Tiffany Duo Band 0147 (German Edition)
hatte.
Wenn die Regierung dieses Landes, für das er wieder und wieder sein Leben aufs Spiel gesetzt hatte, gegen eine schuldlose Frau intrigierte, sie gar vernichten wollte, und ihn dazu gleich mit erledigen wollte, dann war sein Leben, seine Überzeugungen, dann war alles eine Farce.
Aber wenn sie schuldig war, bedeutete das …
Er mochte es drehen und wenden, wie er wollte. Was immer das Ergebnis sein würde, so oder so – er war geliefert.
6. KAPITEL
Suzanne ließ ihre Zunge zwischen Harts Lippen gleiten, und er stöhnte auf vor Lust.
“Verführerin.” Die Bezeichnung bedeutete zugleich Verehrung und Fluch.
Mit beiden Armen umklammerte sie seine Schultern und spielte mit den Fingern in den kurzen goldfarbigen Haaren an seinem Nacken, als wollte sie ihn nie mehr loslassen.
Ein Feuerstrom ergoss sich in seine Adern, Begehren durchzuckte ihn, heißer als alles, was er je empfunden hatte.
Mit der Hand umfasste er ihre Brust, und ein Alarm in seinem Hinterkopf schrillte. Aufhören – oder du wirst es in alle Ewigkeit bereuen. So aufgewühlt er auch war, er brachte den beharrlichen Alarmton nicht zum Schweigen.
Hart öffnete die Augen, das Telefon klingelte. Er fuhr hoch und sah sich verwirrt um.
Es klingelte wieder.
Er warf einen Blick neben sich auf das Bett. Sie war nicht da. Verlor er allmählich den Verstand?
Beim nächsten Ton griff er nach dem Hörer. “Ja?”, knurrte er.
“Captain Branson?”
Er erkannte die Stimme seines Sekretärs und war schlagartig hellwach. Beim letzten Mal, als er einen Anruf mitten in der Nacht bekommen hatte, befand er sich eine Stunde später auf dem Weg nach Bosnien. “Ja, Roubechard, was ist los?” Er blickte zur Uhr. Es war acht Uhr früh.
“Ich wollte die Berichte wegräumen, die Sie gestern durchgesehen haben, Sir”, erklärte Roubechard. “Äh, ich möchte nur wissen, ob Sie einige davon mit nach Haus genommen haben, Sir.”
“Nein. Ich sagte Ihnen doch, ich brauche sie nicht mehr. Warum?”
“Weil … nun ja, einige fehlen.”
Hart fluchte leise. Nur Suzanne konnte sie genommen haben. Aber wozu? Sie hatten die Akten gemeinsam in seinem Büro studiert. Wenn sie die eine oder andere noch einmal sehen wollte, brauchte sie die Papiere nicht zu stehlen.
“Überprüfen Sie, um welche es sich handelt”, ordnete er an. “Ich bin gleich da.” Plötzlich erinnerte er sich, wie Suzanne ihn nach Roubechard gefragt hatte.
“Nein, er ist unverdächtig”, hatte er gesagt. Jetzt kam seine Überzeugung ins Wanken. Wäre es möglich, dass Roubechard mit der Sache zu tun hatte? Vielleicht war er ein FBI-Spitzel?
“Jawohl, Sir. Und da ist noch etwas, Sir.”
Hart zuckte innerlich zusammen. Er wollte nichts mehr hören. “Was denn?”
“Ich habe Mrs Cassidys Reisen in den letzten Wochen überprüft, Sir, wie Sie mir aufgetragen hatten.”
Hart hatte ein ausgesprochen ungutes Vorgefühl.
“Ende letzten Monats war sie in Frankreich. Und gleich nach der Landung in Paris, Sir, äh … verschwand sie.”
“Was heißt, sie verschwand?” Das war noch schlimmer, als er erwartet hatte.
“Ich meine, ich fand keine Spur mehr von ihr, Sir. Und nachdem sie wieder in den Staaten war”, sprudelte Roubechard aufgeregt, “schickte sie sofort ein Päckchen nach Paris. Per Express.”
Ein Päckchen. Ein hässlicher Verdacht stieg in ihm auf. Eine Reise nach Frankreich. Höchstwahrscheinlich zu Marsei. Dann ein Päckchen. Womöglich mit den gestohlenen Plänen?
Hart wusste, er sollte zum Stützpunkt fahren. Auf ihn wartete eine Menge Arbeit, die zwar nichts mit dieser leidigen Angelegenheit zu tun hatte, doch dringend erledigt werden musste.
Stattdessen ging er den Pfad zu Suzannes Bungalow entlang und klopfte laut an die Tür. Wenn sie die Akten genommen hatte, wollte er ihre Gründe wissen, und das auf der Stelle.
Sie machte jedoch nicht auf. Er warf einen Blick zu dem Fenster, aus dem bei seinem ersten Besuch Musik geklungen war. Die Vorhänge waren zugezogen, alles war still und die Tür verschlossen. Er schaute nach dem Stellplatz neben dem Haus, der Mietwagen war weg.
War sie abgereist oder nur außer Haus?
Ihm wurde übel bei dem Gedanken, sie könnte für immer gegangen sein. Fluchend kehrte er zu seiner Corvette zurück und stieg ein. Der Tag hatte unangenehm begonnen und schien auch so weiterzugehen.
Zwei Blocks von Suzannes Haus entfernt bog vor ihm ein dunkler Wagen aus einer Einfahrt. Hart bremste scharf und der Wagen fuhr schnell davon.
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