TIFFANY EXKLUSIV Band 02
„Vielleicht hatte er nur einen schlechten Tag. Bestimmt renkt sich alles wieder ein.“
Bloß nicht, dachte Ruthie.
„Ich will gar nicht, dass sich irgendwas wieder einrenkt, Tante Elise. Er passt nicht zu mir. Ich brauche einen Mann, der sich zu meinen Kindern auf den Boden setzt und mit ihnen spielt.“
Ihre Tante wurde blass. „Kinder? Ruthie, du bist doch nicht etwa …“
„Nein, ich bin nicht schwanger!“, fiel Ruthie ihr ins Wort.
„Aber ich möchte einen Mann, der Kinder will und einen häuslichen Lebensstil bevorzugt. So ein zugeknöpfter Buchhalter wie Bobby ist nicht der Richtige für mich.“ Sie fragte sich, warum sie dann zugestimmt hatte, sich mit Robert Kendall noch einmal in der Küche zu treffen. Er war wirklich das genaue Gegenteil dessen, was sie gerade beschrieben hatte.
Allerdings musste sie zugeben, dass zwischen ihnen mehr war als nur körperliche Anziehung. Es war eine starke emotionale Nähe, die sie in seiner Gegenwart fühlte. Niemand konnte wissen, was zwischen ihnen alles möglich war.
Also hieß es, alle Chancen, die sich boten, zu nutzen und das Leben nicht zu vergeuden, nur weil man das Risiko scheute. Und wenn sie daran dachte, was dieser Mann mit seinen Lippen, seiner Zunge anstellen konnte, wurde ihr heiß.
Ruthie sah zu ihrer Tante. „Ich werde mal in der Küche nach dem Rechten schauen. Wenn dir Celeste begegnet, sag ihr bitte, dass ich sie vor dem Meeting gern sprechen würde, um zu erfahren, ob ihr die kleine Überraschung heute Morgen gefallen hat.“
„Überraschung?“
„Ich habe ihr ein üppiges Frühstück aufs Zimmer liefern lassen.“
„Wie wunderbar! Trotzdem ist es eine Schande, dass sie noch nicht in den Flitterwochen ist.“
„Celeste wollte unbedingt wissen, was los ist. Ich bin der Meinung, dass sie sich umsonst Sorgen macht“, sagte Ruthie, doch als sie sah, dass ihre Tante verlegen wurde, hakte sie nach. „Tante Elise? Du glaubst doch nicht, dass es ernsthaft irgendwelche Schwierigkeiten gibt, oder?“
Elise vermied es, sie anzublicken. Zum ersten Mal an diesem Morgen wurde es Ruthie mulmig, wenn sie an das bevorstehende Meeting dachte. Was ging hier vor? Selbst wenn es ein Übernahmeangebot gab – solange sich die Sinclairs einig waren, blieb das Hotel in Familienbesitz. Auch die Nachfolge war bereits einvernehmlich geregelt. Wenn Onkel Henry in den Ruhestand ging, würde Celeste das Hotel leiten. Sie hatte Talent und Biss.
„Was ist los, Tante Elise?“, fragte sie.
„Ich … ich kenne die Details auch nicht.“
„Aber?“
Elise blickte sich vorsichtig um. Niemand war in der Nähe. „Hast du das Memo neulich gelesen? Es ging um den Kredit, den wir aufgenommen haben und der vor einigen Monaten von jemandem übernommen wurde.“
Ruthie überlegte fieberhaft. „Ich kann mich nicht daran erinnern.“
„Henry hat die Mitteilung auch so gut in einem seiner Endlosmemos versteckt, dass er sicher sein konnte, dass es niemandem auffällt“, sagte Elise. „Ich hätte es auch nicht gewusst, wenn ich nicht neulich zufällig gehört hätte, wie er mit unserem Steuerberater telefonierte.“
„Das heißt, wir zahlen unseren Kredit jetzt an jemand anderen?“
Elise nickte.
„Und was hat das mit dem Meeting heute zu tun?“, wollte Ruthie wissen.
„Es sieht leider so aus, als ob der neue Kreditgeber nicht ganz so geduldig ist, was die Rückzahlung angeht. Wir sind im Verzug. Scheint, als ob eine Hotelkette hinter dem Ganzen steckt.“
„Unmöglich!“, erklärte Ruthie. „Wer würde sich die ganze Mühe machen wegen eines uralten Kastens, der zwar noch den Charme einer vergangenen Epoche atmet, aber auseinanderfällt?“
Elise zog die Nase kraus, als sei sie sich nicht sicher. „Ich hoffe, du hast recht.“
„Ich bin meiner Sache ganz sicher“, erwiderte Ruthie. „Vielleicht treffen wir uns nur, um zu klären, wie wir unsere Schulden abbauen können. Die Dacharbeiten letztes Jahr haben unser Budget überstrapaziert. Bestimmt geht es um so was. Ich glaube kaum, dass wir in ernsthaften Schwierigkeiten stecken.“
Später am Morgen machte Ruthie sich auf den Weg ins Konferenzzimmer. Die Büros lagen im Souterrain des Hotels, fast direkt neben der Küche. Sie wollte die Hintertreppe benutzen und musste durchs Restaurant gehen.
Das war ein Fehler, denn es war Montag – eigentlich ihr freier Tag –, und das Personal nutzte ihre Anwesenheit, um einen Haufen dringender Fragen zu klären. Überdies wurde sie das Opfer von
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