Tiffany Duo Band 0162
“Vielleicht war es ja eine verspätete Reaktion auf die letzte Behandlung.”
“Nein. Das ist viel zu lange her. Sehen Sie es denn nicht? Diese Infektion muss eine andere Ursache haben. Sie stammt nicht von mir!”
Ellie war so überglücklich, dass sie Matt spontan umarmte. Was sie unter normalen Umständen ganz gewiss nicht getan hätte. Doch sobald sie den weichen Stoff seines Flanellhemds an ihrer Wange spürte und seinen sauberen männlichen Duft roch, dämmerte ihr, was sie getan hatte. Sie ließ ihn peinlich berührt los und murmelte eine verlegene Entschuldigung.
Er stand einen Moment lang benommen da, dann verschränkte er die Arme vor der Brust, um sich davon abzuhalten, sie wieder in seine Arme zu ziehen. “Aber wir haben trotzdem zwölf kranke Tiere in der Gegend. Haben Sie irgendeine Ahnung, warum?”
“Nein. Absolut keine.” Sie runzelte nachdenklich die Stirn. “Steve hat recht. Es spricht alles für eine bakterielle Infektion, und dennoch habe ich so etwas noch nie erlebt. Und wodurch hätten sich die anderen Tiere anstecken sollen? Im Moment sieht es ganz danach aus, als ob ich den Virus irgendwie weiterverbreitet hätte.”
“Vielleicht hatten Sie ja irgendetwas an Ihren Schuhen, was Sie mitgeschleppt haben.”
“Ich kann mir nichts vorstellen, was derart ansteckend wäre. Und was ist mit den Abszessen?”
Er hatte nicht mehr Antworten als sie, deshalb hüllte er sich in Schweigen. Nachdem es lange still geblieben war, seufzte sie. “Die bittere Wahrheit ist, dass wir es vielleicht nie genau erfahren werden. Ich werde einige Blutuntersuchungen anstellen und meine Akupunkturnadeln zur Untersuchung ins Labor schicken, vielleicht ergibt sich dabei ja etwas. Etwas, wofür ich nichts kann.”
“Ich hoffe es”, brummte er.
Matt war sich nicht sicher, wann seine Wut angefangen hatte, sich zu legen, aber irgendwann hatte sein gesunder Menschenverstand wieder die Oberhand gewonnen. Und wenn Ellie die Infektion weitergetragen haben sollte, dann bestimmt nicht aus Nachlässigkeit. Dafür war sie viel zu gewissenhaft.
Sie war eine gute Tierärztin, die sich um die Tiere, die sie behandelte, Gedanken machte. Sie würde sich niemals irgendwelche Schlampereien durchgehen lassen.
“Ich wünsche Ihnen wirklich, dass sich alles aufklärt”, sagte er ruhig.
Sie warf ihm noch so ein tränenumflortes Lächeln zu, das ihm zu Herzen ging. Die Geschichte musste sie umbringen. Es wäre für jeden Tierarzt schlimm, aber ganz besonders für einen, der seinen Beruf so liebte wie Ellie.
“Danke.” Dann atmete sie tief durch. “Es ist spät. Ich lasse Sie jetzt wohl besser in Ihrem Buch weiterlesen und gehe.”
Doch diese Aussicht schien sie nicht sehr zu beglücken. Genau gesagt wirkte sie überhaupt nicht erpicht darauf, in das Schneetreiben hinauszugehen. Sie wirkte einsam.
“Wo schläft Dylan heute Nacht?”
“Bei Sue Ann. Ich lasse meine Tochter nachts nicht gerne allein, und weil ich wegen der kranken Pferde befürchten musste, mitten in der Nacht auf eine Ranch gerufen zu werden, hat mir Sue Ann angeboten, Dylan für die Nacht zu sich zu nehmen.”
“Dann haben Sie es also nicht eilig?”
Ellie blinzelte verdutzt. “Nein. Warum?”
“Sie könnten noch ein bisschen bleiben. Natürlich nur, wenn Sie mögen.”
Wo zum Teufel war das denn jetzt hergekommen? Sobald er die Worte ausgesprochen hatte, wünschte er sich, sie zurücknehmen zu können, aber es war zu spät. Sie schaute ihn bereits völlig überrascht an.
“Sie … Sie wollen wirklich, dass ich Ihnen nach dem, was heute passiert ist, Gesellschaft leiste?” Sie brauchte ihn nur aus diesen großen verwundeten Augen anzuschauen, und er war verloren, besessen von dem Wunsch, sich um sie zu kümmern … ihr ein Lachen zu entlocken, damit sie ihre Probleme wenigstens für einen Augenblick vergessen konnte.
“Ja”, brummte er. “Kommen Sie. Setzen Sie sich.”
Obwohl sie immer noch wachsam wirkte, zog sie ihren Mantel aus. Darunter trug sie einen gänseblümchengelben Rollkragenpullover und eine dunkelblaue flauschige Weste.
Sie wirkte jung und frisch und hübsch, und plötzlich erkannte er, dass er einen Riesenfehler gemacht hatte. Warum hatte er sie nicht gehen lassen, solange er es noch konnte?
In ihrer Nähe ließ seine Selbstbeherrschung schon zu den besten Zeiten zu wünschen übrig. Jetzt konnte Matt nur noch hoffen, dass er es schaffte, hier in dem gedämpften Licht des Stalls, umgeben vom sanften Schnauben der
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