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Tiffany Duo Band 0162

Tiffany Duo Band 0162

Titel: Tiffany Duo Band 0162 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raeanne Thayne
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unglaubliches Gefühl zu wissen, dass ich in ihrem Leben so eine Veränderung bewirken kann.”
    “Waren Sie an einer Grundschule?”
    “Ja. Ich hatte eine dritte Klasse, die Kinder waren ein Jahr jünger als meine Schüler hier. Es war ein ziemlich raues Pflaster, und einige meiner Schüler lebten unter schrecklichen Bedingungen. Ohne Heizung und sogar ohne fließendes Wasser. Ich fürchte, dass für viele das Essen in der Schule die einzige richtige Mahlzeit am Tag war. Aber trotz ihrer schlimmen Lebensumstände zeigten sie alle so vielversprechende Ansätze. Sie hungerten nach mehr als nur nach Essen. Sie brauchten jemanden, der ihnen zeigte, was sie im Leben erreichen konnten.”
    “Und das haben Sie versucht?”
    “Ich habe mir Mühe gegeben. Manchmal war es hart, das muss ich zugeben, aber es war eine schöne Herausforderung. Ich fand heraus, dass es immer etwas gab, wofür ich die Kinder interessieren konnte – Sport oder Tiere oder Musik oder was auch immer –, und baute dann um die jeweiligen Interessen jedes einzelnen Schülers einen Lehrplan auf. Es hat wirklich funktioniert.”
    Wenn sich die Unterhaltung um ihren Beruf drehte, sprühte Sarah nur so vor Begeisterung und Energie. Jesse konnte den Blick nicht von ihr losreißen. Sie war wie eine wunderschöne seltene Blume, die nur unter exakt den richtigen Bedingungen aufblühte. Und nachdem er einmal gesehen hatte, wie sie ihre Blütenblätter öffnete, würde er sich mit einem flüchtigen Blick nicht mehr zufriedengeben.
    “Warum sind Sie nicht geblieben?”, fragte er.
    Das war die falsche Frage. Er bereute sie sofort, als er sah, wie ihre Begeisterung erstarb wie eine Blüte bei Frost. Und dann war plötzlich wieder der gehetzte Ausdruck in ihren Augen, bevor sie schnell seinem Blick auswich.
    “Jeder Beruf hat seine guten und schlechten Seiten.” Es klang hölzern und trostlos.
    “Das stimmt. Ich liebe meinen Beruf, aber dazu gehört eben auch, dass ich mich hin und wieder mit den Chuck Hendricks’ dieser Welt auseinandersetzen muss.” Ob das Ablenkungsmanöver gelungen war? Jesse hoffte es.
    Sie taute wieder ein bisschen auf. “Worüber beklagen Sie sich? Ich habe jeden Tag mit ihm zu tun.”
    Er lächelte, obwohl er mit aller Kraft gegen den ganz und gar unschicklichen Drang ankämpfen musste, seine Lippen auf diesen Mundwinkel zu pressen, der sich da so verlockend hob.
    Fast, als ob sie seine Gedanken erraten hätte, beschleunigte sich plötzlich ihr Atem, während sie scheinbar fasziniert ihre Fettucine betrachtete, die sie um die Gabel wickelte. “Was ist mit Ihnen? Wollten Sie schon immer zur Polizei gehen?”
    Sein Lächeln verblasste, als er an diese Tage und Monate und Jahre dachte, in denen er nichts anderes gewollt hatte als nur noch einen weiteren Drink, um seine Schuldgefühle darin zu ertränken. Er bezweifelte, dass sich eine Frau wie Sarah eine so trostlose dunkle Welt vorstellen konnte.
    “Würde es Sie sehr schockieren, wenn ich Ihnen erzähle, dass ich meinen Entschluss, zur Polizei zu gehen, in einer Nacht gefasst habe, die ich im Gefängnis verbringen musste?”
    Ihr Blick huschte zu ihm, und sie wurde wieder rot. “Was soll ich darauf antworten? Egal, was ich jetzt sage, es würde ja doch nur schulmeisterlich klingen. Das haben Sie erfunden, stimmt’s?”
    Er lachte, aber es klang nicht besonders humorvoll. “Nein, leider nicht. Ich war einundzwanzig und saß wieder einmal wegen Randalierens im betrunkenen Zustand im Knast. Dieses Mal hatte ich den Fehler begangen, dem Beamten, der gekommen war, um die Kneipenrauferei zu schlichten, einen saftigen Kinnhaken zu verpassen, deshalb hat der alte Chief Briggs meinem Sündenregister noch einen tätlichen Angriff gegen die Staatsgewalt hinzugefügt.”
    Er trank einen Schluck aus seiner Flasche. “Dummerweise hatte ich nicht genug Kleingeld dabei, um den Polizeichef von Salt River zu überreden, einen anderen Weg zu suchen. So lief das hier damals.”
    “Das ist schrecklich!”
    “Carl Briggs, mein Vorgänger, hat sich seine eigenen Gesetze gemacht. Er war ein Vollidiot. Auf jeden Fall wurde mir klar, dass ich einen Riesenfehler gemacht hatte.”
    “Und das war der Wendepunkt?”
    Er nickte. “Ich kann mich noch genau erinnern, wie ich in jener Nacht in meiner Zelle auf dieser kratzigen Wolldecke lag und aus dem Fenster schaute. Ich war verkatert und zusammengeschlagen und fühlte mich uralt. In diesem Moment wurde mir klar, dass es so mit mir nicht weitergehen

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