Tiffany Duo Band 0162
durch den Kopf schossen. Am wichtigsten war, dass er ihr jetzt nicht in die Augen schaute, sonst würde er weich werden. Was Frauen anbelangte, war er ein echter Trottel. Ein Vollidiot. Erst war er auf Melanie hereingefallen und jetzt auf Ellie mit ihrem süßen unschuldigen Gesicht.
Ihretwegen hatte er vergessen, dass seine Ranch Vorrang vor allem anderen hatte. Er war sechsunddreißig Jahre alt und hätte es verdammt noch mal besser wissen müssen, als einer Tierärztin, deren Behandlungsmethoden ihm von Anfang an suspekt erschienen waren, seine Tiere anzuvertrauen, nur weil sie jung und hübsch war.
“Diese Entscheidung liegt natürlich bei Ihnen”, sagte sie nach einem Moment mit einer Stimme, die so brüchig war wie altes Glas. “Sie müssen tun, was Sie für richtig halten. Auf Wiedersehen, Matt.”
Nach diesen Worten wandte sie sich ab und ging mit würdevoll erhobenem Kopf davon. Er schaute ihr einen Moment nach, dann drehte er sich wieder zu seinen Pferden um.
Was tat sie da?
Viele Stunden später lenkte Ellie ihren Wagen über die kurvenreiche Straße, die zur Harte-Ranch führte, während die Scheibenwischer Mühe hatten, die Schneemassen zu bewältigen, die unablässig auf die Windschutzscheibe fielen.
Sie sollte jetzt eigentlich zusammengerollt und weinend im Bett liegen, weil ihr Ruf, den zu erwerben sie sich fünf Monate lang redliche Mühe gegeben hatte, nun wohl für immer dahin war.
Eigentlich sollte sie sich in Selbstmitleid suhlen. Stattdessen fuhr sie hier mit einem Stein im Magen und so schweißnassen Händen, dass sie fast vom Lenkrad abrutschten, diese Straße entlang, obwohl es bereits fast Mitternacht war.
Matt würde fuchsteufelswütend sein, wenn er wüsste, dass sie mitten in der Nacht auf seiner Ranch herumschlich. Er war heute so aufgebracht gewesen, dass sie sich nicht wundern würde, wenn er seinen Bruder anriefe und sie einsperren ließe, falls er sie erwischte.
Aber darauf konnte sie jetzt keine Rücksicht nehmen. Als sie früher am Abend angerufen hatte, hatte Cassie ihr zwar versichert, dass sich der Zustand der Pferde gebessert hatte, doch das reichte nicht aus. Sie würde nicht einschlafen können, bevor sie sich nicht mit eigenen Augen davon überzeugt hatte, dass die Tiere durchkamen.
Sie konnte es immer noch nicht fassen, dass ihre ganze Welt an einem einzigen Nachmittag auseinander geflogen war wie ein wackliger Zaun in einem Sturm.
Matts Pferde waren nur die Ersten gewesen, die krank geworden waren. Am Spätnachmittag hatte sie Anrufe von drei weiteren Ranchern bekommen und erfahren, dass die Pferde, die sie während der vergangenen achtundvierzig Stunden behandelt hatte, allesamt an denselben geheimnisvollen Symptomen erkrankt waren.
Sie hatte ihr Bestes für die infizierten Pferde getan und sie mit hohen Dosen Penicillin behandelt, während sie verzweifelt versucht hatte, die Rancher davon zu überzeugen, dass sie keinen Fehler gemacht hatte.
Und sich selbst auch.
Obwohl die Beweise erdrückend waren. Es deutete in der Tat alles auf eine Staphylokokken-Infektion hin, die sich um die Stellen herum entwickelt hatte, an denen sie die Tiere am Vortag akupunktiert hatte.
Wie hatte das passieren können? Sie war so sorgfältig. Sie wusch sich ihre Hände doppelt so lange wie vorgeschrieben und benutzte selbstverständlich nur sterile Nadeln.
Es waren immer dieselben Fragen, die ihr ununterbrochen im Kopf herumgingen, bis ihr ganz schwindlig davon war, und doch war sie einer Lösung des Rätsels immer noch nicht näher gekommen.
Schwer vorstellbar, dass sie noch gestern das Gefühl gehabt hatte, ihren Platz in Salt River schließlich doch noch gefunden zu haben.
Und dann hatten sich ihre Träume, für Dylan und sich selbst ein stabiles, ruhiges Leben aufzubauen, im Handumdrehen in Luft aufgelöst. Wenn dieser Sturm hier vorbei war, konnte sie wahrscheinlich von Glück sagen, wenn sie einen Job als Verkäuferin für Hundefutter bekam und nur noch davon träumen, irgendwo in West-Wyoming als Tierärztin zu arbeiten.
Jedes Mal, wenn sie an die Zukunft dachte, verspürte sie nur diese Übelkeit erregende scheußliche Angst, dass ihr wahrscheinlich nichts anderes übrig bleiben würde, als die Praxis mit einem Riesenverlust zu verkaufen und wieder nach Kalifornien zurückzugehen.
Sie würde die Menschen verlassen müssen, die sie lieb gewonnen hatte. Sue Ann. Sarah McKenzie. Cassie Harte.
Matt.
Immer wenn sie an ihn dachte und daran, wie er sie heute
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