Tiffany Duo Band 0162
ihr angesichts dieser leidenschaftlichen Versicherung auch nicht glauben sollen?
“Seth ist ein guter Mann”, fuhr sie fort. “Er ist anständig und fürsorglich und war Corey in den letzten zwei Jahren ein wundervoller Vater. Er liebt ihn genauso wie Maddie. Er will ihn sogar adoptieren!”
Er lehnte sich zurück. “Tut mir leid, Ginny. Ich wollte es auch nicht glauben, aber ich musste der Sache nachgehen.”
“Ich verstehe.”
Bevor Jesse seine nächste Frage stellen konnte, hörte er, dass jemand ins Haus kam.
Ginny wurde noch einen Ton blasser. “Das wird Seth sein. Diese Anschuldigungen werden ihn umbringen.”
“Seth, du solltest dich besser hinsetzen”, riet Ginny ihrem Mann, nachdem dieser ins Wohnzimmer gekommen war und Jesse begrüßt hatte.
Der Bürgermeister, mit dem Jesse bereits zur Schule gegangen war, setzte sich mit einem verwirrten Stirnrunzeln neben sie auf die Couch, und Jesse erklärte den Grund seines Besuchs. Am Ende wirkte Seth genauso schockiert wie seine Frau.
“Das ist absolut nicht wahr”, sagte er vehement. “Das musst du doch wissen. Ich würde nie meine Hand gegen den Jungen erheben.”
“Ich musste es untersuchen, Seth.”
“Natürlich musstest du das.” Seth überlegte einen Moment und sagte dann: “So eine Anzeige zu erstatten, ist sehr mutig. Zu viele Leute schauen einfach weg, weil sie keine Probleme bekommen wollen. Ich würde gern wissen, wer diesen Stein ins Rollen gebracht hat.”
Wieder dachte Jesse an Sarah McKenzie und wie nervös sie in seinem Büro gewesen war. Er verspürte ein seltsames Widerstreben, ihren Namen zu nennen, deshalb wechselte er schnell das Thema und sagte: “Trotzdem ist mir das mit Corey nicht geheuer. So viele Unfälle in so kurzer Zeit sind einfach verdächtig. Kannst du dir vorstellen, dass sich jemand anders an ihm vergreift?”
Ginny wirkte völlig aufgelöst. Seth, der es ebenfalls gesehen zu haben schien, nahm ihre Hand und drückte sie fest. “Wer sollte so etwas tun?”, fragte er.
“Ich weiß nicht. Vielleicht ein Schulkamerad. Hat Corey je erwähnt, dass er von jemandem drangsaliert wird?”
“Nein. Aber falls doch, dann kann es höchstens der Junge von den Connors sein.” Seth’ Stimme drückte starken Widerwillen aus.
“Lukes Sohn?”
Ginny nickte. “Er hängt ständig mit Corey rum. Dabei ist er inzwischen schon auf der High School, und ich frage mich immer, was er mit einem Zehnjährigen will.”
Dusty Connor war mindestens schon so oft auffällig geworden wie Corey. Doch während Coreys Schandtaten von einer gewissen Intelligenz und Schalkhaftigkeit zeugten, waren die von Dusty meistens einfach nur gemein.
“Ich weiß nicht, aber ich denke, wir müssen es herausfinden”, sagte Jesse.
“Wie?”
Bevor er antworten konnte, hörten sie eine Tür zuknallen, dann rief Corey: “Ich bin’s, Mom!”
“Wir sind im Wohnzimmer”, antwortete Ginny. “Kommst du bitte mal?”
Sie hörten ein lautes verärgertes Aufstöhnen, und gleich darauf kam Corey hereingetrottet. Bis auf ein blaues Auge und die Aufsässigkeit, die er ausstrahlte, wirkte er mit seinem Basketball unterm Arm, in den ausgebeulten Shorts, einem T-Shirt und Turnschuhen nicht anders als andere Jungen seines Alters.
“Was gibt’s denn zum Abend …” Als sein Blick auf Jesse fiel, unterbrach er sich. Über sein Gesicht huschte ein Ausdruck von Panik, der jedoch sofort Aufsässigkeit Platz machte. “Ich hab nichts gemacht.”
Was hatte er jetzt wieder angestellt, dass er so nervös war? Was es auch sein mochte, auf jeden Fall hatte Jesse ein schlechtes Gefühl deswegen. Er musste den Jungen ganz offensichtlich im Auge behalten.
Er hob eine Augenbraue. “Wie kommst du denn darauf, dass du Probleme bekommen könntest?”
“Bekomm’ ich keine?” Bei dem dritten Wort brach Coreys Stimme.
“Solltest du?”
“Nein, ich sag doch, dass ich nichts gemacht hab.”
“Das ist gut”, sagte Jesse, während er fieberhaft überlegte. Dass Corey ihm mehr anvertraute als seiner Lehrerin, war äußerst unwahrscheinlich. Von daher musste er die Sache anders angehen. “Weil ich nämlich deine Hilfe brauche.”
Corey und seine Eltern schauten ihn überrascht an.
“Ich könnte für ein paar Tage einen Partner gebrauchen. Hast du Interesse?”
Der Junge schaute immer verdutzter. “Einen Partner?”
“Ja, ich komme nächsten Monat zu euch an die Schule und erzähle euch etwas über vorbeugende Verbrechensbekämpfung.” Das zumindest
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