Tiffany Duo Band 0133
überrascht an. Er wusste nicht, woran sie dachte, aber sie in einem so desolaten Zustand zu sehen, ging ihm ans Herz. Am liebsten hätte er sie auf der Stelle in die Arme geschlossen und getröstet. Doch in diesem Moment wurde seine Aufmerksamkeit abgelenkt. Zwei Männer hatten das Restaurant betreten, und er war von einem Moment auf den anderen hellwach.
Es waren Ibarras Männer.
Er kannte einen der beiden recht gut. Estaban Quarrels war Ibarras Stellvertreter und genoss dessen volles Vertrauen. Der andere war einer seiner Leibwächter, ein zuverlässiger Mann, wenn auch nicht sehr intelligent. Quarrels konnte er nicht einschätzen, aber mit dem Leibwächter war nicht zu spaßen. Die beiden Männer sahen sich aufmerksam im Raum um, schienen sie aber noch nicht entdeckt zu haben. Unwillkürlich griff Tiger nach seiner Waffe und hoffte nur, in diesem überfüllten Raum keinen Gebrauch davon machen zu müssen.
Rasch sah er sich nach einer Fluchtmöglichkeit um. Leider war der hintere Ausgang zu weit von ihrem Tisch entfernt. Auch bis zur Vordertür wären sie niemals ungesehen gelangt. Aber ihr Tisch befand sich in der Nähe der Treppe, die nach oben führte. Wenn es ihnen gelingen würde, in den ersten Stock zu kommen, konnten sie dort vielleicht warten, bis Quarrels und der Leibwächter wieder gegangen waren.
Es war schließlich nichts Ungewöhnliches, wenn ein Paar gemeinsam nach oben ging. Wenn sie sich ganz normal verhielten, würden sie den beiden Männern mit ein bisschen Glück nicht weiter auffallen. Tiger hasste zwar den Gedanken, Hope noch weiteren Unannehmlichkeiten aussetzen zu müssen, aber es ließ sich offenbar nicht vermeiden.
Er warf ihr einen prüfenden Blick zu und sah die Träne, die ihr über die Wange lief. Das ließ ihn zögern. Konnte er es riskieren, sie in diesem aufgewühlten Zustand zum Aufbruch zu bewegen?
Er beugte sich nach vorn und flüsterte warnend: “Wir müssen gehen.” Hope zeigte keinerlei Reaktion. Tiger stieß einen leisen Fluch aus und erhob sich, ohne sich noch einmal umzusehen. Er warf ein paar Scheine auf den Tisch, ergriff dann ihre Hand und zog sie hoch. Dabei vermied er es sorgfältig, Aufsehen zu erregen.
Er legte den Arm um Hopes Taille und führte sie langsam zur Treppe. Sie ließ es willig geschehen, wofür er in diesem Moment sehr dankbar war. Glücklicherweise war der Raum nur von Kerzen erhellt, und durch den dichten Zigarrenrauch hindurch konnte man nicht viel sehen. Außerdem machte sich nicht weit von ihnen eine andere Gruppe gerade zum Gehen bereit. Daher blieben Tiger und Hope den Blicken der beiden Männer verborgen.
Nach wenigen Metern hatten sie die Treppe erreicht und gingen langsam hoch. Nach außen hin wirkten sie bestimmt wie ein ganz normales Liebespaar. Glücklicherweise kannte Tiger sich hier gut aus, und es gelang ihm, relativ schnell ein leeres Schlafzimmer zu finden, in dem er sich mit Hope verstecken konnte. Das Mondlicht fiel durch die geöffneten Fenster ins Zimmer. Nachdem er ein paar Kerzen angezündet hatte, wurde es noch heller.
“Ich frage mich, was man hier für das Zimmer bezahlen muss”, sagte er versonnen zu sich selbst.
Hope hatte sich müde auf der Bettkante niedergelassen, sie zeigte weiterhin keine Reaktion. Tiger ergriff einen der Kerzenleuchter und trug ihn zu ihr herüber. Fast wünschte er, kein Licht gemacht zu haben, denn ihr Anblick war nicht sehr ermutigend. Hope hatte offensichtlich die ganze Zeit über geweint, ihre Wangen glänzten feucht im Schein der Kerze. Sie sah niedergeschlagen und sehr, sehr müde aus. Außerdem nahm sie keine Notiz von ihm. Tiger musste plötzlich daran denken, wie sie ohnmächtig geworden war. Hoffentlich wiederholte sich ein solches Drama jetzt nicht. Es konnte immer noch sein, dass sie von hier fliehen mussten. Was sollte er machen, wenn sie einfach umkippen würde?
Andererseits war der Gedanke an Flucht auch nicht gerade erheiternd. Natürlich hätten sie immer aus dem Fenster springen können. Außer ein paar gebrochenen Knochen würde ihnen wahrscheinlich nicht viel passieren. Das war immer noch besser, als erschossen zu werden, und Tiger kannte den Ruf, den Quarrels als Scharfschütze hatte. Dennoch hätte er ein solches Risiko gern vermieden. Seufzend holte er sich einen Stuhl heran und ließ sich damit neben dem Bett nieder. Ohne nachzudenken ergriff er Hopes Hand und drückte sie. Sie sah wirklich erbärmlich aus. Er hätte sie gern getröstet.
Das einzig Gute an der
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