Tiffany Duo Band 0133
als du mich in der Kirche im Stich ließest. Ich liebe dich nicht, Thomas.”
“Sag so etwas nicht! Nick …”
“Nick hat nichts damit zu tun”, unterbrach sie ihn ernst. “Es ist einzig deine Schuld. Du hast dich von einer Seite gezeigt, die ich vorher niemals bemerkt hatte. Ich hatte viel Zeit zum Nachdenken. Wenn dir wirklich an mir gelegen wäre, hättest du zumindest angerufen und dich erkundigt, ob es mir gut ging.”
“Das wollte ich ja”, behauptete Thomas und spürte plötzlich, dass er Merry tatsächlich verlor. “Ich habe die ganze Zeit an dich gedacht.”
“Und ich habe an dich gedacht”, gab sie zu. “Ich musste der Tatsache ins Gesicht sehen, dass du mich nicht heiraten wolltest, und überlegte zwangläufig, ob du mich jemals geliebt hattest. Mir selber kamen ebenfalls einige Fragen. Je länger ich darüber nachdachte, desto überzeugter wurde ich, dass die Antwort klar war. Wir liebten uns nicht wirklich. Unsere Beziehung war im Laufe der Jahre zu einer bequemen Gewohnheit geworden.”
“Nein!”
“Jeder ging davon aus, dass wir eines Tages heiraten würden”, fuhr Merry unbeirrt fort. “Als du nach Liberty Hill zurückkehrtest, erfüllten wir einfach die allgemeinen Erwartungen. Doch als es zur Trauung kam, brachtest du den letzten Schritt nicht fertig. Ich nehme es dir nicht übel”, fügte sie hinzu, als er ihr erneut erklären wollte, dass er Angst bekommen hätte. “Das spielt keine Rolle mehr. Wichtig ist nur, dass wir den Grund erkennen, weshalb wir nicht geheiratet haben. Wir sollten versuchen, jeder sein eigenes Leben zu führen, bevor wir einander zu hassen beginnen.”
Einen Moment hatte Merry den Verdacht, dass Thomas in Tränen ausbrechen würde. “Du bist das Beste, was mir jemals begegnet ist”, sagte er heiser. “Ich will dich nicht verlieren.”
“Das hast du bereits”, antwortete sie ruhig. “Du hast es nur noch nicht gemerkt.”
Die Neuigkeit sprach sich in Windeseile herum. Eine Krankenschwester war zufällig auf dem Gang gewesen, als Merry Thomas erklärte, dass sie ihn nicht mehr liebte und ihn daher nicht heiraten würde. Innerhalb von einer Stunde redete die ganze Stadt über das Ende der vermeintlich märchenhaften Romanze.
Nick hörte die Neuigkeit gleich von mehreren Seiten. Wie zu erwarten, nahm sie immer groteskere Formen an. Merry hätte Thomas ins Gesicht geschlagen, sie hätte eine Blumenvase auf seinem Schädel zertrümmert … Nur eines blieb immer gleich: Merry liebte Thomas nicht mehr.
Das war die beste Nachricht, die Nick seit Monaten vernommen hatten. Er hatte schon befürchtet, dass dieser Tag niemals kommen würde. Zum Glück hatte er sich geirrt.
Als intelligenter Mann sagte er sich jedoch, dass damit noch nichts gewonnen war. Dass Merry Thomas nicht mehr liebte, bedeutete nicht, dass sie sich jetzt von ihm lieben ließ.
Trotzdem hatte Nick das Gefühl, in der Lotterie gewonnen zu haben. Zum ersten Mal hatte er eine echte Chance. Am liebsten hätte er Merry gleich angerufen, aber er wollte nichts übereilen. Er würde ihr etwas Raum geben und warten, bis sie selber anrief, weil sie reden wollte.
Nick bog in das Hawk River Valley und blickte die lange gerade Straße hinab, die das Tal durchschnitt. Kein liegen gebliebenes Fahrzeug war zu sehen. Doch etwa hundert Meter vor ihm bewegte sich etwas im Gras. Stirnrunzelnd verringerte er seine Geschwindigkeit und schaltete das Licht des Streifenwagens ein.
Anstatt eines verwundeten Tieres, wie er angenommen hatte, entdeckte er einen Wurf zotteliger Welpen, die jemand ausgesetzt haben musste. Die Tiere sahen gesund aus und waren wohlgenährt. Sie spielten im Gras und stolperten über ihre eigenen Pfoten. Lange konnten sie noch nicht hier sein.
Der größte Welpe bemerkte Nick, der aus dem Wagen stieg, und versuchte, sich als Wachhund zu betätigen. Er stellte sich vor seine Brüder und Schwestern, richtete sich hoch auf, bellte und wedelte gleichzeitig mit dem Schwanz.
Lächelnd hockte Nick sich hin und streckte die Hand aus, damit der Welpe an seinen Fingern schnüffeln konnte. “Das machst du sehr gut, Kleiner”, sagte er. “Aber du brauchst keine Angst vor mir zu haben.”
Der Welpe schien derselben Meinung zu sein, denn er begann, Nicks Finger zu lecken. Die anderen betrachteten es als ein Zeichen dafür, dass alles in Ordnung wäre, und freuten sich über die Gesellschaft in dieser großen einsamen Welt, in die sie plötzlich geworfen worden waren.
Lachend hob Nick alle
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