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Tiffany Duo Band 0124

Tiffany Duo Band 0124

Titel: Tiffany Duo Band 0124 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Wind Barbara Ankrum Diane Pershing
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Leiche gesehen hatte. Kein Wunder, dass sie ohnmächtig geworden war. Das passierte in solchen Fällen öfter.
    Nick setzte sich langsam auf die Bank. Er hielt Carly fest in den Armen, wiegte sie hin und her. Er tätschelte leicht ihre Wange. “Carly, alles ist gut. Ich bin bei dir.”
    Sie bewegte sich. “Richard”, brachte sie mühsam hervor.
    Er biss die Zähne zusammen. “Ich bin Nick.”
    “Das ist Richard.” Ihre Augenlider flatterten leicht, dann öffnete sie sie.
    “Wer war …?” Plötzlich verstand er. “Du meinst, die Leiche?”
    Sie nickte. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. “Das ist Richard. Sie haben ihn umgebracht.”
    “Wer hat ihn umgebracht?” Als Carly nicht antwortete, legte er einen Finger unter ihr Kinn und zwang sie, ihm ins Gesicht zu sehen. “Nun sag schon, wer hat ihn umgebracht?”
    “Ich … weiß es nicht.”
    Er war sich nicht sicher, ob er ihr glauben konnte. “Na schön, wer sind ‘sie’”?
    “Das weiß ich nicht.”
    “Aber du bist dir sicher, dass das Richard ist?”
    “Er trägt die Uhr, die ich ihm geschenkt habe, und dann dieses scheußliche Kegelhemd, und die schwarzen Socken mit den aufgedruckten Tennisschlägern, und …” Sie legte die Hand auf den Mund, als wollte sie verhindern, dass ihr ein Schrei entwich. “Es ist zwar aufgedunsen, aber es ist sein Gesicht.”
    “Bist du dir ganz sicher?”
    “Ja, es ist Richard.”
    “Dann sollten wir denen sagen, dass du die Leiche identifizieren kannst.”
    Carly versteifte sich. “Nein.”
    “Warum nicht?”
    Sie stieß sich von ihm ab. “Ich werde alles abstreiten.”
    “Wieso?” Nick konnte diesen plötzlichen Sinneswandel nicht begreifen. “Was willst du abstreiten?”
    “Lass mich los.” Sie versuchte vergebens, sich von ihm loszumachen.
    “Was, zum Teufel, verbirgst du?”
    Statt ihm zu antworten, kämpfte sie weiter gegen seine Umarmung an. Er ließ sie los. Sie stand auf und schwankte leicht. “Ich kann nicht hier bleiben, in der Nähe der Leiche. Ich kann es nicht.”
    Nick spürte förmlich, wie innere Anspannung und Todesangst von ihr ausstrahlten. Warum wollte sie sich ihm nicht anvertrauen? Zorn stieg in ihm auf. Er hatte es satt, Fragen zu stellen, auf die er keine Antworten erhielt. Hatte es satt, geduldig zu sein, und er wollte nicht länger mit ansehen, wie sie sich selbst quälte.
    Er stand auf, die Hände zu Fäusten geballt, und blickte ihr in die Augen. “Also gut. Entweder erzählst du mir, was du zu verbergen versuchst, und ich meine alles, oder ich bringe dich eigenhändig aufs Revier, und zwar so schnell, dass dir Hören und Sehen vergeht.”
    Bei seinem Ton zuckte sie zusammen. Doch dann nickte sie. “Ja, alles”, versprach sie. “Aber nicht hier. Bitte nicht.”
    Nick wusste instinktiv, dass sie jetzt bereit war, sich ihm anzuvertrauen. Sehr viel länger hätte sie es auch bestimmt nicht ertragen, alles für sich zu behalten. Aber er musste sie schnell von dem Toten wegbringen. Das Restaurant, in dem sie hatten frühstücken wollen, schien der geeignete Ort für eine Aussprache zu sein.
    Es war ein Wochentag, die Frühstückszeit war vorbei, daher war das Café nicht besonders voll. Es waren nur noch einige Surfer, ein paar Freischaffende und vereinzelte Geschäftsleute da, also hatten sie mehr oder weniger die Wahl der Plätze.
    Nick wählte einen Ecktisch, der ihnen ein Gespräch unter vier Augen ermöglichte. Dann bestellte er ein Frühstück aus gegrilltem Frühstücksspeck, Eiern, Brot und Kaffee, setzte sich Carly gegenüber und sah sie erwartungsvoll an. Inzwischen hatte sie sich etwas gefasst.
    “Also”, sagte er kurz angebunden. “Lass hören. Alles. Jetzt gleich.”
    Carlys Herz schlug wie verrückt. Sie sah keinen Ausweg mehr. Richard war tot. Wenn das irgendwelche Gefühle in ihr erweckte, würde sie sich später damit befassen müssen. Jetzt musste sie Nick reinen Wein einschenken. Sie konnte die Bürde nicht länger ganz allein tragen.
    Nick hatte keine Geduld mehr. “Wenn du es mir nicht freiwillig sagst, werde ich es irgendwie aus dir herauspressen”, drohte er. “Wenn dir meine Art nicht gefällt, auch gut, aber du wirst mir jetzt alles sagen. Verflixt, du kannst mir vertrauen!”
    Die Kellnerin, eine Frau Mitte vierzig mit dauergewelltem grauen Haar, erschien mit dem Kaffee. Carly verschaffte sich ein wenig Zeit, indem sie sich Sahne nahm, sie im Kaffee verrührte und einen Schluck trank. Jetzt war sie bereit.
    “Du hast Recht”, sagte sie.

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