Tiffany Duo Band 0162
machen. Es ist so ein herrlicher Tag, Sie wären verrückt, wenn Sie sich diese Gelegenheit entgehen ließen.”
“Sie können mein Pferd nehmen oder Dylans”, schaltete sich Lucy ein. “Dandy und Speck sind alle beide total lieb.”
Er hätte sie nicht überreden sollen.
Jesse beobachtete, wie Sarah sich unter einem tiefhängenden Zweig durchduckte, der über den Pfad hing. Zwischen den Piniennadeln hingen noch ein paar Regentropfen von letzter Nacht. Als sie wieder hervorkam, glitzerten in ihrem dicken blonden Haar Wassertropfen wie Sterne.
Nein, er hätte sie definitiv nicht hierher bringen sollen. Allerdings nicht, weil es ihr keinen Spaß gemacht hätte. Ganz im Gegenteil. Ihre Augen glitzerten in der Sonne nicht weniger als die Wassertropfen, und ihr Gesicht strahlte vor Aufregung.
Er hätte sie nicht herbringen sollen, weil er diese Seite von ihr nicht auch noch zu sehen brauchte. Er wollte sie nicht sehen. Es reichte ihm schon, dass er in der Stadt dagegen ankämpfen musste, sich von Sarah McKenzie angezogen zu fühlen, wenn sie unsicher und schüchtern war und nervös, in seiner Nähe zu sein. Aber dieser strahlenden Frau hier war so gut wie gar nicht zu widerstehen.
Und doch würde er ihr widerstehen. Er musste es.
In mühsamer Kleinarbeit hatte er sich davon überzeugt, dass er unter allen Umständen von ihr Abstand halten musste. Sie war keine Frau für ihn. Ein unumstößlicher Grundsatz von ihm lautete, sich von Frauen, die zerbrechlich waren, fernzuhalten, und er hatte das Gefühl, dass Sarah ganz besonders zerbrechlich war.
Hinter den Bäumen verbreiterte sich der Pfad so weit, dass zwei Pferde nebeneinander Platz hatten. Er gab seinem Pferd die Sporen und holte sie ein.
“Sie machen sich wirklich prima. Wie geht’s dem Knie?”
“Es tut ein bisschen weh, aber nicht mehr als normalerweise.”
Was war mit ihrem Knie passiert? Ein Autounfall? Oder vielleicht eine Sportverletzung? Aus irgendeinem Grund bezweifelte Jesse beides. Vielleicht war es seine polizeiliche Intuition, aber er wurde den Verdacht nicht los, dass ihr verletztes Knie etwas mit dem zu tun hatte, was diese Schatten in ihre schönen grünen Augen gebracht hatte.
Und er wusste, dass sie nicht die Absicht hatte, ihm zu sagen, woher diese Schatten rührten.
“Vielleicht sollten Sie es besser nicht überanstrengen. Wir können irgendwann eine Pause machen. Ein Stück weiter oben gibt es eine Stelle, von der aus man das ganze Tal überblicken kann.”
Nachdem sie über eine letzte Anhöhe geritten waren, breitete sich ein großes Plateau vor ihnen aus, das mit Gras und schmelzenden Schneehaufen bedeckt war. Jesse half Sarah beim Absteigen, dann gingen sie zusammen näher an den Rand heran, auf eine Ansammlung großer Felsblöcke zu. Sarah ließ sich auf einem Felsen nieder, schlang ihre Arme um die Knie und schaute sich überrascht um.
“Das ist unglaublich! Mir war gar nicht bewusst, wie hoch oben wir sind. Wahrscheinlich kann man von hier aus sogar Jackson Hole sehen.”
“Von hier aus noch nicht. Aber wenn wir ganz oben wären, könnten wir es.”
“Der Blick ist so schön, dass mir fast die Tränen kommen.”
Er lächelte über ihren ehrfürchtigen Gesichtsausdruck. “Bitte nicht! Ich komme mit weinenden Frauen nicht besonders gut zurecht.”
“Ich glaube eher, dass Sie mit jeder Art Frauen gut zurecht kommen”, murmelte sie so leise, dass er sich nicht ganz sicher war, ob er sie richtig verstanden hatte.
Er hielt es für klug, das Thema zu wechseln. “Da unten ist die Harte-Ranch.” Er deutete auf die Ansammlung an Gebäuden. “Eindeutig der schönste Punkt im Tal, stimmt’s? Nach der Schneeschmelze werde ich mir zwei Tage freinehmen, um Matt und seinen Leuten zu helfen, das Vieh auf die Weiden oberhalb zu treiben. Es ist immer ein Riesenspaß. Wenn Sie Zeit haben, sollten Sie mitkommen.”
Als er sich umdrehte, ertappte er sie dabei, wie sie ihn beobachtete, mit schmelzendem Blick und einem Lächeln, das ihre Mundwinkel umspielte wie die leichte Brise, die ihre Haarspitzen bewegte. “Sie lieben die Ranch, nicht wahr?”
Wie wunderschön sie war. Er schluckte schwer, wobei er gegen den plötzlich in ihm aufsteigenden Wunsch ankämpfte, die Hand nach ihr auszustrecken. Schließlich riss er den Blick von ihr los und schaute wieder auf den Ort, an dem er aufgewachsen war.
“Ja”, erwiderte er. “Ja, ich liebe sie.”
“Warum sind Sie nicht geblieben?”
Was sollte er darauf antworten? Jesse
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