Tiffany exklusiv Band 0018
sie waren nicht in einem Nudisten-Hotel gelandet.
Gestern Abend hatte das alles fast wie ein Streich begonnen. Jetzt, nachdem der Page ihr Gepäck in die Hotelsuite gestellt hatte, wurde es mehr und mehr wie ein Gang zum Zahnarzt. Sie waren allein und betrachteten das breite Bett. Catherine spürte ihren flauen Magen wieder stärker. Was, um alles in der Welt, machte sie hier mit einem Mann, den sie kaum kannte. Vielleicht war er tatsächlich Jake the Ripper. Woher sollte sie das wissen?
Catherine beschäftigte sich mit ihrer Reisetasche, um sich von dem Bett abzulenken. Das Auspacken dauerte nicht lange, da sie nur einen Badeanzug, Sandaletten, Shorts, ein T-Shirt und Toilettenartikel bei sich hatte. Auf dem Weg zum Zimmer hatte sie einige Boutiquen gesehen. Vielleicht sollte sie gleich einkaufen gehen. Zwar hätte sie lieber ein Nickerchen gemacht, aber nicht, wenn dieser Mann in der Nähe war. Unruhig griff sie nach der Shorts, ging ins Bad und verschloss die Tür.
Minuten später kam sie heraus. Das Haar hatte sie nach hinten gekämmt und zusammengebunden. Jetzt war ihr kühler. Jake stand unverändert vor der Terrassentür, die Daumen in die Gesäßtaschen der Jeans gehakt, und genoss den Ausblick. Um zu sehen, was ihn dermaßen fesselte, trat sie hinter ihm auf die schattige Terrasse.
Ein sanfter Lufthauch strich durch die Kokospalmen. Das Rascheln der Palmwedel verlieh Catherine sofort das Gefühl, im Urlaub zu sein. Es gab doch nichts Friedvolleres und Beruhigenderes als den Anblick sich sanft im Wind wiegender Palmen. Sie überließ sich diesem Zauber und hob das Gesicht den warmen Sonnenstrahlen entgegen, die zwischen den Zweigen hindurchfielen.
Lächelnd blickte sie über den breiten Sandstrand zu den herrlichen Wassern der Karibik. Rote, blaue, orangefarbene und gelbe Segel jagten am türkisblauen Horizont im Wind dahin. Wellen mit weißen Schaumkronen rollten an der Küste aus, und mit jeder neuen Welle ließ Catherines Anspannung nach. Vielleicht war es albern, sich Sorgen zu machen. Jake wirkte doch recht harmlos.
Sie kniff die Augen zusammen, als ein Schwimmer aus dem Wasser kam. Sein gebräunter, eingeölter Körper war jung, muskulös und … nackt. Catherine schnappte nach Luft, wandte sich hastig ab und wurde rot, als sie an Jake vorbeiging. Ohne sich um sein mutwilliges Lächeln zu kümmern, verschwand sie nach drinnen. In diesem Moment hätte sie alles darauf gewettet, dass er unter Garantie gleich eine passende Bemerkung machte. Und sie hätte die Wette gewonnen.
„Was ist los?“, fragte er. „Hast du so etwas noch nie gesehen?“
Eigentlich wollte sie fragen: Was soll ich noch nie gesehen haben? Doch sie wusste genau, was er meinte, und wollte ihn keiner Antwort würdigen. Stattdessen ging sie zur Tür und sagte nur über die Schulter: „Meinetwegen kannst du gern Voyeur spielen. Ich gehe einkaufen.“
Ein Nudisten-Strand! Genau das hatte ihr noch gefehlt. Wäre T.J. jetzt hiergewesen, hätte sie ihm den Hals umgedreht. Sie hängte sich die Schultertasche um und ging zu einem der Hotelshops mit dem festen Vorsatz, sich nicht beeindrucken zu lassen. Am Strand wollte sie ganz einfach ihren Bikini anziehen und sich nicht um diese Exhibitionisten kümmern. Punktum!
Jake sah Catherine nach, wie sie den Weg entlangging und ihr Pferdeschwanz wippte. Das Unbehagen, das er schon in der letzten Nacht empfunden hatte, kehrte zurück. Was hatte diese Frau an sich, das ihn dermaßen entnervte? Er war mit etlichen schönen Frauen zusammen gewesen. Es lag also nicht an ihrem guten Aussehen. Das ging wesentlich tiefer. Und diese elende innere Stimme flüsterte ihm weiterhin so verrückte Dinge ein, wie zum Beispiel „Das ist die Richtige!“ Wem gehörte eigentlich diese Stimme? Ganz sicher nicht Jake Alley. Er war viel zu zynisch, um an etwas zu glauben wie … wie was? Liebe auf den ersten Blick? Er stieß ein verächtliches Lachen aus und wandte sich von der Tür ab.
Warum, um alles in der Welt, war er denn hier? Was war bloß über ihn gekommen, dass er mit einer Frau verreiste, die er nicht einmal kannte? Es war schließlich nicht seine Aufgabe, sie zu beschützen. Allerdings musste es jemand tun. Sie war entschlossen gewesen hierher zu fliegen. Nach allem, was sie durchgemacht hatte, konnte er nicht zulassen, dass sie allein auf eine weit entfernte Insel reiste. Oder?
Er holte eine Badehose aus der Reisetasche und zog sie an. Seit Jahren hatte er keinen richtigen Urlaub mehr gehabt, und
Weitere Kostenlose Bücher