Tiffany Duo Band 0133
konnte nicht schlechter gewählt sein. Aber dieses Gespräch war schon lange überfällig. “Ja, natürlich”, antwortete Merry ruhig und führte Maxine in ihr Behandlungszimmer.
“Wie ist es Ihnen ergangen?”, fragte sie und hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Thomas’ Flucht war für seine Mutter in mancher Beziehung schlimmer als für sie. Maxine war eine stolze Frau und galt als eine der führenden Damen der Gesellschaft. Sie war so entsetzt über das Verhalten ihres Sohnes, dass sie seit jenem fatalen Tag keinen Schritt mehr in die Öffentlichkeit getan hatte.
“Entschuldigung”, sagte Merry rasch. “Für Sie ist diese Situation ebenso schwierig wie für mich. Haben Sie etwas von Thomas gehört?”
“Nein”, antwortete Maxine seufzend. “Wahrscheinlich ist ihm das Ganze furchtbar peinlich. Aber ich weiß wenigstens, dass es ihm gut geht. Ich bin Nick unendlich dankbar, dass er ihn aufgespürt hat”, fügte sie halb zu sich selber hinzu und merkte nicht, dass Merry sich erstaunt aufrichtete. “Mir ist klar, was Sie durchgemacht haben. Thomas wollte Ihnen bestimmt nicht absichtlich wehtun. Die Heirat ist ein gewaltiger Schritt, und als Anwalt kennt er die Scheidungsstatistiken besser als jeder andere. Die Vorstellung, dass Sie beide es vielleicht nicht schaffen würden, muss ihn halb zu Tode geängstigt haben.”
“Wollen Sie damit sagen, Thomas hätte mich vor dem Altar sitzen lassen, um zu verhindern, dass wir später beim Scheidungsrichter landen?”
“Ich weiß, es klingt ein bisschen extrem”, gab Maxine zu. “Aber Sie erinnern sich gewiss, wie sehr er unter der Trennung seiner Eltern gelitten hat. Das möchte er bestimmt nicht noch einmal erleben.”
“Weshalb hat er mich dann gebeten, ihn zu heiraten, wenn er solche Ängste hegt?”, fragte Merry verärgert. “Niemand hatte ihm die Pistole auf die Brust gesetzt.”
“Weil er Sie liebt und weil er möchte, dass Sie seine Frau werden. Leider haben seine Ängste im Moment die Oberhand gewonnen. Sobald er sich beruhigt hat, wird er zu Ihnen zurückkehren. Er braucht einfach ein bisschen Zeit.”
Maxine meinte es gut, aber Merry war nicht überzeugt. Beinahe zwei Wochen waren inzwischen vergangen. Je länger Thomas wartete, desto schwerer würde es für ihn sein, nicht nur ihr, sondern auch seiner Familie und seinen Freunden wieder gegenüberzutreten. “Vielleicht”, sagte sie endlich. “Vielleicht auch nicht. Die Zeit wird es zeigen.”
Das war vermutlich nicht die Antwort, auf die Maxine gehofft hatte. Aber Merrys Vertrauen in Thomas war seit ihrer geplatzten Hochzeit zerstört. Deshalb wechselte sie das Thema und richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Siamkatze. “Na, wie geht es dir, Mädchen? Bist du bereit für deine Impfungen?”
Maxine hatte die Klinik gerade verlassen, als Nick ins Behandlungszimmer zurückkehrte. “Weshalb hast du mir nichts davon gesagt?”, fuhr Merry ihn an.
Er brauchte nicht zu fragen, was sie meinte. Offensichtlich hatte Mrs Cooper ihr erzählt, dass er mit Thomas telefoniert hatte. “Tut mir leid, Merry. Ich wollte dir nicht noch mehr wehtun. Du hast schon genug durchgemacht. Thomas ist nicht bereit, mit dir zu reden.”
Seine leisen Worte trafen sie mitten ins Herz. “Hat er das gesagt?”
“Ja.”
Merry zuckte zusammen, als hätte sie einen Schlag ins Gesicht bekommen. “Nun, das sagt wohl alles. Er weigert sich nicht nur, mich zu heiraten. Er will überhaupt nichts mehr mit mir zu tun haben.”
“Falls es dir hilft: Meiner Meinung nach möchte er, dass alle ihn für eine Weile in Ruhe lassen. Nicht nur du. Er braucht einfach Zeit, um die Sache im richtigen Licht zu sehen.”
Wieso? hätte Merry beinahe geschrien. Alles war völlig klar gewesen. Thomas hatte sie gebeten, seine Frau zu werden, und sie hatte eingewilligt. Sie hatten das Aufgebot bestellt, die Hochzeit vorbereitet und mit dem Pfarrer gesprochen. Bei ihrem letzten Treffen hatte Thomas ihr versichert, dass er sie von ganzem Herzen liebte. Doch am nächsten Tag war er ohne ein Wort der Erklärung nach Chicago zurückgekehrt. Was für eine Liebe war das?
Würdevoll verdrängte Merry ihren Schmerz und hob den Kopf. “Er kann alle Zeit der Welt haben”, antwortete sie. “Wenn er nicht mit mir reden will, werde ich mich nicht aufdrängen.” Entschlossen rief sie den nächsten Patienten herein.
“Wo ist sie hin?”, fragte Nick ungläubig.
“Zum Aussichtspunkt. Merry hat vorhin angerufen und mich gebeten, es
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