TIFFANY EXKLUSIV Band 02
meistens, aber ein Oberligaspiel ist ein echtes Erlebnis. In Montana gibt’s kaum Gelegenheiten, so etwas zu sehen. Hast du vielleicht Lust? Außer natürlich, du hättest schon andere Pläne.“
Sie schürzte die Lippen. Holt versuchte sein Möglichstes, um sie sein Nein vergessen zu lassen, und Hannah wünschte, sie hätte dankbarer sein können. „Nein, ich habe keine anderen Pläne“, sagte sie. Sie hatte sich und ihre Wirkung auf das männliche Geschlecht wohl völlig überschätzt. Vor allem ihre Wirkung auf einen Mann, der so erfahren war wie Holt Janson.
„Schön. Wir besorgen uns Karten für die besten Plätze, feuern unser Team an und buhen das andere aus und ziehen uns Hotdogs, Bier und Enchiladas rein. Na, wie klingt das?“
Wie zweite Wahl, dachte Hannah, sprach es aber nicht laut aus. Sie lächelte Holt so strahlend an, wie sie nur konnte. „Du hast recht. Das hört sich sehr viel besser an als das, was ich vorgeschlagen hatte.“
Obwohl Hannah und Holt ein Taxi nahmen, schafften sie es nicht, rechtzeitig zum Spielbeginn im Stadion anzukommen. Es stand bereits drei zu null für die Mannschaft der Gäste, aber die Zuschauer meinten, die Cubs müssten sich erst richtig warm spielen.
Das macht ja wirklich Spaß, musste Hannah zu ihrem großen Erstaunen feststellen. Sie war umgeben von gut gelaunten Fans, die ihr eigenes Team genauso kritisierten oder anfeuerten wie das andere, und bald schrie und rief sie wie die anderen Zuschauer, sprang von der Bank auf, wenn es für ihre Mannschaft brenzlig wurde, und setzte sich wieder. Die Hotdogs waren heiß, das Bier meist warm, die Erdnüsse salzig.
Hannah fand es großartig, im Stadion zu sein, weil sie es großartig fand, mit Holt zusammen zu sein. Mehr als einmal schenkte er ihr sein unwiderstehliches Lächeln, und mehr als einmal legte er seinen Arm um ihre Schultern, um sie vor allzu stürmischen Fans zu beschützen, die sie beinahe umgeworfen hätten.
Nachdem die Cubs schließlich knapp gegen die Gästemannschaft verloren hatten, begleitete Holt Hannah fürsorglich durch die aus dem Stadion strömende Menschenmenge. Sie genoss es, sich dicht an ihn gedrückt an den Leuten vorbeizuschlängeln und seinen angenehmen männlichen Duft wahrzunehmen.
Schweigend fuhren sie mit dem Aufzug zu ihrem Hotelzimmer hinauf. Holt benutzte seinen Kartenschlüssel, um die Tür aufzusperren.
„Hör zu, Hannah, ich hab noch etwas zu erledigen. Geh du schon mal rein und mach dich fertig für die Nacht. Ich komme gleich wieder.“
Es gab nichts, was sie hätte dagegen sagen können. Wenn er in diesem Augenblick lieber woanders sein wollte, war das schließlich seine Sache. Es war nicht sein Problem, dass sie sich mit jeder Faser ihres Körpers nach mehr Nähe zu ihm sehnte. „Klar“, sagte sie tapfer. „Aber sei bitte leise, wenn du zurückkommst, ich bin heute völlig erledigt.“
Er beugte sich vor, als wollte er ihr einen Gutenachtkuss geben, hielt dann aber mitten in der Bewegung inne, drehte sich auf dem Absatz um und marschierte zurück zum Fahrstuhl. Hannah hatte das Gefühl, als hätte sie ein eisiger Wirbelsturm auf dem Hotelflur gestreift. Mit gesenktem Kopf schlich sie ins Zimmer.
Sie versuchte ihre Enttäuschung zu unterdrücken, zog sich ihr Nachthemd an und schlüpfte unter das Bettlaken. Sie ließ das Licht im Badezimmer an und die Tür einen Spaltbreit offen, damit Holt, wenn er zurückkam, nicht im Dunkeln herumstolpern musste. Es dauerte lange, bis sie schließlich in einen unruhigen Schlaf fiel.
Stunden später, als sie sich wieder einmal herumwälzte, sah sie auf die Anzeige des Weckers. Vier Uhr, und Holt war noch immer nicht wieder da.
Hannah kniff die Augen zusammen und versuchte die Tränen, die ihr die Wangen hinabrannen, zu ignorieren.
Als sie am nächsten Morgen aufwachte – diesmal brauchte sie weder den Wecker noch das schrille Telefonklingeln dazu –, war Holts Betthälfte immer noch leer.
Ängstlich schmiegte sich Hannah ins Laken. War Holt etwas passiert? Vielleicht hat er gestern Abend noch einen Spaziergang gemacht, dachte sie, und ist in einer dunklen Seitenstraße überfallen worden. Vielleicht liegt er immer noch in irgendeiner Ecke, verletzt, blutend, von niemandem beachtet. Und ich schlafe hier seelenruhig und mache mich nicht einmal auf die Suche nach ihm. Ich müsste ihn eigentlich wenigstens als vermisst melden.
Aber im nächsten Augenblick fiel ihr ein, dass es eine sehr viel wahrscheinlichere Erklärung für
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