Tiffany Duo Band 0147 (German Edition)
waren, verharrte sie regungslos.
Warum hatte sie ihn so hemmungslos geküsst? Er vertraute ihr nicht, glaubte ihren Aussagen nicht, spielte vielleicht sogar mit ihren Gefühlen in der Hoffnung, sie würde Verrat, Mord und wer weiß was noch alles gestehen. Und sie war ihm hingebungsvoll in die Arme gesunken.
Sie wollte gerade ins Haus gehen, als sie ein anderes Auto herankommen sah, die Scheinwerfer gelöscht.
Instinktiv trat sie aus dem Lichtkreis der Verandalampe in den Schatten eines hohen Kaktus neben der Haustür.
Vor dem Haus gegenüber beleuchtete eine Lampe die Einfahrt. Suzanne bemühte sich, den Fahrer des Wagens zu erkennen. Fast hätte sie aufgeschrien. Sie war nicht ganz sicher, aber der Mann am Steuer schien eine Uniform zu tragen.
Mit einem Mal waren alle ihre Zweifel über Hart wie weggeblasen. Sie empfand nur noch Angst.
Sobald das Auto vorbeigefahren war, rannte sie ins Haus und knallte die Tür hinter sich zu. Hart wurde überwacht.
Sie stürzte in die Küche und zum Wandtelefon. Hart musste sofort gewarnt werden. Doch sie konnte nur hilflos das Schlüsselbrett anstarren – sie hatte seine Nummer nicht.
Furchtbare Fantasien von Spionen und Mördern spukten in ihrem Geist. Sie eilte ins Schlafzimmer, ergriff ihre Tasche und suchte nach den Autoschlüsseln.
Dann hetzte sie wieder hinaus. Atemlos hielt sie auf der Veranda inne. Zu spät. Der Wagen war nicht mehr zu sehen.
Als Hart seine Wohnung betrat, klingelte das Telefon.
“Hart?” Es war Suzanne.
Voller Sorge setzte sein Herz einen Schlag aus. “Was ist passiert, Suzanne?”
“Nichts. Ich meine, nicht direkt, aber ich glaube, jemand ist dir gefolgt, als du von mir weggefahren bist. Ungefähr eine Minute danach kam ein Wagen vorbei, er hatte kein Licht an und …”
Sie lehnte sich an die Wand und schloss die Augen. Sie wirkte hysterisch, und vermutlich glaubte er ihr nicht.
“Ich habe mir Sorgen gemacht”, setzte sie zögernd hinzu und kam sich plötzlich kindisch vor. Vielleicht bildete sie sich nur ein, dass der Mann hinter Hart her war. Ebenso wie sie meinte, der Fahrer hätte ausgesehen wie Chief Carger. Vermutlich war es nur ein Nachbar gewesen, der noch irgendwohin wollte. “Aber ich lag wohl falsch, Hart. Du bist in Sicherheit. Und es ist spät.” Sie redete einfach weiter, sie wollte nicht auflegen. “Ich lasse dich besser schlafen gehen. Wahrscheinlich habe ich das alles bloß fantasiert. Rick sagte immer, ich hätte eine blühende Fantasie. Wir sprechen uns morgen.”
“Suzanne”, erklärte Hart, bevor sie auflegen konnte, “mir ist niemand gefolgt.”
“Ich weiß. Schön.” Ihr Lachen klang brüchig, sogar in ihren eigenen Ohren. “Sicherlich war es nur ein Nachbar. Er hatte seine Lichter noch nicht eingeschaltet. Gute Nacht, Hart.”
Damit legte sie auf.
Mit gemischten Gefühlen hängte Hart ein. Wenn sie nun doch recht hatte? Wurde er überwacht? Oder war es ein weiterer Trick von ihr, damit er verunsichert war und ihre verrückten Behauptungen für bare Münze nahm?
Er ging zum Fenster und spähte durch die Jalousie nach draußen. Niemand war zu sehen, kein fremdes Auto parkte auf der Straße.
Dennoch war es denkbar, dass jemand ihm gefolgt war. Wenn das FBI annahm, er sei Suzannes Komplize bei Verrat und Mord, würde es einen Mann auf ihn ansetzen.
Er wollte gerade die Lamellen loslassen, als er einen langen dunklen Wagen um die Ecke verschwinden sah. Mit gelöschten Scheinwerfern.
Ob das der Wagen war, den Suzanne meinte? “Ach, zum Teufel damit”, fluchte er und wandte sich vom Fenster ab. Für heute reichte es.
Eine halbe Stunde darauf lag Hart in seinem Bett, die Gefühle in Aufruhr. Er starrte ins Dunkel und sah nichts als die Szene auf der Veranda vor sich, wieder und wieder. Er hatte Suzanne in die Arme genommen, sie geküsst, ihren Körper an sich gepresst. Er hatte sich vergessen und sich in dem Moment so lebendig gefühlt wie seit Jahren nicht. Vielleicht wie noch nie in seinem ganzen kläglichen Leben.
Aber war sie schuldlos und wurde von jemandem benutzt? Oder war sie noch gerissener und durchtriebener als die anderen Frauen, die er kannte?
Er warf sich herum und hieb genervt mit der Faust auf das Kopfkissen.
“Verdammt.” Hart sprang aus dem Bett und begann, im Zimmer auf und ab zu gehen. Trotz aller Verwirrung und Wut hatte er nie eine Frau so sehr begehrt wie Suzanne Cassidy. Doch wenn er sich auf sie einließ, gefährdete er alles, was er sich inzwischen aufgebaut
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