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TIFFANY EXKLUSIV Band 02

TIFFANY EXKLUSIV Band 02

Titel: TIFFANY EXKLUSIV Band 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CHARLOTTE MACLAY JANICE KAISER LESLIE KELLY
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und fuhr mit den Fingern leicht durch ihre Locken. „Wir werden uns besser kennenlernen.“
    Die Versuchung war groß, sein Angebot anzunehmen. Doch es passte überhaupt nicht zu den Entschlüssen, die sie gerade gefasst hatte.
    „Bleibst du länger im Hotel?“, wollte sie wissen.
    „Ein paar Tage“, erwiderte er. „Komm schon, Ruthie. Sag Ja.“
    Sie atmete tief durch und schloss die Augen. Sie hatte vor, heute Nacht wieder in ihrem Apartment zu sein. Allerdings wohnte sie nicht weit entfernt. Sich mit Robert in der Küche zu treffen wäre einfach. Und ehe sie ihre Pläne wahr machte, endlich zu heiraten und eine Familie zu gründen, konnte doch eine wilde Nacht mit diesem Nicht-mehr-ganz-Fremden nichts schaden, oder?
    Äußerlich zögernd, doch innerlich bereits überzeugt, antwortete sie: „Na schön. Wir sehen uns um Mitternacht.“

5. KAPITEL
    Nachdem Ruthie geduscht und sich angezogen hatte, nahm sie ihr Gepäck und verließ das Zimmer. Man hätte nicht sagen können, dass sie ihren Gefühlswirrwarr unter Kontrolle hatte. Sie verstaute ihr Gepäck samt dem hässlichen Brautjungfernkleid in ihrem Auto und wünschte sich eigentlich nichts sehnlicher, als einzusteigen und heimzufahren. Doch Onkel Henry hatte sämtliche Familienmitglieder zu diesem Meeting heute Morgen beordert. Sogar Tante Lila und Tante Flossie waren erschienen, obwohl sie sich lieber die Schnäppchenpreis-Show im Fernsehen angeschaut hätten.
    Ruthie kam am Empfangstresen vorbei. Wie immer konnte sie nicht verhindern, dass ihr Blick an dem abgenutzten Teppich und den zerschlissenen Brokatbezügen der Sofas in der Lobby hängen blieb. Ihr Vater hätte nie geduldet, dass die Einrichtung so verkam. Onkel Henry traf jedoch nicht die alleinige Schuld am Zustand des Hotels. Er bemühte sich wirklich, den Laden profitabler zu machen. Doch ihm fehlte einfach das Talent zum Manager.
    Tante Elise, die Mutter von Celeste und Denise und die Frau von Onkel Henry, stand hinter dem Rezeptionstresen – ihrem Arbeitsplatz – und lächelte Ruthie zu. Sie war zwar nur angeheiratet, fühlte sich aber Kerrigan Towers ebenso verbunden wie alle übrigen Familienmitglieder.
    Das wollte etwas heißen, war das Hotel doch seit den Dreißigerjahren im Familienbesitz. Seine Glanzzeit hatte es in den Sechzigern erlebt, als Ruthies Vater die Leitung übernahm. Als er vor zwölf Jahren starb, übernahm Henry das Management. Doch er blieb glücklos.
    Alle wussten es und fürchteten den Tag, an dem eine der großen Hotelketten Wind von der Situation bekam und ein Übernahmeangebot machte. Allerdings war das eher unwahrscheinlich. Kerrigan Towers war nicht groß. Es besaß nur sechs Stockwerke und weniger als hundert Zimmer. Keine Konkurrenz für die großen, luxuriösen Kästen, die die Hauptverkehrsader von Philadelphia säumten. Im Kerrigan stiegen Leute ab, die ein angenehmes Hotel für weniger Geld suchten, als sie im Hyatt oder Marriott zahlen mussten. Daher kämen solche Ketten wohl nicht auf die Idee, für das Kerrigan zu bieten. Und für die Eingliederung in eine Billigkette kam das historische Gebäude nicht infrage.
    Überdies besaßen die Familienmitglieder alle Anteile am Hotel. Daher konnte niemand das Hotel kaufen, solange sich die Eigentümer nicht einig waren. Und Ruthie hatte erlebt, dass die Sinclairs immer dann am besten zusammenhielten, wenn von außen Gefahr drohte.
    „Guten Morgen, meine Liebe. Hast du gut geschlafen? Du siehst etwas mitgenommen aus“, sagte Tante Elise mit ihrer angenehmen Stimme.
    Ruthie ging nicht darauf ein. Elise war ziemlich genial darin, Geheimnisse aufzuspüren. „Ich bin fertig zum Auschecken“, erwiderte sie so ungezwungen wie möglich. „Vermutlich hast du weder Braut noch Bräutigam heute schon gesehen?“
    „Natürlich nicht“, sagte Elise heiter. „Dein Onkel Henry sollte sich schämen, ein Hochzeitspaar wegen eines langweiligen Meetings an der Hochzeitsreise zu hindern. Sie hätten seit gestern Abend auf dem Weg in die Karibik sein sollen. War Celeste nicht eine wunderschöne Braut?“
    „Doch, das war sie“, stimmte Ruthie neidlos zu.
    „Jetzt bist du die letzte Sinclair, die noch ledig ist, meine Liebe. Hast du irgendwas in Aussicht?“
    Ruthie zuckte nur die Achseln.
    „Dieser junge Mann, den du mitgebracht hast, scheint nicht besonders gut erzogen zu sein. Er verschwand grußlos, ehe noch die Hochzeitstorte angeschnitten war.“
    „Es ist aus zwischen uns, Tante Elise.“
    Elise seufzte.

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