Tiffany Duo Band 0162
Vorfall im Stall erinnerte.
“Ich sollte jetzt gehen”, sagte sie heiser.
“Ich bringe Sie noch raus.”
“Das ist wirklich nicht nötig”, wehrte sie ab.
“Ich weiß, aber ich mache es trotzdem.”
Wie sollte sich eine Frau gegen einen Mann wehren, der so schwer lenkbar war wie das Flussbett des Salt River? Mit einem Aufseufzen folgte sie ihm die Treppe hinunter in den großen Raum.
“Warten Sie, den nehme ich”, sagte er und deutete auf Ellies Lederrucksack, der angefangen von ihrem Terminkalender bis hin zu einer tierärztlichen Mindestausstattung alles beherbergte, was sie brauchte.
Sie wollte widersprechen, weil sie den Rucksack schließlich ständig selbst durch die Gegend schleppte, aber als sie seinen warnenden Blick sah, verkniff sie es sich.
“Danke”, murmelte sie stattdessen, während sie sich widerwillig eingestand, dass sie es eigentlich irgendwie süß fand. Wie damals in der ersten Klasse, als Joey Spiloza unbedingt ihren Schulranzen nach Hause tragen wollte.
Aber natürlich hatte sie es ihm nicht erlaubt, weil sie Angst gehabt hatte, dass irgendjemand aus der Schule sah, in was für einer Bruchbude sie wohnte. Oder noch schlimmer, dass ihre Mom in ihrem vergammelten Bademantel, mit trüben Augen und wie eine Schnapsflasche stinkend, an die Tür kommen könnte.
Ellie schob die Erinnerung beiseite und ging mit Matt in die kalte klare Winternacht hinaus. Er lief schweigend neben ihr her durch den knirschenden Schnee und wirkte so in Gedanken versunken, dass er nicht einmal Notiz von seiner kleinen australischen Schafherde nahm, die Aufmerksamkeit heischend herankam.
Als sie bei ihrem Pick-up angelangt waren, öffnete er ihr die Tür, und sie stieg ein.
“Danke für alles”, sagte sie. “Bis morgen früh dann.”
“Nichts zu danken. Und fahren Sie vorsichtig.” Er stand an der offenen Tür und musterte sie aus blauen Augen, die im Mondlicht glänzten. Als er sich leicht vorbeugte, glaubte sie für einen Moment, er würde sie wieder küssen.
“Oh. Vergessen Sie Ihren Rucksack nicht.”
Ihr stockte der Atem, als er sich über sie beugte und den Rucksack auf den Beifahrersitz stellte, wobei sein Arm ihre Brust streifte. Er merkte es wahrscheinlich gar nicht, weil sie in ihren dicken Wintermantel eingemummelt war, aber ihr ging die Berührung durch und durch, und sie spürte schockiert, wie ihr Hormonspiegel schlagartig anstieg.
Da nutzte es gar nichts, dass sie sich zurücklehnte und in den Sitz presste, um dem ersten körperlichen Kontakt zu entkommen, den sie seit diesem Kuss an Thanksgiving hatten.
Als Matt den Rucksack auf dem Sitz abstellte, knisterte es leise. “Moment, da ist irgendwas drunter.” Er schob den Rucksack in Richtung Beifahrertür und beugte sich noch ein bisschen weiter vor. “Ist es wichtig?”
Sie blinzelte verdutzt. “Was?”
“Sekunde.”
Und als sie nach unten schaute, hatte er schon den verdammten Zettel in der Hand, in dem noch die Akupunkturnadel steckte.
“Was ist denn das?”
“Nichts.” Sie langte danach, aber er zog seine Hand zurück und hielt das Blatt ins Licht. Als er es sinken ließ, spiegelte sich auf seinem Gesicht nackte Wut.
“Wo kommt das her?”
“Ich sage Ihnen doch, dass es nichts ist.”
“Verdammt, Doc. Ich frage Sie, wo dieser Zettel herkommt?”
Sie schaute wieder in sein Gesicht, dann atmete sie resigniert laut aus. Er würde keine Ruhe geben, bis er die Wahrheit aus ihr herausgepresst hatte. “Jemand hat ihn in mein Auto gelegt. Ich habe ihn vorhin gefunden. Er war … an einem Katzenkadaver befestigt.”
Matts Gesicht verfinsterte sich noch mehr. “Haben Sie es schon Jesse gemeldet?”
Sie schüttelte den Kopf. “Es ist doch nur ein makabrer Scherz, Matt. Ich habe keine Veranlassung gesehen, die Polizei einzuschalten.”
“Das ist mehr als ein Scherz. Wer so etwas macht, ist krank. Ich rufe jetzt sofort Jesse an und sage ihm, dass er herkommen und die Anzeige aufnehmen soll. Und Sie schlafen heute Nacht bei uns im Gästezimmer. Ich lasse Sie jetzt unter keinen Umständen nach Hause fahren.”
Sein Ton verriet Ellie, dass zumindest im Moment jeder Widerstand zwecklos war. Er würde nicht nachgeben. Auf jeden Fall erschien es ihr ratsam, jetzt erst einmal wieder mit ihm ins Haus zu gehen, und wenn sie mit Jesse gesprochen hatte, konnte man immer noch sehen.
“Na schön, dann rufen Sie Jesse meinetwegen an”, gab sie klein bei und stieg wieder aus.
Während Jesses Anwesenheit legte sich die
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