Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tiffany Duo Band 0162

Tiffany Duo Band 0162

Titel: Tiffany Duo Band 0162 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raeanne Thayne
Vom Netzwerk:
ängstliche Lehrerin, der sogar Raticus nicht geheuer war. Es war kein Wunder, dass Jesse sie am Ende doch nicht geküsst hatte.
    Niedergeschlagen legte sie ihren Rotstift aus der Hand. Sie sollte einfach schlafen gehen – es war immerhin schon nach Mitternacht, und sie war weit davon entfernt, noch irgendetwas zustande zu bringen.
    Sie stand auf und machte wie jeden Abend ihre Runde durchs Haus, um die Schlösser an Türen und Fenstern zu kontrollieren. An der Hintertür blieb sie einen Moment stehen und schaute durch das kleine Fenster in die regnerische Nacht und den kleinen Hof hinaus, den sie nach und nach in einen Garten verwandelt hatte.
    Irgendwo schrie eine Katze, ein Hund bellte eine scharfe Antwort, und eine leichte Brise brachte das Windspiel auf ihrer Veranda zum Klingen, das sie vergangene Woche in Jackson gekauft hatte. Sie lächelte ein bisschen über die Kleinstadtruhe, die sie mittlerweile liebte, und wollte sich eben abwenden, als sie glaubte, draußen eine Bewegung wahrgenommen zu haben.
    Sie erstarrte, während sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnten und der verschwommene Schatten langsam Gestalt annahm.
    Nackte Angst ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren.
    Da draußen war jemand!

6. KAPITEL
    “Möchten Sie nicht noch ein Plätzchen, Lieber?”
    Jesse knirschte vor Ungeduld mit den Zähnen. Wenn das so weiterging, würde er noch die ganze Nacht hier verbringen. “Nein, danke, Mrs Lehman. Es ist schon spät. Jetzt erzählen Sie mir doch mal, warum Sie mich gerufen haben.”
    “Sind Sie ganz sicher? Ich weiß doch, dass es Ihre Lieblingsplätzchen sind.”
    Einer der Nachteile, dass er in der Kleinstadt aufgewachsen war, in der er arbeitete, bestand darin, dass Hinz und Kunz sich einbildeten, alles über ihn zu wissen. Einen grauenvollen Sommer lang – er war damals neun gewesen – hatte Doris Lehman versucht, ihm Klavierunterricht zu geben. Es war eine einzige Qual gewesen, die sie beide nur knapp überlebt hatten.
    Nun, immerhin schien sie ihm wenigstens nichts nachzutragen.
    “Vielen Dank, aber ich habe wirklich genug.” Jesse unterdrückte ein Gähnen.
    Ohne auf seine Worte zu achten, hievte sie ihre gebrechliche Gestalt aus ihrem Sessel hoch und schleppte sich, schwer auf ihren Krückstock mit dem Elfenbeinknauf gestützt, in die Küche, voran ihr munterer kleiner Pudel, der ihr vor den Füßen herumsprang. Obwohl es bereits nach Mitternacht war, war die ältere Dame immer noch voll bekleidet und wirkte so elegant, als sei sie gerade auf dem Weg in die Oper.
    “Ich tue Ihnen nur schnell ein paar Plätzchen in eine Tüte, Lieber, die können Sie mitnehmen und später essen.”
    Mit einem resignierten Seufzer folgte Jesse ihr und ihrem Pudel in die Küche. Mrs Lehman war in der Stimmung zu plaudern. Sie rief alle paar Wochen auf der Polizeistation an und lockte ihn oder einen seiner Leute unter irgendeinem Vorwand zu sich nach Hause. Normalerweise machte es ihm nichts aus. Sie war einsam, seit ihr Mann vor drei Jahren gestorben war, und er hatte seinen Leuten eingeschärft, dass sie auf jeden Fall zu ihr hinfahren und ein bisschen mit ihr reden sollten, egal wie fadenscheinig ihr Vorwand auch sein mochte.
    Er seufzte wieder. Es war nicht immer leicht, sich an die eigenen Vorgaben zu halten.
    “Das ist wirklich sehr nett von Ihnen, Mrs Lehman”, sagte er. “Aber nun zu dem, was Sie heute Nacht gesehen haben …”
    Sie fuchtelte ihm warnend mit ihrem Stock vor der Nase herum, wobei sie ihm um ein Haar ein Auge ausgestochen hätte. “Schlagen Sie mir gegenüber nicht diesen herablassenden Ton an, junger Mann. Ich erwarte, dass Sie mich ernst nehmen, haben Sie das verstanden? Was ich gesehen habe, habe ich gesehen. Daran kann es keinen Zweifel geben.”
    “Gut. Können wir dann dazu kommen, was genau Sie gesehen haben?”
    “Nicht so lange Sie mich bevormunden.”
    Er atmete erschöpft aus. Dafür war er heute wirklich zu müde. “Also, was haben Sie gesehen, Mrs Lehman?”, fragte er geduldig.
    Sie blinzelte ihn einen Moment lang an, und als sie schließlich von seinem ungeheuchelten Interesse überzeugt war, sagte sie: “Lichter, oben auf dem Elk Mountain. Das ist jetzt die dritte Nacht hintereinander, in der ich sie gesehen habe. Sie gehören dort nicht hin.”
    “Vielleicht sind es ja irgendwelche Schüler von der High School, die da oben ein bisschen mit dem Auto rumkurven, oder ein nächtlicher Pirschgänger.”
    “Das glaube ich nicht. Diese Lichter bewegen sich

Weitere Kostenlose Bücher