noch eine Schale auf. “Ich kann nicht anders. Mir fehlen meine Zigaretten.”
“Lass dir das noch eine Lehre sein, Miguel”, wandte sich Nick an den jüngeren Mann. “Fang gar nicht erst an, dann brauchst du nicht wieder aufzuhören.”
“Scher dich zum Teufel”, sagte Dom gutmütig.
“He, Nick”, rief Eileen. “Telefon für dich.”
Er blickte zur Bardame. “Wer ist dran?”
“Eine deiner Freundinnen.”
Nick warf seinen Kumpanen einen bedeutungsvollen Blick zu und stand unsicher auf. Sein Knie machte ihm zu schaffen, und er hielt sich an der Stuhllehne fest, bis er das Gleichgewicht wieder gefunden hatte. Er schwankte leicht, als er zum Telefon ging. Wie viel Bier hatte er eigentlich getrunken? Fünf Flaschen, sechs? Mehr? Er nahm den Hörer auf.
“Ja?”, meldete er sich unwirsch. Er war nicht in Stimmung, zu irgendjemandem nett zu sein. Verflixtes Knie.
“Nick?”
Er erkannte ihre Stimme sofort, und eine unheimliche Kälte schien sein Herz zu umfangen.
“Nick? Ich bin’s, Carly.”
“Carly wer?”, fragte er mit kalter Stimme.
Es gab eine lange Pause. “Ich … ich weiß, dass du wütend auf mich sein musst”, sagte sie schließlich mit leiser Stimme.
“Aber warum sollte ich denn wütend auf dich sein?”
“Hast du meine Nachricht gelesen? Ich habe geschrieben, dass ich dir das Geld zurückzahlen werde. Und das werde ich auch tun, Nick. Ich verspreche es. Dafür brauche ich natürlich deine Adresse. Ich weiß nicht, warum ich die Kreditkarte mitgenommen habe …”
“Kreditkarte?” Nick zog eilig seine Brieftasche hervor und öffnete sie. Da, wo für gewöhnlich seine Visakarte steckte, war eine leere Hülle.
“OhNick”, sagte sie. “Du hast es nicht gewusst? Es tut mir leid. Ich werde sie nicht benutzen. Ich dachte nur, weißt du, nur falls …”
“Du hast mir auch meine Kreditkarte gestohlen?” Jetzt reichte es ihm endgültig. “Erst tischst du mir eine Lügengeschichte auf, und dann verschwindest du mit meinem Geld und meiner
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