TIFFANY EXKLUSIV Band 02
Francois, dem französischen Konditor, der montags und mittwochs kam, um die erlesenen Desserts für die Gäste vorzubereiten.
Francois war eine echte Nervensäge. Onkel Henry hatte ihn engagiert, weil er dem Restaurant französisches Flair verlieh. Ruthie war jedoch der Meinung, dass man darauf gut hätte verzichten können, denn wozu hatte sie dann ein Jahr lang in Paris die Weihen der kultivierten Küche empfangen? Sie konnte alles, was Francois konnte. Außerdem fand sie, dass sein französischer Akzent nicht ganz echt klang. Wer weiß? Vielleicht hieß der Typ ja Frankie und kam aus Hoboken?
An diesem Morgen ergoss Francois eine endlose Tirade über Ruthie. Die Sahne liefe immer aus den Windbeuteln.
Nach zehn Minuten murmelte Ruthie: „Ich habe keine Zeit für Ihre intimen Probleme.“
Francois hatte es nicht mitbekommen, dafür aber der junge Mann, der Spüldienst hatte. Ruthie sah, wie seine Schultern vor unterdrücktem Lachen zuckten.
Sie warf einen Blick auf die Uhr und stellte fest, dass sie zu spät zum Meeting kommen würde. Sie versprach Francois, später noch einmal vorbeizuschauen, und eilte zur Treppe.
Robert war äußerst zufrieden mit sich und der Welt, als das Meeting, an dem sämtliche Anteilseigner der Familie Sinclair teilnahmen, begann. Die finanzielle Situation von Kerrigan Towers war so, dass es keine Schwierigkeiten geben würde, sich mit den Eigentümern zu einigen. Schwache Manager neigten dazu, großzügige Angebote wahrzunehmen, statt es selbst noch einmal zu versuchen. Außerdem war Winchester Hotels zwar ein Großunternehmen, doch man versuchte, fair zu spielen. Das Angebot, das Robert den Sinclairs zu machen gedachte, war mehr als großzügig.
Er sah sich in der Runde um. Was für seltsame Leute! Sie wirkten allesamt wenig professionell. Zwei Familienmitglieder schienen ihm sogar äußerst merkwürdig.
Die beiden alten Damen mussten Töchter jenes Sinclair sein, der das Kerrigan in den Dreißigern gekauft hatte. Ihr Alter schätzte Robert auf um die achtzig, doch sie benahmen sich durchaus nicht würdevoll gesetzt. Die eine, Lila, die in der Nähe der Tür saß, hatte sogar versucht, mit ihm zu flirten – bevor der Grund seines Hierseins verkündet wurde. Danach warf sie ihm eindeutig Killerblicke zu – oder das, was sie dafür hielt.
Die andere, die ihm unter dem Namen Flossie vorgestellt worden war, trug ein schmales Kleid, das mit lila Blumen bedruckt war. Ihr bläulich-graues Haar zierte ein lächerlicher federgeschmückter Hut. Sie war zierlich, lächelte ununterbrochen und blickte aus blauen Augen treuherzig in die Runde. Das jedoch täuschte. Robert hatte genau gesehen, dass die alte Dame seit Beginn des Meetings mindestens drei Dinge vom Tisch gestohlen hatte. Zuerst einen goldenen Füllhalter, der Henry Sinclair gehörte, der neben ihr saß. Sie ließ ihn in ihrer großen Tasche verschwinden. Es folgte Henrys Notizblock, sodann – unglaublich – das Wasserglas, dessen Inhalt sie einfach hinter sich in die Zimmerpalme kippte.
Nein, Robert nahm nicht an, dass er bei den Sinclairs auf großen Widerstand stoßen würde.
Henry Sinclair, der Hotelmanager, und Elise, seine Frau, stellten keine große Herausforderung dar. Henry wirkte nicht besonders dynamisch. Er besaß kaum die Eigenschaften, die man brauchte, um im Wettbewerb zu bestehen.
Die junge Generation bereitete Robert ebenfalls wenig Kopfzerbrechen. Henry und Elise Sinclair hatten drei erwachsene Kinder. Der junge Mann mit seinem langen blonden Haar und seinem Freizeit-Outfit schien nur darauf zu warten, dass ihm jemand ein paar Dollars gab, damit er an den Strand verschwinden konnte. Die eine der beiden Töchter schien Geld ebenfalls sehr zu schätzen. Der Blick, mit dem sie Monicas teure Garderobe gemustert hatte, sprach Bände. Ihre Schwester allerdings, eine hochgewachsene Blondine, war ein anderes Kaliber. Sie hatte ihn geradeheraus angesehen, und ihr Händedruck war fest. Sie war die Einzige, mit der es vielleicht eine Auseinandersetzung geben würde, nahm Robert an.
In diesem Augenblick betrat Ruthie den Konferenzraum.
Ruthie hatte vor der geschlossenen Tür des Konferenzzimmers kurz innegehalten, um noch einmal tief durchzuatmen. Es war ihr peinlich, zu spät zu kommen. Endlich drückte sie die Klinke herunter und trat ein.
Alle Blicke wandten sich ihr zu. Onkel Henry sah sie missbilligend an. „Du hast dich verspätet, Ruthie.“
„Es tut mir leid“, sagte sie. „Ich wurde oben
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