Tiffany Duo Band 0133
Bände. Plötzlich wurden ihr die Knie weich.
“Hören Sie auf mit diesem Unsinn”, sagte sie aufgebracht.
Er zuckte die Achseln.
“Ganz wie Sie wünschen. Aber jetzt sollten wir wirklich los. Bleiben Sie dicht bei mir”, befahl er ihr. “Wir dürfen vor allem nicht auffallen. Haben Sie mich verstanden?” Hope nickte schweigend.
Das Beste wäre gewesen, auf direktem Weg zur Kirche St. Cecilia zu gelangen, aber bis dahin war es noch weit. Nachdem er den ganzen Tag lang durch die engen Straßen der Insel gelaufen war, merkte Tiger, wie ausgehungert er war. Bestimmt würde Vater Felipe ihnen etwas zu essen anbieten. Andererseits wollte er die Großzügigkeit des Priesters nicht über Gebühr ausnutzen.
Am Ende landeten sie im
Remy’s
. Hier fühlte Tiger sich wenigstens einigermaßen sicher. Als Stammgast war es für ihn kein Problem, noch einen Tisch zu bekommen. Nach ein paar Worten mit dem Geschäftsführer führte er Hope in eine etwas abseits gelegene Nische.
“Sind Sie hungrig?”, fragte er sie.
“Und wie! Können Sie mir etwas empfehlen?”
Tiger nickte und gab bei der Bedienung, die sofort herbeigeeilt war, die Bestellung auf.
Hope beugte sich vor, nachdem die Bedienung sich entfernt hatte. “Würden Sie so nett sein, mir zu verraten, wie das alles Ihrer Meinung nach weitergehen soll?”, zischte sie. “Was wollen Sie überhaupt von mir? Warum haben Sie mich nicht gleich umgebracht? “
Tiger runzelte die Stirn. Er beugte sich vor, und sie sah seine dunklen Augen im Kerzenlicht funkeln.
“Was glauben Sie denn?”, erwiderte er ruhig. “Eines kann ich Ihnen versichern: Wenn ich Ihren Tod gewollt hätte, wären Sie bereits nicht mehr am Leben.”
“Aber – “
Er schüttelte den Kopf und legte ihr den Finger auf die Lippen.
“Vergessen Sie bitte nicht, dass Santiago Ihre Familie angriffen hat, bevor ich überhaupt auf der Bildfläche erschienen bin. Und dann haben Santiago und seine Männer auf uns geschossen. Richtig?”
Hope nickte gepresst. Sie wusste, dass sie ihm gegenüber ungerecht war. Aber auch sie hatte ihre Grenzen, und das, was heute alles passiert war, ging weit über ihre Kraft.
Tiger merkte, dass ihr ihre Aggressivität leid tat. Er konnte sich gut in ihre Lage versetzen und nahm es ihr deshalb auch nicht übel, dass sie ihn angegriffen hatte. Glücklicherweise erschien in diesem Moment der Kellner, der ihnen große Teller mit Barbecuehühnchen und scharfer Sauce servierte.
“Warum haben Sie mich eigentlich vor dem Scharfschützen gewarnt?”, fragte er, um das Thema zu wechseln.
Hungrig machte Hope sich über das vorzügliche Essen her. Erst dann sah sie auf und zuckte die Schultern.
“Warum? Hätte ich etwa zulassen sollen, dass man Sie abknallt? Für wen halten Sie mich eigentlich?”
Nachdenklich nippte Tiger an seinem Glas Wein und nickte.
“Vielen Dank”, sagte er mit unerwarteter Wärme. “Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar.”
Hope hätte selbst nicht zu sagen vermocht, warum sie sich über seine Worte so sehr freute. Wahrscheinlich hatte sie ihm diese menschliche Regung nicht zugetraut. Anscheinend gab es ja doch noch etwas unter der Oberfläche harter Männlichkeit – es war wohl seine andere Seite, die er vor dem Rest der Welt verborgen hielt. Sie fragte sich insgeheim, ob sie es je schaffen würde, von ihm loszukommen. Obwohl sie sich erst kurze Zeit kannten, erschreckte sie die Macht, die er über sie hatte. Sie wusste, dass dies keine positive Verbindung war. Offensichtlich war es mit ihrer Menschenkenntnis in Bezug auf Männer nicht sehr weit her. Hatte sie sich nicht auch in Mark getäuscht? Anfangs hätte sie Stein und Bein geschworen, ihm unter allen Umständen vertrauen zu können. Doch dann hatte sich herausgestellt, dass er seit Beginn ihrer Bekanntschaft noch eine andere Freundin gehabt hatte. Für Hope war damit eine Welt zusammengebrochen. Sie hatte sich entsetzlich geschämt und das Gefühl gehabt, sich vor aller Welt zum Narren gemacht zu haben.
Bei Tiger lag der Fall natürlich anders. Bei ihm wusste sie von Anfang an, dass ihm nicht zu trauen war. Hope stieß einen tiefen Seufzer aus. Sie schien tatsächlich vom Regen in die Traufe gekommen zu sein. Plötzlich musste sie an den gewaltsamen Tod ihres Onkels und ihrer Tante denken, und sie hatte mit einem Mal das Gefühl, als wäre sie von aller Welt verlassen.
“Es ist alles meine Schuld”, sagte sie verzweifelt, und eine Träne fiel auf ihren Teller.
Tiger sah sie
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