Tiffany Duo Band 0133
verängstigten Gesichtsausdruck bemerkte.
Hope sah ihn überrascht an und ließ sich wieder auf der Bettkante nieder.
“Ein Priester? Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen.”
Tiger schüttelte den Kopf. “Warum sollte ich das tun?”
“Weil …” Sie geriet ins Stottern. “… weil …”
“Weil ich ein gewissenloser Waffenschieber bin?”
Sie nickte. “Sie nehmen mir das Wort aus dem Mund.”
“Ich kann Ihnen nicht verdenken, dass Sie eine schlechte Meinung von mir haben”, gab er zurück. “Aber ob Sie es nun glauben oder nicht, ich habe Freunde, gute Freunde sogar, und sie bekleiden zum Teil hohe Positionen. Vater Felipe nimmt mir hin und wieder die Beichte ab. Er wird dafür sorgen, dass Sie sicher nach Hause kommen.”
Hope musste diese Information erst einmal verdauen. Tiger wollte sie also zu einem Priester bringen. Damit hatte sie wirklich nicht gerechnet.
“Und was ist mit Ihnen?”, fragte sie empört.
“Was meinen Sie?”
“Was ist mit der Gefahr, in der Sie schweben? Haben Sie keine Angst vor Santiago? Schließlich hat er auf Sie geschossen.”
“Sind Sie sicher? Woher wollen Sie wissen, ob er nicht eigentlich auf Sie gezielt hat?”
“Das kann ich natürlich nicht, aber –”
Tiger war kurz versucht, ihr von Ibarras Männern gestern im Restaurant zu erzählen, aber er widerstand der Versuchung.
“Sie haben ihn gesehen, nicht wahr?”, fuhr er fort, und Hope nickte. “Und er hat Sie wahrscheinlich auch gesehen. Damit können Sie bezeugen, dass er versucht hat, seinen Boss hereinzulegen. Und das wird Cardenas mit Sicherheit nicht gefallen.”
“Sie glauben also, dass Santiago tatsächlich zu Cardenas gegangen ist und einfach so getan hat, als wäre nichts passiert?”
Tiger nickte. “Er hatte schließlich keine andere Wahl. Dies war der einzige Hafen, den er mit seinem Boot anlaufen konnte.”
“Er hatte große Pläne”, erwiderte Hope bitter. “Und er brauchte ein größeres und stärkeres Boot.”
Tiger nickte. “Genau.”
“Er hat versucht, Sie umzubringen.”
“Einer seiner Männer hat versucht, mich umzubringen.” Tiger packte Hope am Arm. “Wir müssen jetzt los.”
Sie versuchte, ihn abzuschütteln. “Mit Ihnen gehe ich nirgendwohin.”
“Aber ich werde Sie zu Vater Felipe bringen.”
“Ich gehe nirgendwohin. Nicht mit Ihnen”, wiederholte sie. Sie war offensichtlich entschlossen, Widerstand zu leisten. “Warum geben Sie mir nicht einfach die Adresse Ihres Freundes? Ich werde ihn schon finden. Und Sie machen einfach so weiter wie bisher”, setzte sie spöttisch hinzu.
Tiger war einen Moment lang versucht, ihr ihren Wunsch zu erfüllen. Aber dann besann er sich eines Besseren. Santiago oder seine Männer suchten Hope ganz bestimmt. Es war seine Pflicht, dafür zu sorgen, dass sie in Sicherheit war.
Er ignorierte ihren Protest und zwang sie, mit ihm das Zimmer zu verlassen. Unten wartete Remys Frau auf sie, und er bezahlte rasch die Rechnung. Eine Sekunde lang überlegte Hope, ob sie die Frau um Hilfe bitten sollte. Aber ein warnender Blick von Tiger genügte, und sie schwieg.
Sie traten hinaus in den prasselnden Regen und waren sofort bis auf die Haut durchnässt. Rasch führte Tiger Hope durch die engen Gassen. Die Kirche befand sich in einer ärmlichen Gegend, was nicht weiter verwunderlich war, weil es auf der ganzen Insel nur sehr wenige wohlhabende Leute gab. Die Gemeinde von Vater Felipe bestand aus Leuten, die hart für ihren Lebensunterhalt arbeiteten. Aber sie genossen mehr Respekt als die Bewohner der exklusiven Villen am anderen Ende der Insel, die ihre Landsitze von Sicherheitskräften bewachen ließen.
Während sie durch den Regen liefen, warf Tiger Hope einen kurzen Blick zu. Sie sah ziemlich jämmerlich aus, das kurze Haar klebte ihr am Kopf, ihr T-Shirt und die Shorts waren vollkommen nass. Trotzdem erregte ihn der Anblick, was er sich nicht recht erklären konnte. Plötzlich musste er lachen.
“Sie sehen aus wie ein begossener Pudel.”
Hope sah ihn zornig an. “Wie bitte?”
“Nichts. Vergessen Sie’s.” Ich bin viel zu sentimental, dachte er bei sich.
Glücklicherweise war es jetzt bis zur Kirche nicht mehr weit. In ein paar Minuten würden er und Hope Harrison sich für immer trennen. Seltsamerweise gefiel ihm diese Aussicht gar nicht. Wie merkwürdig, dass eine Frau, die er nur so kurz getroffen hatte, ihn so sehr berühren konnte! Er hatte wirklich den Eindruck, als würde er sie verlieren, und das tat ihm
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