Tiffany Duo Band 0162
für seine Rastlosigkeit war. Aber selbst wenn er mutig genug wäre, sie wieder zu küssen, würde das doch nichts an der Tatsache ändern, dass er ihr außer ein paar leidenschaftlichen Augenblicken der Lust nichts geben konnte.
Und damit würde sich eine Frau wie Ellie niemals zufriedengeben. Davon war auszugehen. Ebenso wie davon, dass sich sein Hunger nur vergrößern würde, wenn er Liebe mit ihr machte. Wie bei einem kleinen Kind, dem man erlaubt, einmal von einem Eis zu lecken.
Ellie Webster war mutig und temperamentvoll und sanft, und wenn er nicht verdammt aufpasste, lief er Gefahr, sein Herz zu verlieren. Und dieser Gedanke jagte ihm mehr Angst ein als die Vorstellung, mit einem Dutzend wütenden Stieren in einer Arena zu sein.
11. KAPITEL
Ellie war sich nicht sicher, was sie geweckt hatte. Eben noch hatte sie geträumt, neben Matt Harte an einem weißen Strand unter Palmen zu liegen und das leise Platschen der Wellen zu hören, die gegen den Strand schwappten, während gleich darauf der modrig süße Geruch des Heus und das verstohlene Rascheln der Pferde in ihren Boxen in ihr Bewusstsein drang.
Sie blinzelte, noch einen Moment in einer verschwommenen Welt zwischen Wachheit und Traum gefangen, und versuchte, sich zu erinnern, warum sie in Kleidern auf einem harten Feldbett lag, das irgendwer in seinem Stall aufgestellt hatte. Ihr Rücken tat weh und ihr Hals war steif, weil sie so verkrümmt dagelegen hatte, und sie fühlte sich zerknautscht und unbehaglich in ihren Kleidern.
Sie setzte sich auf und fuhr sich mit einer Hand durch das zerzauste Haar. Als ihr Blick auf Matt landete, fielen ihr alle Ereignisse der Nacht schlagartig wieder ein.
Sie war in seinem Stall. Sie saß auf seinem Feldbett.
Ellie hob den Arm und hielt das Zifferblatt ihrer Armbanduhr ins Licht. Vier Uhr morgens. Sie hatte vier Stunden geschlafen. Als sie das letzte Mal auf die Uhr geschaut hatte, war es kurz nach Mitternacht gewesen und Matt hatte über seine Pferdezucht gesprochen.
Sie spürte eine Mischung aus Schuldgefühlen und Beschämung in sich aufsteigen. Nicht genug damit, dass sie so unhöflich gewesen war, mitten im Gespräch einzuschlafen, nein, sie hatte dem Mann auch noch sein Feldbett weggenommen und ihn so gezwungen, einen Großteil der Nacht auf einem wackligen harten Stuhl zu verbringen.
Sie betrachtete ihn, einen Moment wie gebannt von seiner breiten, mit einem Flanellhemd bedeckten Brust, die sich unter seinen regelmäßigen Atemzügen hob und senkte, dann kletterte ihr Blick langsam weiter nach oben, über die braune Säule seines Halses, die Flächen und harten Kanten seines Gesichts. Die ebenmäßige Nase, die vollen sinnlichen Lippen, die langen dunklen Wimpern.
Er sah sündhaft gut aus und wirkte ganz und gar eins mit seiner Umgebung.
Hatte er sie auch so betrachtet, nachdem sie eingeschlafen war? Dieser Gedanke bewirkte, dass ihr ganz heiß wurde, doch selbst jetzt schaffte sie es immer noch nicht, ihren Blick von ihm loszureißen. Auch wenn sie damit wahrscheinlich seine Intimsphäre verletzte, konnte sie der Versuchung, Matt Harte zu betrachten, nicht widerstehen.
Im Schlaf schienen ihm all die Ecken und Kanten abhanden gekommen zu sein, die ihn so hart und einschüchternd wirken ließen. Er sah jetzt jünger aus, entspannter, als ob es ihm nur im Schlaf gelänge, die Verantwortung abzustreifen, die er schon in so jungen Jahren hatte übernehmen müssen.
Wie musste es für ihn gewesen sein, nachdem seine Eltern gestorben waren? Ellie versuchte es sich vorzustellen, aber so richtig gelang es ihr nicht. Mit kaum zweiundzwanzig Jahren war er von einem Tag auf den anderen ganz allein für eine riesige Ranch und zwei jüngere Geschwister, die um ihre Eltern trauerten, verantwortlich gewesen.
Kein Wunder, dass er oft so unnahbar wirkte. Statt zu tun, was die meisten jungen Männer in diesem Alter taten, hatte er zwei jüngere Geschwister großziehen und eine große Ranch führen müssen.
Trotzdem hatte er auch noch eine andere Seite. Sie dachte daran, wie zärtlich er seine kleine Tochter necken, wie sanft er auf ein nervöses Pferd einreden oder wie liebevoll er einen Hund streicheln konnte.
Matt entsprach so gar nicht dem Bild, das sie sich damals in Miss McKenzies Klassenzimmer von ihm gemacht hatte. Und vorher auch schon. Sie hatte ihn für engstirnig und humorlos gehalten. Pedantisch und geistig unbeweglich. Aber seitdem war ihr klar geworden, dass er eine wesentlich vielschichtigere
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