Tiffany exklusiv Band 0018
Ego einen bösen Schlag versetzt, auch wenn er den schließlich verkraftet hatte. Aber weshalb war er dann nie völlig über Cecily hinweggekommen?
„Wir sollten jetzt nach der Ausfahrt Glen Oaks Ausschau halten“, meinte er. Tatsächlich waren sie dort auf den Highway gefahren. Bei diesem Verkehr einmal im Kreis durch Dallas zu fahren sollte ihm genug Zeit lassen, sie soweit zu bringen, dass sie ihm aus der Hand fraß. Er legte eine CD ein und suchte nach einem Einstieg für ein etwas intimeres Gespräch. „Du bist also wegen der Hochzeit hier.“
„Ich wurde unter Druck gesetzt“, erwiderte sie.
„Du und Sally wart einmal befreundet? Ich meine, offensichtlich wart ihr das.“
„Wir waren noch zu jung, um es besser zu wissen.“
„Dann hast du also früher in Dallas gewohnt und bist dann weggezogen?“ Das erklärte, warum er sie da nicht kennengelernt hatte. Auf der Junior Highschool war er immer mit ein und derselben Clique zusammen gewesen – Kinder aus der Nachbarschaft, deren Eltern befreundet waren oder geschäftlich miteinander zu tun hatten. Einige von ihnen hatten sich nicht einmal gemocht. Aber die familiären Verbindungen hatten die Clique zusammengehalten. Sally und Muffy zum Beispiel hatten immer miteinander gestritten. Dennoch hatte Sally Muffy, gebeten ihre Trauzeugin zu sein.
„Mein Vater ist Professor“, erklärte Cecily, plötzlich gesprächiger. „Ich wurde hier geboren, als er an der Universität in Dallas lehrte. Wir sind mehrmals umgezogen, und jetzt ist er an der New York University. Aber meine Mutter hat den Kontakt mit Elaine Shipley aufrechterhalten. In Texas waren die Shipleys unsere Nachbarn. Ich weiß nicht, warum Sally mich gebeten hat, ihre Ehrenbrautjungfer zu sein. Will, dieser viele Verkehr ist schrecklich“, jammerte sie dann. „Wir werden es nie bis zum Krankenhaus schaffen.“
„Muffy wird das verstehen. Sie weiß, wie viel Verkehr hier herrscht.“ Cecily schwieg wieder. Also begann er von Neuem. „Das wird wirklich eine große Hochzeit. Meines Wissens wird ganz Dallas dabei sein.“
„Das meinte meine Mutter auch. Sie sagte, es wären die ‚wichtigsten Leute aus Dallas‘ eingeladen.“
„Ja, jeder vom Bürgermeister bis zum Intendant der Dallas Grand Opera. Oh, und der Kongressabgeordnete Galloway und beide Senatoren von Texas. Kennst du dich mit der Lokalpolitik hier aus?“
„Nein.“
Dann brauche ich wohl ein neues Thema, dachte Will und räusperte sich. „Wo ist deine Praxis?“
Cecily zögerte einen Moment. „In Blue Hill, Vermont.“
„Warum in Vermont?“
Nun zögerte sie noch etwas länger. „Dort gibt es auf meinem Gebiet das meiste Geld zu verdienen.“
„Ja, das ist wohl ein Argument.“ Sein Interesse war geweckt. „Hast du dich spezialisiert?“
„Ich bin Allgemeinmedizinerin, aber ich habe mir einen guten Ruf bei riskanten Entbindungen erworben.“
„Tatsächlich? Welcher Zufall, dass du genau dann hier warst, als Muffy dich brauchte.“ Will dachte über ihre Worte nach. „Obwohl ich überrascht bin. Ich würde denken, dass auf diesem Gebiet das meiste Geld in New York oder Chicago zu verdienen wäre. Das sind Großstädte, wo viele Karrierefrauen leben, die erst Kinder bekommen wollen, wenn sie fast vierzig sind.“
„Ja, aber in Vermont ist es viel schöner und nicht so hektisch“, erklärte Cecily. „Natürlich gibt es auch dort Schattenseiten.“
„Und die wären?“
„Manchmal kann es ziemlich einsam werden.“ Der Stau hatte sich inzwischen aufgelöst, und sie konzentrierte sich wieder auf den Verkehr.
„Du hast doch deine Patienten.“ Neugierig sah Will sie an.
„Ja, aber …“
„Willst du privat nichts mit ihnen zu tun haben?“
Ihre Mundwinkel zuckten. „Ich bin meinen Patienten sehr zugetan. Aber ich muss zugeben, dass sie unter gewissen Einschränkungen leiden. Sie sind keine großen Leser, und es ist nicht besonders aufregend, mit ihnen zu reden. Sie sind nur minimal an Theater, Filmen oder Konzerten interessiert. Und auch beim Essen ist ihr Geschmack nicht sehr kultiviert.“
Sie ist ein Snob, dachte er. Sie hat zwar nichts dagegen, die Leute auf dem Land zu behandeln oder deren Babys zu entbinden, sieht aber auf sie hinab. Verdammt. Das hätte er nicht von ihr gedacht.
„Was ist aus dir geworden?“, fragte Cecily.
„Ein vereidigter Buchprüfer und Steuerberater. Aber ich bin gut zu meiner Mutter“, meinte er, weil die meisten Menschen sofort dumme Witze über seinen Beruf
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