Tiffany Duo Band 0162
absonderlichen
S
erzählt, das auf seinem Rücken eingebrannt war. Wie vorauszusehen gewesen war, hatte Corey verstockt reagiert und sich sowohl Jesse als auch seiner Mutter gegenüber hartnäckig geweigert, die Namen seiner Freunde preiszugeben.
Doch ihr Friedensangebot war ins Leere gelaufen. Corey hatte Sarah nicht sehen wollen, deshalb war ihr nichts anderes übrig geblieben, als Ginny das Päckchen, das sie für ihn gepackt hatte, mit den besten Genesungswünschen dazulassen.
Zum Glück war der Rest ihres Samstagvormittags wesentlich erfreulicher verlaufen. Die anderen Kinder hatten sich über den Besuch ihrer Lehrerin ebenso gefreut wie über die kleinen Geschenke, die sie ihnen mitgebracht hatte.
Jetzt war sie unterwegs zu ihrer letzten Station, der Harte-Ranch, wo es gleich zwei Kinder – Jesses Nichten Lucy und Dylan – erwischt hatte.
Der Tag war sonnig und warm, mit nur ein paar weißen Schönwetterwolken am strahlend blauen Himmel.
Der Frühling in den Rockies war wirklich herrlich. Die höchsten Gipfel der Berge waren immer noch mit Schnee bedeckt, während die restliche Natur bereits in üppiger Farbenpracht erstrahlte. Sarah liebte es, überall das neue Leben zu sehen, angefangen von den Lämmern, die fröhlich auf den Weiden herumsprangen, bis hin zu dem jungen Grün an den Bäumen und den knospenden Blumen in ihrem Garten.
Die Harte-Ranch lag eingebettet in ein kleines fruchtbares Tal. In der Mitte erhob sich das Haupthaus, ein lang gestrecktes Gebäude aus Holz und Stein, das den Eindruck erweckte, als ob es schon immer dort gestanden hätte.
Es war von einem großen roten Stall und einem halben Dutzend weiteren Außengebäuden flankiert. Auf den Weiden grasten herrliche schlanke Pferde, deren Fell in der Sonne glänzte, und Sarah erinnerte sich, dass Jesses Bruder Matt nicht nur Rinder, sondern auch Pferde züchtete.
Hier war Jesse also aufgewachsen. Wahrscheinlich war er als Junge über diese Zäune geklettert, mit nacktem Oberkörper über diese Felder gerannt und hatte unten auf dem Fluss selbst gebastelte Schiffchen fahren lassen.
Als sie sich den hochgewachsenen, umwerfend aussehenden Mann, der ihr irgendwie Angst machte, sie aber gleichzeitig faszinierte, als schelmischen Jungen mit strahlend blauen Augen und einem mutwilligen Grinsen vorstellte, verspürte sie ein seltsames Ziehen im Herzen.
Zum Teufel damit! Konnte nicht einmal eine Viertelstunde vergehen, ohne dass sie an ihn dachte? Sie hatte ihn jetzt seit fast einer Woche nicht gesehen, und sie hasste es, sich eingestehen zu müssen, dass er ihr fehlte. Die Art, wie sich in den Winkeln dieser strahlend blauen Augen winzige Fältchen bildeten, wenn er lächelte, das komische leichte Kribbeln, das sie im Bauch verspürte, wenn er sie anschaute, wie er sie dazu brachte, ihre Nervosität zu vergessen …
Jesse war so kraftvoll und voller Leben, dass ihr ihre Welt im Vergleich dazu grau und eintönig erschien.
Sie musste sofort damit aufhören. Rigoros schob sie alle Gedanken an Jesse beiseite, während sie mit ihren Tüten die Verandatreppe zum Haupthaus hinaufging und an der Tür läutete.
Ellie Webster Harte – die meistbeschäftigte Tierärztin in Star Valley – öffnete.
Ellie wirkte normalerweise immer sehr adrett, wenn Sarah sie sah. Heute allerdings hatte sich ihr Haar, das sie sich zu einem Pferdeschwanz frisiert hatte, teilweise aus der Spange gelöst, sie war ungeschminkt, und ihr T-Shirt war an einer Schulter mit einem feinen weißen Puder bedeckt, bei dem es sich wahrscheinlich um Mehl handelte.
“Sarah!”, rief sie aus. “Matt hat mir erzählt, dass Sie angerufen haben und auf dem Weg zu uns sind. Wie mutig von Ihnen, unsere beiden Unglücksraben zu besuchen!”
Sarah lächelte. Ellie hatte vor ein paar Monaten das Fest zum Valentinstag an der Schule mitorganisiert, und Sarah mochte sie sehr, obwohl sie beide nicht viele Ähnlichkeiten hatten – außer vielleicht, dass sie grob geschätzt zur selben Zeit nach Salt River gekommen waren.
Ellie war draufgängerisch und energiegeladen und scheute sich nicht, sich zu nehmen, was sie wollte. Sarah bewunderte sie dafür, dass sie den Mut aufgebracht hatte, ihre Tochter aus der gewohnten Umgebung herauszureißen und mit ihr nach Star Valley zu ziehen, weit weg von allem, was ihnen beiden vertraut gewesen war.
“Wie geht es den Mädchen?”, fragte sie.
Ellie verzog das Gesicht. “Grauenhaft. Wir haben sie heute schon zwei Mal gebadet und eingerieben, aber
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