Tiffany Duo Band 0162
ließ seinen Blick über die Ranch schweifen und dann über die Stadt, die nur ein paar Meilen entfernt lag. Dabei hörte er plötzlich überdeutlich den Wind in den Zitterpappeln rauschen, das leise Summen der Insekten um sie herum und die erhabene Stille der Berge, von denen sie umgeben waren.
Er dachte an mehrere Dinge gleichzeitig. Den Tod seiner Eltern, die rücksichtslosen selbstsüchtigen Entscheidungen, die er in den Jahren danach getroffen hatte. An das, was er den Leuten von Star Valley schuldete, weil sie ihm verziehen hatten.
Schließlich zuckte er die Schultern. “Rancher zu werden war Matts Traum, nicht meiner. Ich war zu rastlos, um damit glücklich werden zu können.”
“Was war Ihr Traum?”
Er lächelte zerknirscht. Er hatte Jahre gebraucht, um das herauszufinden. “Ich wollte zur Abwechslung mal auf der richtigen Seite stehen. Ich liebe es, mir jeden Morgen dieses Abzeichen anzustecken und zu wissen, dass heute der Tag sein könnte, an dem ich jemandem das Leben retten oder ihm sein Eigentum oder seine verlorene Hoffnung zurückgeben kann.”
Sie beobachtete ihn wieder mit diesem warmen Leuchten in den Augen. Verdammt, er wünschte sich, sie würde das sein lassen. “Sie sind ein guter Mensch, Jesse Harte.”
“Nehmen Sie mich nicht auf den Arm, Miss McKenzie”, murmelte er.
Polizeiabzeichen hin oder her, er war immer noch der Bad Boy von Salt River und würde es auch bleiben. Und es gibt einen sicheren Weg, das zu beweisen, dachte er, kurz bevor er sich zu diesem weich geschwungenen Mund hinüberbeugte.
Er sollte das nicht tun. Dieser Gedanke schoss ihm durch den Kopf, aber er ignorierte ihn. Er brannte einfach schon viel zu lange auf diesen Kuss. Nein, er würde diese Gelegenheit nicht verschenken, auch wenn er wusste, dass es ein Fehler war.
Gleich darauf streifte sein Mund ihren, und er vergaß alles bis auf sie.
Sarah erstarrte. Ihr Atem blieb ihr irgendwo im Hals stecken, und ihr war vage bewusst, dass sich ihr Pulsschlag in Windeseile beschleunigt hatte.
Jesse hatte vor, sie zu küssen. Das schloss sie daraus, wie er den Kopf schiefgelegt hatte, und dem plötzlichen Glitzern seiner Augen.
Sie wollte ihm sagen, dass er es nicht tun sollte. Sie wollte herausschreien, dass er seine Zeit nicht damit verschwenden sollte, sie zu küssen.
Dass sie zerbrochen war.
Aber sie bekam keinen einzigen dieser Gedanken wirklich zu fassen. Nicht, solange sein kantiges Gesicht nur ein paar Zentimeter von ihrem entfernt war, solange sie seinen Atem wie eine Liebkosung auf ihrer Wange fühlte.
Ich will, dass er mich küsst, erkannte sie gleich darauf entsetzt. Sie wollte diese harten schön geschwungenen Lippen auf ihren spüren, wollte seinen Mund schmecken, wollte den süßen Stachel der Leidenschaft wieder fühlen.
Was war das für eine zarte Empfindung, die da in ihr zum Leben erwachte? Verlangen? Sie erkannte das Gefühl kaum, so lange war es her, seit sie es zum letzten Mal verspürt hatte. Sie war schon fest davon überzeugt gewesen, dass es nur ein weiterer Teil von ihr war, der nach dem Überfall verkümmert war.
Aber nein. Es war definitiv Verlangen, was sie da durchströmte und sich in all den tiefen Hohlräumen ihres Innern einnistete.
Sie wollte, dass Jesse Harte sie küsste. Sie wünschte es sich so brennend, dass dieser Wunsch sogar ihre Angst auslöschte.
Er zögerte nur eine Sekunde und beobachtete sie aus diesen unglaublich blauen Augen, dann kam sein Mund auf ihren zu.
Bitte, mach jetzt nicht, dass ich Panik bekomme. Bitte, mach jetzt nicht, dass ich Panik bekomme, betete sie.
Ihr Herz kam für einen Moment ins Stolpern, aber sobald sein Mund ihren streifte, vergaß sie einfach, Angst zu haben.
Er hatte offensichtlich schon viele Frauen geküsst. Dieser Mann wusste ganz genau, wie er seine Lippen an ihren reiben musste, um zu erreichen, dass sie sich gewollt und begehrt, aber nicht überwältigt fühlte.
Sie seufzte in seinen Mund und schloss die Augen, um die Süße des Augenblicks noch ein bisschen mehr auszukosten. Seinen männlichen Duft – eine Schwindel erregende Mischung aus dem Duft von Piniennadeln und Salbei und Leder –, seinen warmen Mund, der nach Schokopfefferminz schmeckte, das leichte Kratzen seiner Bartstoppeln auf ihrer Haut.
Sie wurde von einer Empfindung nach der anderen überschwemmt und wünschte sich dabei, dass es bis in alle Ewigkeit so weitergehen möge. Er stand unterhalb von ihr auf dem Felsen, sodass es ihr ganz leicht fiel, ihre
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