Tiffany Duo Band 0162
warten, oder?”
Er presste die Kiefer aufeinander, während er seine Gehirnwindungen nach einer vernünftigen Ausrede durchforstete. Aber wie zum Teufel sollte ein Mann geradeaus denken, wenn ihn vier weibliche Wesen so erwartungsvoll anschauten?
Schließlich murmelte er einen Fluch in sich hinein und zog sich einen Stuhl heraus. “Na schön, aber nur fünf Minuten.”
Fünf Minuten lang lief das Gespräch so unrund wie ein Traktormotor mit zwei kaputten Zylindern, und Matt rutschte auf seinem harten Stuhl herum und wünschte sich, überall zu sein, nur nicht hier. Er wollte eben aufspringen, um in die Sicherheit seines Büros zu fliehen – egal ob mit Ausrede oder ohne –, als Lucy ihn in einen Hinterhalt lockte.
Sie legte ihm eine Hand mit grün lackierten Fingernägeln – wo hatte sie den Nagellack her? – auf den Arm und schaute ihn aus diesen großen grauen Augen an. “Daddy, Dylan und ihre Mutter können an Thanksgiving nirgendwohin gehen, weil sie hier keine Familie haben. Ganz schön traurig, findest du nicht auch?”
Er brummte irgendetwas Unverständliches, wobei er sorgfältig darauf achtete, Ellies Blick nicht zu begegnen.
“Glaubst du nicht, dass sie vielleicht zu uns kommen könnten?”
Obwohl er sich alle Mühe gab, es zu verhindern, glitt sein Blick genau in dem Moment zu Ellie, in dem ihr vor Überraschung der Mund offen stehen blieb und sich ihre Augen entsetzt weiteten.
“Also, ich weiß nicht, Honey …”, begann er.
“Das ist eine gute Idee”, sagte Cassie im selben Moment. “Für zwei mehr ist am Tisch immer Platz, und zu essen gibt es sowieso genug.”
“Oh, nein, das ist wirklich sehr freundlich, aber es ist nicht nötig”, versicherte Ellie eilig. “Wir beide werden es uns gut gehen lassen, nicht wahr, Dylan?”
Dylan schaute ihre Mutter bittend an. “Ach, komm schon, Mom. Ich fänd’s echt cool. Und Tante Cassie kann super kochen. Bestimmt lässt sie nie was anbrennen, so wie du.”
Ellie schaute ihre Tochter an und schnitt eine Grimasse, und Matt musste ein Kichern hinunterschlucken.
“Wie auch immer.” Ellies Wangen hatten sich leicht gerötet. “Ich bin mir sicher, die Hartes wollen an Thanksgiving unter sich sein. Es ist ein Familienfest.”
“Aber nein”, beeilte sich Cassie zu widersprechen. “Wir würden uns wirklich freuen, wenn Sie kommen, nicht wahr, Matt?”
Matt räusperte sich. Und dann hatte er wieder nicht schnell genug eine Ausrede parat. “Äh … sicher.”
Ellie sah ein, dass ihr nichts anderes übrig blieb, als das Angebot anzunehmen, obwohl sich Matts Begeisterung offenbar in Grenzen hielt.
“Wow, Mom. Du siehst echt toll aus”, sagte Dylan mindestens zum fünften Mal, während sie den Weg zu dem lang gestreckten Ranchhaus der Diamond Harte hinaufgingen.
Ellie kämpfte gegen ihre Befangenheit an. Matts Schwester hatte gesagt, dass es ganz salopp zugehen würde, aber ihre normale Wintergarderobe, die aus Jeans und Arbeitshemden bestand, war ihr doch nicht angemessen erschienen.
Stattdessen trug sie über weichen schwarzen Lederstiefeln ihren eleganten engen Wollrock und einen dazu passenden taubengrauen Pullover – eins ihrer wenigen schicken Outfits, das nur das Tageslicht erblickte, wenn sie an Kongressen oder Ähnlichem teilnahm. War sie womöglich viel zu elegant angezogen? Hoffentlich nicht. Weil sie auch ohne unpassende Kleidung schon nervös genug war.
Obwohl sie es nicht sein sollte. Es war immerhin nur eine Einladung zum Essen, also kein Grund, Magenkrämpfe oder einen staubtrockenen Mund zu bekommen.
Und als ihr der Gedanke kam, dass einer der Hauptgründe für ihre Nervosität Matt Harte mit seinen blauen Augen und den breiten Schultern war, räusperte sie sich verärgert.
Die Haustür wurde stürmisch aufgerissen, noch ehe sie dazu gekommen waren, sich bemerkbar zu machen. Köstliche Essensdüfte schlugen ihnen entgegen. Eine kleine Gestalt stürzte sich mit einem aufgeregten Kreischen auf Dylan.
“Na endlich!”
“Wir sind ein bisschen zu früh dran, nicht wahr?”, fragte Ellie besorgt. “Hat deine Tante nicht gesagt, dass wir um zwei essen? Jetzt ist es erst halb.”
“Keine Ahnung wie spät es ist. Ich konnte es gar nicht mehr erwarten, bis du endlich kommst, Dylan. Du musst gleich mit raufkommen in mein Zimmer. Onkel Jesse hat mir die neue CD von Robbie Williams mitgebracht, und sie ist absolut traumhaft.”
Bevor Ellie noch etwas sagen konnte, ließen sie die beiden Mädchen auch schon stehen und
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