Tiffany Duo Band 0133
ausgeheult.
Jack sah plötzlich so alt aus, wie er mit seinen einundachtzig Jahren tatsächlich war. “Tun Sie, was Sie tun müssen”, sagte er und blinzelte seine Tränen fort. Mit schweren Schritten und nach vorn gebeugten Schultern ging er hinaus.
Merry lehnte den Kopf an den Eckpfosten des Zwingers, aus dem Lucas sie immer noch argwöhnisch beobachtete, und weinte still vor sich hin. Doch sie konnte sich keine Gefühle leisten, solange die Gefahr einer Tollwutepidemie bestand. Wenn ihr die Angelegenheit nicht aus den Händen gleiten sollte, musste sie etwas unternehmen. Deshalb kehrte sie ins Haus zurück und wählte die Nummer des Sheriffs.
“Nick?”, sagte sie, als er sich meldete. “Wir haben ein Problem.”
Noch am selben Nachmittag begann Merry mit einer Kampagne, um alle Haustiere der Umgebung impfen zu lassen. Das war leichter gesagt als getan. Obwohl es nachweislich drei Fälle von Tollwut gab, waren sich längst nicht alle Tierhalter der Gefahr bewusst. Deshalb rief sie für den nächsten Abend eine Versammlung in der Stadthalle ein, auf der sie die Bedrohung durch diese Krankheit erklärte. Nicht einmal dreißig Leute kamen zu ihrem Vortrag.
Trotzdem arbeitete sie unbeirrt weiter. Sie veranstaltete eine Sendung im lokalen Radiosender und ließ Flugblätter drucken, die sie gemeinsam mit Nick in der Stadt verteilte. Nach der Sprechstunde rief sie abends jeden Tierbesitzer einzeln an. Wenn sie Zeit hatte, schlüpfte sie sogar in den Wald und stellte Fallen für infizierte Eichhörnchen und Füchse auf.
Sie hatte eine Ablenkung von Thomas gewollt, und sie hatte sie bekommen. Ihre Familie machte sich Sorgen, weil sie so viel arbeitete. Aber Merry sah keine Möglichkeit, kürzer zu treten. Immer musste sie an die zahlreichen ungeimpften Hunde und Katzen denken, die sich nicht nur selber anstecken, sondern die Krankheit auch auf ihre Besitzer übertragen konnten.
Sie wusste nicht, was sie ohne Nick getan hätte. Er sprach mit den Leuten in der Stadt, wies seine Mitarbeiter an, mit jedem zu reden, der ihnen begegnete, und bot sogar an, die Besitzer bei Bedarf mit ihren Tieren zu Merrys Tierklinik zu fahren. Er war immer da, wenn sie Hilfe brauchte.
Endlich begannen ihre Anstrengungen Früchte zu tragen. Die ersten verantwortungsbewussten Bürger kamen mit ihren Hunden und Katzen. Dann ging alles sehr schnell. Eben noch hatte sie höchstens eine Handvoll Patienten gehabt. Plötzlich waren drei Dutzend Halter mit ihren Lieblingen da. Die meisten Tiere konnten sich gegenseitig nicht leiden und sorgten für das reinste Chaos im Wartezimmer.
Merry hielt einen besonders dreisten Pudel zurück, der eine riesige dänische Dogge anspringen wollte, und zog das eigensinnige Tier ins Behandlungszimmer. “Erkundigen Sie sich bitte, ob einer meiner Brüder oder Nick herüberkommen kann”, rief sie Ruby über die Schulter zu. “Wir brauchen dringend Hilfe.”
Die Tierklinik glich einem Irrenhaus, als Nick zwanzig Minuten später bei Merry auftauchte. Jeder Stuhl im Wartezimmer war besetzt, und draußen bildete sich eine Schlange. Die ziemlich verstörte Ruby pendelte zwischen dem pausenlos läutenden Telefon und dem Kassenbuch hin und her und versuchte, sich über dem betäubenden Lärm von Mensch und Tier Gehör zu verschaffen.
“Gut, dass Sie da sind, Nick”, rief sie erleichtert. “Merry braucht dringend Hilfe im Behandlungszimmer. Aber jemand muss an der Theke bleiben und sich um das Telefon und die Rechnungen kümmern. Wenn Sie das übernehmen könnten …”
In diesem Moment kam George Murphys Jagdhund auf den Gedanken, sich die Tür zur Reisebox von Mrs Johnsons Katze näher anzusehen, und erhielt einen heftigen Hieb auf die Nase. Er heulte erbärmlich auf, und die anderen Hunde fielen lautstark ein. Mehr brauchte Nick nicht zu hören.
“Ich habe kein gutes Verhältnis zu Zahlen und möchte Ihre Buchführung nicht durcheinanderbringen”, antwortete er. “Es wäre besser, wenn ich Merry helfen würde.”
“Feigling”, flüsterte Ruby, die ihn sofort durchschaut hatte.
Lächelnd floh Nick in das zweite Behandlungszimmer, wo eine riesige Bernhardinerhündin Merry am Schrank gefangen hielt. Das Tier hatte die Vorderpfoten auf ihre Schultern gelegt und leckte hingebungsvoll ihr Gesicht.
“Halt auf, du Monster. Geh wieder runter”, rief Merry lachend und versuchte, der feuchten Zunge auszuweichen. “Steh nicht so grinsend da, Nick, sondern hilf mir lieber.”
“Aber Merry, Tinkerbell
Weitere Kostenlose Bücher