TIFFANY EXKLUSIV Band 02
Gesicht gestrichen hatten. Holt war sich im Schlaf so sicher gewesen, dass es Hannahs Finger waren, die über seine Wangen fuhren, dass er von einer Sekunde zur anderen aufgesprungen war.
Es kostete ihn nur einen Augenblick, um die Blätter der Grünpflanze beiseitezufegen, aber mehrere Stunden, um den Traum von Hannahs Berührung einigermaßen zu verdrängen.
Er musste die ganze Nacht in der Lobby bleiben. Die einzige Alternative dazu hätte geheißen, dass er wieder nach oben ging. Zu Hannah. In ihr gemeinsames Zimmer. Und in das große Bett, das sie sich teilten.
Holt wusste verdammt gut, dass er diesmal nicht hätte die Kraft aufbringen können, ihr zu widerstehen. Nichts, weder das dünne Laken zwischen ihnen noch Hannahs unverschämt durchsichtiges Nachthemd, hätte ihn davon abhalten können, sie zu berühren.
Er schlüpfte wieder in seine Stiefel, stand auf und fuhr sich hastig durchs Haar. Seufzend erinnerte er sich daran, wie bezaubernd Hannah bei dem Baseballspiel am vergangenen Abend gewesen war. Wenn sie gelacht hatte – es klang wie das Rauschen eines Wildbachs, der sich spielerisch durch sein steiniges Flussbett schlängelt –, hatte jeder Mann in ihrer Nähe auf die gleiche Weise reagiert. Sie hatten Hannah fasziniert angesehen, und Holt wusste, was sie dachten. Sie begehrten Hannah.
Genau wie er selbst.
Aber er konnte sie nicht haben. Es durfte nicht sein.
Kein anständiger Mann würde einer Frau die Unschuld rauben, fröhlich „Danke schön“ sagen und dann wieder zurück nach Montana fliegen. Auch ein zynischer Cowboy wie Holt hatte ein paar Grundsätze, die es ihm nicht erlaubten, sich so gefühllos zu benehmen.
Egal wie verlockend Hannahs Angebot auch war.
Holt sah sich um. Es muss doch einen Barbierladen in der Nähe geben, dachte er. Ein heißes Handtuch auf dem Gesicht, eine anständige Rasur und ein scharfes Aftershave sind genau das, was ich jetzt brauche, um richtig wach zu werden.
Vorausgesetzt, der Barbier würde ihm nicht die Kehle durchschneiden, weil er so dämlich gewesen war, Hannahs unglaubliches Angebot abzulehnen.
Holt betrat das Hotelzimmer erst, als er sicher sein konnte, dass Hannah längst auf der Messe war. Er duschte, zog sich um und fuhr dann wieder zurück in die Empfangshalle.
Er dachte gerade darüber nach, ob er Adeles Bankmenschen anrufen sollte, als er Hannah erblickte, die zusammen mit einem Mann den Fahrstuhl betrat. Es war ein großer, schlanker Kerl in Anzug und Krawatte, ein gut aussehender Mann mit einem perfekten Haarschnitt.
Die Art, wie er sich mit Hannah unterhielt, brachte Holt von einer Sekunde zur anderen auf die Palme. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, wie der Schlipsträger Hannah liebenswürdig anlächelte oder wie er ihr die Hand auf den Rücken legte, als sie vor ihm in den Aufzug stieg.
„Verdammt!“, stieß Holt hervor. Er wusste nur allzu gut, was Hannah vorhatte. Er hatte ihren Vorschlag, sie von ihrem „Problem“ zu befreien, abgelehnt. Und jetzt hatte sie sich eben jemand anderen gesucht, der ihr dabei helfen sollte. Aber das würde nicht passieren!
Stirnrunzelnd sah er auf der Liftanzeige, wie der Fahrstuhl im zwanzigsten Stockwerk anhielt. Ich werde nicht zulassen, dass sie sich aus einer dummen Laune heraus an einen Kerl wegwirft, den sie gerade erst kennengelernt hat, dachte er. Nicht solange sie meine Zimmergenossin ist! Auf eine Frau, die so vertrauensselig und unschuldig ist wie Hannah, muss man doch aufpassen! Ich bin sicher, wenn sie nur genug Zeit hätte, um es sich in Ruhe zu überlegen, würde sie erkennen, was für ein Fehler es wäre, das zu tun, was sie tun will. Irgendwann wird sie schon wieder zur Vernunft kommen.
Er durchquerte die Empfangshalle mit wenigen Riesenschritten und griff nach einem der hausinternen Telefone. Er wählte die Nummer des Zimmerservices.
„Ich bin jetzt in der Lobby und möchte gerade nach oben gehen. Ich hätte gern ein …“ Er dachte hastig nach. Er musste dem, was in seinem Zimmer passieren sollte, einfach irgendwie entgegenwirken! „Eine große Kanne Kaffee und ein Club-Sandwich“, improvisierte er.
„Gern, Sir. Ihr Name und Ihre Zimmernummer, bitte.“
Holt gab dem Mann am anderen Ende der Leitung die gewünschte Auskunft.
„Es wird etwa zwanzig Minuten dauern, Sir.“
Er runzelte die Stirn. In zwanzig Minuten konnte zwischen einer Frau und einem Mann eine Menge passieren. „Wenn Sie es in weniger als fünfzehn Minuten schaffen, ist ein dickes Trinkgeld für Sie
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