Tiffany Duo Band 0162
ihrem Schoß, wobei ihre grünen Augen einen Punkt links neben seinem Kopf fixierten.
Jesse unterdrückte den Drang, einen Blick über die Schulter zu werfen, um zu sehen, was da hinten so Faszinierendes war. Aber so wie er die Frau in den acht Monaten, die sie jetzt hier in Salt River lebte, kennengelernt hatte, hatte er das unangenehme Gefühl, dass sie auf gar nichts Bestimmtes schaute, sondern einfach nur weg von ihm.
Aus irgendeinem Grund schien er Sarah McKenzie nervös zu machen, obwohl ihm schleierhaft war, warum.
Das letzte Mal hatte er sie vor einem knappen Monat gesehen, bei Matts Hochzeit mit Dylans Mutter Ellie. Die schüchterne Lehrerin hatte sich fast den ganzen Abend nicht aus ihrer Ecke herausgetraut. In ihrem pfirsichfarbenen Kleid und dem hochgesteckten hellblonden Haar hatte sie kühl und distanziert und zum Anbeißen ausgesehen.
Als er sich schließlich ein Herz gefasst und sie zum Tanzen aufgefordert hatte, hatte sie vor Schreck ihr Glas umgeworfen und ihn angeschaut, als ob er ihr Champagner übers Kleid gekippt hätte.
Sie hatte einen ewig langen Moment nichts gesagt, dann war sie aufgesprungen und hatte irgendeine Ausrede gestammelt. Wenig später war sie so schnell vom Parkplatz vor der Kirche weggefahren, als sei ein Hurrikan im Anzug gewesen.
Er schob die Erinnerung beiseite. Dann hatte die hübsche geheimnisvolle Miss McKenzie eben nicht mit ihm tanzen wollen. Na und? Er war inzwischen ein großer Junge und konnte schon eine ganze Weile damit umgehen, auch mal einen Korb zu bekommen. Das kann dir nur gut tun, würde seine kleine Schwester Cassie wahrscheinlich dazu sagen.
Obwohl das alles natürlich nicht der Grund dafür war, warum die Lehrerin seiner Nichte jetzt vor ihm saß und sich alle Mühe gab, nicht nervös die Hände zu ringen.
“Kann ich Ihnen irgendwie helfen, Miss McKenzie?”, wiederholte er in seinem besten freundlich beiläufigen Polizistenton.
Sie atmete tief durch und ließ dann die Luft in einem Schwall heraus. “Ich möchte, dass Sie jemanden festnehmen.”
Na so was. “Wirklich?”, fragte er verblüfft.
Sie presste ihren hübschen weichen Mund zusammen. “Ja, und am liebsten wäre mir, Sie würden ihn an einem Pferd festbinden und hundert Meilen durch die Gegend schleifen. Aber da wir in einem zivilisierten Land leben, wird das wahrscheinlich nicht passieren, und so werde ich mich wohl damit zufriedengeben müssen, dass man diese erbärmliche Gestalt für den Rest ihres Lebens einsperrt.”
“Hat diese erbärmliche Gestalt auch einen Namen?”
Sie zögerte ganz kurz, gerade lange genug, um den Pegel seiner Neugier hochschnellen zu lassen. “Ja”, sagte sie schließlich. “Seth Garrett.”
Ihm blieb vor Überraschung der Mund offen stehen. “Der Bürgermeister? Sie möchten, dass ich den Bürgermeister verhafte?”
“Und wenn er der Präsident der Vereinigten Staaten wäre, wäre es mir auch egal. So jemand gehört ins Gefängnis.”
Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück. “Wären Sie vielleicht so freundlich, mir zu sagen, warum er ins Gefängnis gehört, bevor ich mir meine Handschellen schnappe und zu ihm rüberrenne? Das heißt nicht, dass ich nicht dazu bereit wäre … ich würde dem Mann nur ganz gern einen Grund dafür nennen.”
Die Hände zu Fäusten geballt, mit einem finster entschlossenen Ausdruck auf diesem feingezeichneten, zartknochigen Gesicht, erhob sie sich. “Ich scherze nicht, Chief Harte. Wenn Sie mich nicht ernst nehmen, werde ich … werde ich mich an jemand anders wenden. Ans FBI vielleicht, oder an die Staatspolizei.”
Sie meinte es wirklich ernst! Sie wollte, dass er ins Büro des Bürgermeisters hineinmarschierte und den Mann ins Gefängnis warf. Was hatte sie gegen Seth Garrett, einen der beliebtesten und geachtetsten Männer der Stadt, vorzubringen? Wo Seth wahrscheinlich nicht mal über eine rote Ampel ging!
Trotzdem wusste Jesse, dass sie bestimmt nicht grundlos hergekommen war, und es war sein Job, sie anzuhören. “Tut mir leid, Ma’am, Sie haben mich nur überrascht, das ist alles. Nehmen Sie doch bitte wieder Platz. Was werfen Sie ihm denn vor?”
Sarah setzte sich wieder und verschränkte ihre Hände. Sie war sich nicht sicher, was an ihrem Zittern mehr schuld war – ihre Wut oder der Stein, der ihr im Magen lag, weil sie diesem Mann gegenübersitzen musste.
Sie hatte gleich gewusst, dass es so kommen würde. Jesse Harte machte sie derart nervös, dass sie in seiner Gegenwart keinen klaren
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