Tiffany Duo Band 0147 (German Edition)
and Rags” gestoßen war, wie sehr sie Lisa für ihren Unternehmergeist und Mut bewunderte und wie viel Spaß ihr ihre Arbeit machte.
Das war die Jordan, die er in den Fotoalben gesehen hatte, die Jordan ohne die emotionale Bürde ihrer Tragödie. Es war schön, sie glücklich zu sehen, aber irgendwie wünschte Dominic sich auch, diese Seite von ihr nicht kennengelernt zu haben. Er wollte sie sich nicht als eine vielschichtige Persönlichkeit mit wechselnden Stimmungen vorstellen. Und auch nicht als eine außergewöhnlich attraktive Frau aus Fleisch und Blut.
Irgendwann bestellten sie ihr Essen sowie eine Flasche Wein. Jordan trank ihren Martini nicht aus und rührte das Brot im Brotkorb nicht an. Alkoholikerin ist sie bestimmt nicht, entschied er. Und eine große Esserin war sie wohl auch nicht.
Jordan stützte einen Ellbogen auf dem Tisch auf und legte ihr Kinn in ihre Hand. “So”, entschied sie mit einem spöttischen Lächeln, “genug von mir. Jetzt bist du dran.”
“Womit?”
“Mit Erzählen.”
Oh, nein. Er hasste es, von sich zu erzählen. “Was willst du wissen?”, fragte er wachsam.
“Fehlt dir deine Frau sehr?” Kaum war die Frage heraus, hielt sie sich die Hand vor den Mund. “Entschuldige. Ich wollte dich eigentlich bitten, mir von deiner Arbeit zu erzählen. Die Frage über deine Frau ist mir aus Versehen herausgerutscht.” Nach einem kurzen entschuldigenden Auflachen fuhr sie fort: “Nun, ein Freudscher Versprecher. Ich gebe zu, dass ich neugierig bin.”
Gerade an diesem Abend wollte er nicht über Theresa und die gemischten Gefühle reden, die der Gedanke an sie heraufbeschwor. Es war eine Tür, die er nicht öffnen wollte, nicht mit Jordan. Er biss die Zähne zusammen und sah, dass sie die Stirn runzelte.
“Jetzt hast du wieder diesen Blick drauf”, stellte sie fest.
“Was denn für einen Blick?”
“Diesen Betreten-verboten-Blick.” Sie berührte leicht seinen Arm, dann zog sie die Hand wieder zurück. “Ich will dich nicht drängen, Dominic. Ich finde einfach nur, dass wir die meiste Zeit über mich und meine Probleme reden. Du weißt inzwischen so viel über mich, während ich praktisch nichts von dir weiß.”
Er machte ein finsteres Gesicht. “Ich gehöre eben nicht zu den Leuten, die versessen darauf sind, ihr Innenleben zur Schau zu stellen.”
Jordan musste über Dominics offensichtliches Unbehagen lachen. Sie versuchte, es sich zu verkneifen, aber es gelang ihr nicht ganz.
“Was ist?”, fragte er misstrauisch.
“Du siehst aus, als müsstest du Rizinusöl schlucken.”
Er zuckte unbehaglich die Schultern. “Dieser ganze Psychokram … also ich weiß wirklich nicht …”
“Ich habe den Verdacht, dass du viel zarter besaitet bist, als du zugeben willst”, sagte sie leichthin.
Er schaute an die Decke. “Oh, bitte nicht! Hör zu, ich mache meine Arbeit, ich trinke abends mein Bier, ich gehe schlafen. Ende der Geschichte.”
“Wie alle anderen auch.”
“Du sagst es.” Er nahm sich noch ein Brot und bestrich es mit Butter. Offenbar hoffte er, damit der Diskussion ein Ende bereitet zu haben, aber sie war noch nicht fertig.
“Und liest du auch manchmal Bücher, gehst du ins Kino?”
Er hob eine Schulter. “Sicher.”
“Guckst du dir den Sonnenuntergang an und fragst dich, wie so viel Schönheit in die Welt kommt?”
“Gelegentlich. Ich meine, natürlich sehe ich Dinge, die mir gefallen, und sie fallen mir auch auf. Ist das so außergewöhnlich?”
“Es bedeutet nur, dass du nicht immun bist gegen die Welt und die Menschen, die in ihr leben.” Sie lächelte. “Und nicht so flach, wie du mir weiszumachen versuchst.”
Er hob in spöttischer Ergebung die Hand. “Na schön, ich bin ein abgründig tiefer Mensch. Zufrieden?”
Jordan lachte, während der halb leere Brotkorb durch einen vollen ersetzt wurde. “Das ist ganz schön schwer, was? Immer diese undurchsichtige Miene beizubehalten und den harten Mann zu spielen.”
“Ich? Ein harter Mann?” Er überlegte, dann nickte er. “Ja, das bin ich wohl wirklich. Aber glaub mir, es ist nicht gespielt.”
“Ich wollte dich nicht angreifen …”
“Ich fühle mich auch gar nicht angegriffen. Aber in dem Teil von Brooklyn, in dem ich aufgewachsen bin, hat man keine andere Wahl. Dort lernt man von Kindesbeinen an, dass einem niemand hilft, wenn man sich nicht selbst hilft.”
“Aber du bist zur Polizei gegangen.”
“Tja, wenn man dort aufgewachsen ist, hat man keine große Wahl –
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