Tiffany Duo Band 0162
zusätzliche Streife einteilen.”
“Danke. Ich … das ist sehr freundlich von Ihnen.”
Er warf ihr einen unergründlichen Blick zu. “Rufen Sie mich sofort an, wenn Sie irgendetwas Verdächtiges feststellen. Und versuchen Sie jetzt ein bisschen zu schlafen, okay?”
Sie nickte, dann schaute sie ihm nach, wie er in die regnerische Nacht hinausging. Noch vor einer Woche hätte sie das Wort ‘freundlich’ nie und nimmer mit Jesse Harte in Verbindung gebracht. Der Mann war hart und gefährlich und machte ihr Angst. Aber irgendetwas hatte sich in den letzten paar Tagen verändert. Sie hatte Charakterzüge an dem Chief entdeckt, die sie ihm vorher nie zugetraut hätte.
Er glaubte ihr.
Sarah presste sich eine Hand auf die Brust, auf die Wärme, die sich dort trotz der anhaltenden Beklemmung, die sie verspürte, langsam entwickelte. Ein anderer Mann hätte ihre Besorgnis wahrscheinlich mit einem Schulterzucken abgetan, besonders wenn er vorher zum Zeugen einer ihrer verrückten Panikattacken geworden wäre.
Aber nicht so Jesse. Er glaubte ihr.
Sarah hob ihr Gesicht der herrlich warmen Nachmittagssonne entgegen und wünschte sich, nicht in ein paar Minuten wieder ins Klassenzimmer zurück zu müssen.
Sie wäre versucht gewesen, ihren ganzen Sommerurlaub zu opfern, wenn sie dafür nur den Rest des Tages hier auf dem Schulhof mit der Sonne auf dem Gesicht, dieser süß duftenden leichten Brise in ihrem Haar und dem um die Beine wehenden Rock bleiben könnte.
Sie verspürte ebenso Frühjahrsgefühle wie ihre Schüler. Nach einer verregneten Woche brannte sie darauf, in ihren Garten zu gehen, zu pflanzen, zu jäten und zu düngen.
Sie schaute auf ihre Uhr. Noch fünf Minuten, dann würde die Pausenglocke klingeln. Obwohl sie es hasste, eine Spielverderberin zu sein, würde sie ihre Schüler jetzt langsam einsammeln müssen. Sie schaute sich auf dem Schulhof um. Die Kinder wirkten glücklich, draußen zu sein. Vielleicht konnte sie die restlichen Schulstunden heute im Freien abhalten.
Sie entdeckte Corey, der unter den lang herabhängenden Zweigen eines Ahorns an den Baumstamm angelehnt auf dem Boden hockte. Als sie sah, dass er wie üblich allein war, verspürte sie einen Stich.
Sie wusste, dass er ein paar Freunde hatte, aber nicht in ihrer Klasse. Seine Klassenkameraden drangsalierten ihn nicht, sie waren nur verunsichert, wie sie mit einem Gleichaltrigen, der ein so feindseliges Verhalten zeigte, umgehen sollten.
In der Annahme, dass er ein bisschen Gesellschaft brauchen könnte, duckte Sarah sich unter den Zweigen hindurch. Noch während sie auf den Jungen zuging, sah sie, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmte. Er hatte sein Gesicht in den Armen vergraben und zitterte leicht.
“Corey? Honey? Bist du okay?”
Es dauerte eine ganze Weile, bis er schließlich langsam den Kopf hob. Dann sah sie besorgt, dass er sehr blass war, mit Ausnahme der Wangen, auf denen rote Flecken brannten.
“Nein, nicht so richtig”, sagte er leise.
Sie kniete sich neben ihn ins Gras und berührte behutsam mit den Fingerspitzen seine Stirn. “Du bist ziemlich heiß. Was fehlt dir sonst noch?”
“Mein Hals tut weh und mein Kopf, außerdem juckt es überall wie verrückt.”
Erst jetzt entdeckte sie die vertrauten roten Pusteln an seinem Hals und seinen Armen.
“Wo juckt es denn?”
“Überall. Vor allem am Bauch und am Rücken.”
“Oh, Lieber”, murmelte sie.
Endlich begegnete Corey unglücklich ihrem Blick. “Was ist mit mir?”
Trotz der großspurigen Art, die er meistens an den Tag legt, ist er doch immer noch ein kleiner Junge, erinnerte sie sich selbst. Und im Moment ein sehr kranker. “Hast du schon einmal Windpocken gehabt?”
“Nein”, murmelte er. “Glaub ich nicht.”
“Na, dann hast du sie jetzt.”
Die Augen des Jungen weiteten sich bestürzt. “Ich kann aber jetzt nicht krank sein. Ich hab doch Chief Harte versprochen, ihm zu helfen. Ich soll heute nach der Schule in sein Büro kommen.”
“Dann wird er seinen Vortrag wohl ohne dich halten oder verschieben müssen, bis du wieder gesund bist. Du musst ins Bett. Zeig mal deinen Rücken.”
Sie streckte die Hand nach seinem T-Shirt aus. Corey erstarrte und rutschte dann eilig aus ihrer Reichweite. “Nein, so schlimm ist es nicht.”
“Zieh nur das T-Shirt ein bisschen hoch, damit ich einen kurzen Blick darauf werfen kann.”
Der Junge versuchte halbherzig, sie mit den Händen abzuwehren, aber schließlich gelang es ihr, sein T-Shirt
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