Tiffany Duo Band 0133
gebissen”, antwortete Nick und stellte den Karton auf den Tisch. “Er hat ihn getötet. Ich meine, du solltest du dir das Tier einmal ansehen. Es ist direkt auf ihn zugelaufen.”
Merry zog ihre Handschuhe über und sah Nick scharf an. Dies war nicht das normale Verhalten eines Fuchses. “Du glaubst, er hatte Tollwut?”
Er zuckte mit den Schultern. “Ich weiß es nicht. Harvey sagte, der Fuchs hätte keinen Schaum vor dem Maul gehabt. Aber er war eindeutig aggressiv. Offensichtlich hielt er sich schon eine ganze Weile in der Nähe von Virginias Haus auf. Doch ihr Pudel Boo-Boo hatte ihn immer wieder vertrieben. Heute hörte sie plötzlich ein Geräusch der Garage und rief die Polizei, weil sie glaubte, es handelte sich um einen Einbrecher. Als Harvey sah, dass es ein Fuchs war, trat er zurück und dachte, das Tier würde in den Wald fliehen. Aber es stürzte sich sofort auf ihn.”
Merry gefiel die Sache nicht. “Wäre sein Bau in der Nähe gewesen – was nicht der Fall sein dürfte –, hätte er den Hund angegriffen und nicht Harvey. Wo hat er ihn gebissen?”
“In die Hand. Harvey hat versucht, ihn zu verscheuchen, aber der Fuchs griff immer wieder an. Ihm blieb nichts übrig, als das Tier zu erschießen.”
“Und was ist mit dem Pudel? Wurde er ebenfalls gebissen?”
“Ja. Er hat sich gewehrt, so gut er konnte. Aber der Fuchs hat seinen Vorderlauf stark verletzt. Harvey hat Virginia geraten, Boo-Boo zu dir zu bringen. Aber sie will ihn selber versorgen. Ist er gegen Tollwut geimpft?”
“Nein”, schimpfte Merry leise. Immer wieder drängte sie die Hundebesitzer, ihre Tiere impfen zu lassen. Da seit Jahren kein Fall von Tollwut in diesem Bezirk aufgetreten war, sahen die meisten Leute es nicht ein. “Der Pudel muss auf jeden Fall in Quarantäne.”
“Du weißt ja, wie eigensinnig Virginia ist. Sie meint, dass sich ihr Hund zu Hause am wohlsten fühlt.”
Das stand außer Frage. “Ich kann die Frau nicht zwingen, das Tier zu mir zu bringen. Deshalb werde ich sie später anrufen und ihr erklären, was eventuell auf sie zukommt. Den Fuchs schicke ich heute noch ins staatliche Labor. Harvey weiß, dass er nicht warten darf, bis das Ergebnis vorliegt, oder? Er muss sofort das Gegenmittel erhalten.”
“Er ist schon drüben im Krankenhaus”, antwortete Nick. “Die Schwestern werden ihre helle Freude an ihm haben. Er hat furchtbare Angst vor Spritzen.” Plötzlich bemerkte er die dunklen Ränder unter Merrys Augen. “Und wie geht es dir? Schläfst du inzwischen besser?”
Das fragte er fast jedes Mal, und ihre Antwort blieb immer gleich. “Ja, es geht. Und nein, ich habe noch nichts von Thomas gehört”, fügte sie hinzu, bevor er sich erkundigen konnte. “Ich erwarte es auch gar nicht mehr.”
“Du musst mehr ausgehen. Stella hat heute Abend eine Hellseherin aus Colorado Springs zu Besuch und eine Menge Frauen eingeladen. Du gehst doch auch hin?”
“Ich brauche keine Hellseherin, die mir sagt, wie meine Zukunft aussieht. Ich weiß auch so, dass sie Thomas nicht einschließt.”
Nick verdrehte die Augen. “Niemand nimmt wirklich ernst, was die Frau sagt. Vermutlich hat sie nicht die geringsten hellseherischen Fähigkeiten. Wenn du nicht möchtest, dass sie dir aus der Hand liest, hör einfach zu, was sie den anderen erzählt. Hab ein bisschen Spaß, und vergiss deinen Kummer für eine Weile.”
Nick hatte recht. Sie brauchte etwas neben ihrer Arbeit, um sich von ihren Sorgen abzulenken. “Also gut, ich denke darüber nach”, versprach sie.
Stellas Haus war zum Bersten mit Freundinnen gefüllt, die sich seit Kindesbeinen kannten. Alle freuten sich sehr, dass Merry gekommen war. Sie wappnete sich innerlich gegen lauter Fragen über Thomas. Doch zu ihrem Erstaunen erwähnten die Frauen nicht einmal seinen Namen. Das war Schnee von gestern, stellte sie fest. Die Hellseherin war viel interessanter.
“Meint ihr, sie kann mir sagen, was für ein Baby ich bekommen werde?”, fragte Sue Ellen Briggs und legte die Hand auf ihren gewölbten Bauch. “Ich hoffe, es wird ein Mädchen.”
“Dafür brauchst du keine Hellseherin”, antwortete Carley Johnson trocken. “Eine Ultraschalluntersuchung genügt. Wenn du die Frau schon etwas fragen willst, erkundige dich lieber nach den Lottozahlen vom nächsten Sonnabend.”
“Oder was wirklich mit Lady Di passiert ist”, schlug Stella vor. “Ich glaube, sie kann mit den Geistern reden.”
Auch die übrigen Frauen mischten sich in das
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