Tiffany Duo Band 0142
braunes Haar, blaue Augen. Und eine Halbwüchsige. Rotes Haar, helle Augen. Sie lacht über das ganze Gesicht.”
“Hört sich nett an.”
“Ich glaube, dass sie das sind. Wenn es sie überhaupt gibt.”
“Natürlich. Wahrscheinlich Freunde oder Verwandte.”
“Vielleicht. Ich muss zur Arbeit.”
“Was?
Jetzt?
Sam, du hast es beinahe!”
“Ich habe
beinahe
solche Kopfschmerzen, dass ich zerplatze. Das passiert immer, wenn ich versuche, mich zu erinnern.”
“Weiß Doktor Frank davon?”
“Ja. Ein Neurologe wird sich an mir austoben dürfen.”
“Also gehst du einfach zur Arbeit?”
“Genau. Vielleicht kommt die Erinnerung wieder zurück, vielleicht nicht, aber Bill Pollard wird sicher nicht auf seine Spiegeleier mit Schinken warten wollen.”
Serena seufzte und fuhr sich durchs Haar. Manchmal verstand sie diesen Mann wirklich nicht.
Sam schien während der Arbeit geistesabwesend zu sein, obwohl es viel zu tun gab und die Atmosphäre freundlich war. Er bezweifelte, dass er jemals wirklich als Kellner gearbeitet hatte, aber es hatte ihm hier Spaß gemacht. Immerhin hatte er viele nette Menschen kennengelernt und etwas Nützliches getan. Wird mir fehlen, wenn ich bei einem Seelenklempner auf der Couch liege, dachte er.
Aber Shane und Molly wiesen darauf hin, dass seine Erinnerungen nicht verloren, sondern nur unterdrückt waren. Und jetzt kamen sie allmählich wieder hervor – zumindest nach Serenas Ansicht.
Vielleicht hatte sie recht. Schon in einer Woche könnte er wieder in seinem alten Leben sein. Und auch wenn er es geliebt hatte, früher, so wusste er doch, dass er das Leben hier vermissen würde.
“Wie geht es, Sam?”, flüsterte Marjorie.
“Gut”, versicherte er ihr. Es amüsierte ihn, wie geheimnistuerisch sie sich benahm – am Abend zuvor war beschlossen worden, niemandem etwas zu sagen.
“Sie brauchen mich nur zu rufen, wenn Sie etwas brauchen”, meinte sie und tätschelte seinen Arm wie eine Mutter.
Den bruchstückhaften Erinnerungen an seine Kindheit zufolge war er so etwas nicht gewöhnt. Bei einer freien Wahl der Mutter hätte ich mich für Marjorie Schaffer entschlossen, dachte er.
Kurz vor Geschäftsschluss warf Sam einen Blick auf die Straße. Er erstarrte, als er einen großen eleganten Mann sah. War es nicht der vom Unabhängigkeitstag?
Er wollte hinausgehen, um dem Fremden ein paar Fragen zu stellen.
“Sam, gibt’s noch Kaffee?”, rief ein Gast.
Sam zögerte einen Moment und drehte sich dann um. Schließlich war er noch bei der Arbeit. Und was hätte er den Mann auch fragen sollen?
Als Marjorie das Café abschloss, war der Fremde längst wieder weg. Hereingekommen war er nicht, er wollte sich offenbar nur umschauen.
Nach
ihm
umschauen? Ihn
beschatten
?
Heute war Sam an der Reihe, die Abfallsäcke des Cafés zu entsorgen. Er klaubte sie zusammen, hob sie hoch und ging durch die Hintertür, um sie in die Mülltonnen zu werfen, die in der kleinen Gasse hinter dem
Rainbow Café
standen.
Er war gerade ins Freie getreten – die Hintertür fiel mit einem leisen Schnappen ins Schloss –, als sich plötzlich seine Nackenhaare aufrichteten. Instinkt? Reflexartig hob Sam den Arm und schützte so in letzter Sekunde seinen Kopf. Stattdessen wurde er an der Schulter getroffen.
Er fiel vornüber, rollte weiter, achtete nicht auf den Schmerz, sondern sammelte Kräfte. Diesmal hatte er eine Chance für Gegenwehr. Und er hoffte, sie zu nutzen.
Es war der große elegante Mann, der nun mit einer Eisenstange in der Hand ausholte und erneut auf Sams Kopf zielte.
Sam rollte beiseite, fühlte, wie der Schlag ihn um Haaresbreite verpasste. Er stieß gegen den Müll, den er herausgebracht hatte, und lag still, während der Mann wieder ausholte.
Mit einem Ächzen stieß Sam sein Bein hoch und traf den Fremden mit aller Kraft am Knie. Der Tritt hatte gesessen! Der Angreifer taumelte kurz und stolperte ein paar Schritte nach hinten. Das gab Sam Zeit, sich wieder aufzurichten.
Gut, offensichtlich wusste er noch, wie man kämpfte. Aber mit bloßen Fäusten gegen eine Eisenstange? Und schon holte der Mann wieder aus und traf ihn am Arm. Dann auf die Rippen. Der letzte Hieb nahm Sam die Luft. Verzweifelt holte er aus und platzierte einen gewaltigen Schlag gegen den Kiefer des Fremden.
Doch der Mann schien sich schnell wieder zu fangen. Erneut hob er die Stange, kochend vor Wut. Sam bereitete sich auf das Schlimmste vor.
Ein wilder, geradezu animalischer Schrei kündigte Hilfe
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