Tiffany Duo Band 77
Marion Williams die letzten Wochen oder Monate ihres Lebens so angenehm wie möglich verbringen konnte.
Es sah nicht gut aus. Weder für Marion noch für das Unternehmen. Aufgrund der Schmiergeldaffäre, die nun ans Tageslicht gekommen war, war der Ruf von Williams Engineering möglicherweise für immer geschädigt.
Der Gedanke an Shelly quälte ihn. Nachdem alles vorüber gewesen und an die Stelle der Angst Erleichterung getreten war, hatten sie sich gegenseitig mit Vorwürfen überhäuft. Er war zornig darüber, daß sie ihr Versprechen, nach Tallahassee zu fliegen, nicht gehalten hatte, und sie hatte ihm Vorhaltungen gemacht, auf so leichtsinnige Weise einem bewaffneten und offensichtlich zumindest momentan unzurechnungsfähigen Mann gegenübergetreten zu sein. Zum Schluß hatten sie sich nur noch angeschrien.
Sie hatte seinen Argumenten überhaupt nicht zugehört und war irgendwann einfach davongelaufen. Die Nacht hatte sie dann in ihrem Apartment verbracht.
Er sah auf die Uhr, während er durchs Büro ging. Da sah er sie im Flur stehen. Sie starrte auf einen Bauplan, der an der Wand hing.
Sie war ihm nach ihrem Streit gestern nachmittag und heute den ganzen Tag über so kühl begegnet, daß er sich fragte, wo die Frau geblieben war, die sich ihm zwei Nächte zuvor so leidenschaftlich hingegeben hatte.
Ob sie es im Nachhinein bereute? Falls ja, mußte er erfahren, warum. Vielleicht dachte sie noch immer, daß ihm diese Nacht nicht einmal halb so viel bedeutete wie ihr. Sie irrte. Und das mußte er sie wissen lassen.
Gerade, als er diesen Entschluß gefaßt hatte und auf den Flur hinaus zu ihr gehen wollte, sah Maureen von ihrem Schreibtisch auf.
„Mr. Sandelle?" rief sie hinter ihm her. „Telefon für Sie. Außerdem würde ich jetzt gern gehen, oder haben Sie noch etwas für mich?"
„Nein, gehen Sie nur. Es ist ja schon spät." Er nickte ihr zum Abschied zu und ging in sein Büro, um den Anruf entgegenzunehmen.
Er hörte nur mit halbem Ohr hin - irgendeine Ingenieurfirma aus San Francisco - bis ihm plötzlich klar wurde, daß sich das Telefonat um Shelly drehte.
Tatsächlich, der Typ redete von Shelly. Ms. Wilkerson hätte sich bei ihnen beworben, und sie seien interessiert. Die ausgeschriebene Stelle könne bereits in ein paar Wochen neu besetzt werden.
Zum Teufel, worum ging es eigentlich? Wollte er Shelly einstellen?
Brian spürte schon wieder Zorn in sich aufkommen. Warum, wußte er nicht so genau. Er hätte dem Mann am liebsten ins Gesicht geschleudert, daß Shelly überhaupt nicht daran dächte, irgendwo in San Francisco einen Job anzunehmen, doch das konnte er natürlich nicht.
Was er schließlich sagte, und wie er das Gespräch zu einem Ende brachte, daran erinnerte er sich hinterher nicht mehr. Das einzige, was er gewußt hatte, war, daß er auf der Stelle den Hörer auflegen mußte, um so schnell wie möglich herauszubekommen, was Sache war.
Als er durch das Großraumbüro hinaus auf den Flur stürmte, stand sie noch immer vor dem Bauplan. Gerade rechtzeitig erinnerte er sich daran, daß sie nicht allein im Büro waren, also bemühte er sich, seine fast überschwappenden Emotionen zu zügeln, ging er auf sie zu und bat sie leise, mit in sein Zimmer zu kommen.
„Stimmt irgend etwas nicht?" fragte sie kühl.
„Oh, ein Mißverständnis, nichts weiter."
„Ein Mißverständnis?” Erstaunt folgte sie ihm.
„Ja, ein Typ aus San Francisco hat angerufen", berichtete er, während er seine Tür schloß. „Er behauptete, du hättest dich bei ihnen beworben."
„Aha. Ja. Stimmt." Nachdenklich setzte sie sich hin.
„Das kann doch nicht dein Ernst sein. Du kannst doch jetzt nicht von hier fortgehen." Sein Tonfall klang entsetzt, er hörte es selbst, und irgendwie war es ihm peinlich.
„Warum denn nicht?" fragte sie ruhig.
„Weil... weil... du kannst mich doch nicht einfach verlassen."
„Oh, Brian."
„Was? Gib mir eine richtige Antwort", forderte er.
„Ich bin schon viel zu lange hier. Bevor ich gehe, will ich nur noch für Marion alles, was in meinen Kräften steht, tun. Der Arzt sagt, daß sie nicht mehr lange leben wird. Und dann möchte ich dir bei diesem ganzen Chaos hier noch ein bißchen unter die Arme greifen, doch danach..."
„Und was wird aus uns?"
„Was wird aus uns?" wiederholte sie entgeistert. „Was soll aus uns schon werden? Nichts. Ich liebe dich. Ich habe es immer getan..."
„Und deshalb willst du fortgehen?"
Shelly lehnte sich in ihrem Stuhl
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