Tiffany Duo Band 0162
erleichtert war, nichtsdestotrotz bohrte sich ein harter Kern von Bedauern in sein Herz, während er zuschaute, wie es verschwand.
“Ich … vielleicht sollten wir besser zurückreiten”, murmelte Sarah. “Es ist schon später, als ich dachte, und ich habe noch ein paar Dinge in der Stadt zu erledigen.”
Er nickte und holte die Pferde. Als er ihr in den Sattel half, versuchte er sie so wenig wie möglich zu berühren, aus Angst, er könnte sie womöglich gleich wieder in seine Arme ziehen und nie mehr loslassen.
Der Ritt bergab verlief in unbehaglichem Schweigen. Die Vögel sangen immer noch, und über den Bergen strahlte nach wie vor die Frühlingssonne, aber dem Tag schien viel von seiner Fröhlichkeit abhanden gekommen zu sein.
Nachdem sie bei der Harte-Ranch angelangt waren, half Jesse Sarah aus dem Sattel. Sie fühlte sich klein und zerbrechlich an – er konnte mit seinen Händen ihre Taille fast umspannen.
Er ließ sie schnell los, bevor er sich vergessen und sie wieder in seine Arme ziehen konnte. Vielleicht allzu schnell, weil sie, als sie stand, leicht schwankte, und er wieder die Hand nach ihr ausstrecken musste, um sie festzuhalten, bis sie sicher auf den Beinen stand.
“Ich bin okay”, beteuerte sie und wich einen Schritt zurück. “Meine Knie sind nur ein bisschen wacklig.”
“Bist du sicher?”
“Ja. Danke, dass du mich mitgenommen hast”, sagte sie aufgeräumt. Zu aufgeräumt. “Ich wusste gar nicht, wie sehr ich das vermisst habe.”
Er hatte sie verletzt. Das konnte er ihr genau ansehen, auch wenn sie gute Miene zum bösen Spiel machte. Verdammt. Genau das hatte er befürchtet.
Sie wechselten noch ein paar Worte wie flüchtige Bekannte, und er hasste es.
“Also dann, tschüss. Und nochmals danke.”
“Sarah …”
Es tut mir leid
, wollte er sagen. Sie schaute ihn erwartungsvoll an, aber er wusste nicht genau, wofür er sich entschuldigen sollte. Dafür, dass er sie geküsst hatte? Oder dass er aufgehört hatte?
“Egal”, murmelte er.
Sie spitzte die Lippen und warf ihm noch so ein schrecklich unechtes Lächeln zu, dann ging sie, ein ganz kleines bisschen stärker hinkend als sonst, zu ihrem Auto.
Was hatte sie sich dabei gedacht?
Sie hätte nie auf dieses Pferd steigen, nie mit Jesse ausreiten dürfen.
Sarah trat von dem schwarzen Brett in ihrem Klassenzimmer zurück, das sie neu angeordnet hatte. Dann ließ sie sich – vorsichtig, weil ihr von dem gestrigen Ausritt immer noch alle Knochen wehtaten – auf dem weichsten Stuhl nieder, den sie finden konnte, auf einem der Computerstühle, die zum Glück gepolstert waren. Wenn sie weiterhin alle zehn Minuten eine Pause einlegte, würde sie wahrscheinlich die ganze Nacht brauchen.
Obwohl sie die Pausen dringend nötig hatte. Sie streckte vorsichtig ihr Knie und zuckte zusammen bei dem scharfen Schmerz, der sie eindringlich daran erinnerte, wie töricht sie gewesen war. Dummerweise war ihr Knie nicht die einzige schmerzende Stelle an ihrem Körper.
Den anderen, nicht so körperlichen Schmerz, der sich nach dem Nachmittag, den sie mit Jesse verbracht hatte, in ihrer Herzgegend eingenistet hatte, weigerte sie sich zur Kenntnis zu nehmen.
Ebenso wie sie sich weigerte, den Kuss zu bereuen. Er war warm und weich und sexy gewesen, und sie hatte sich dabei seit vielen Monaten zum ersten Mal wieder herrlich lebendig gefühlt.
Das Einzige, was sie wirklich bedauerte, war, dass sie keine Gelegenheit mehr bekommen würde, Jesse noch einmal zu küssen.
Das hatte er ihr klar zu verstehen gegeben. Er war den Berg hinuntergeritten, als ob ihm ein wütend knurrender Grizzlybär im Nacken säße.
Die Ironie der ganzen Geschichte konnte ihr nicht verborgen bleiben. Sie hatte so lange geglaubt, dass sie nie wieder Verlangen empfinden, nie wieder mit einem Mann zusammen sein könnte.
Und nachdem sie plötzlich entdeckt hatte, dass dieser Teil von ihr gar nicht abgestorben war, sondern sich nur tief unter die Oberfläche zurückgezogen hatte, war der Mann, den sie wollte, ganz offensichtlich nicht an ihr interessiert.
Sie musste sofort aufhören, an ihn zu denken. Sonst würde sie hier nie fertig werden.
8. KAPITEL
Jesses Handy klingelte ausgerechnet in dem Moment, in dem das Utah Jazz Basketballteam am Ende des letzten Viertels den Ausgleich schaffte. So viel also zu seinem Vorhaben, die letzten paar Stunden Freizeit noch zu genießen.
Er stöhnte und schaute auf den Apparat. Alle seine Bemühungen, seine Leute davon zu
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