TIFFANY EXKLUSIV Band 02
aufgehalten.“ Sie wählte einen Stuhl in nächster Nähe der Tür. Dann spähte sie in die Runde.
„Also gut. Da wir jetzt komplett sind, können wir wohl fortfahren“, sagte Henry Sinclair und strich sich sein spärliches Haar glatt, das er immer von einem Ohr zum anderen kämmte, um seine beginnende Glatze zu verdecken. Beinahe hätte Ruthie in sich hineingekichert, doch dann fing sie einen Blick von Celeste auf. Celeste war offensichtlich überhaupt nicht zum Lachen zumute. Irgendetwas stimmte hier nicht.
„Wie ich dem Kollegium bereits berichtet habe“, fuhr Henry fort, „sind wir hier zusammengekommen, um mit den Vertretern von Winchester Hotels ein Übernahmeangebot zu diskutieren.“
Ruthie stockte der Atem. Dann hatte Elise also recht gehabt! Sie schaute sich nach den Unterhändlern der Hotelkette um und entdeckte zwei Fremde am anderen Ende des Konferenztisches.
Die schlanke Brünette war eine aufregende Frau, aber sie wirkte äußerst gelangweilt. Von ihrem perfekt geschminkten Gesicht konnte man keine Reaktion ablesen. Neben ihr, halb verdeckt, saß ein dunkelhaariger Mann. Er saß entspannt auf seinem Stuhl und hatte sein Kinn in eine Hand gestützt, sodass Ruthie kaum etwas von ihm sehen konnte. Sie lehnte sich zurück, und Tante Lila war so zuvorkommend, sich im gleichen Augenblick vorzubeugen. Jetzt war der Blick frei. Aber Ruthie wünschte sofort, sie hätte nicht hinübergeschaut. Das Gesicht dieses Mannes war ihr nur zu vertraut. Jetzt sah er sie schuldbewusst an.
„Mistkerl!“, flüsterte sie.
Es war Robert. Der Mann, mit dem sie die leidenschaftlichste Nacht ihres Lebens verbracht hatte. Der Mann, der sie zärtlich geküsst hatte, als sie versprach, sich heute um Mitternacht erneut mit ihm in der Küche zu treffen. Und die ganze Zeit über plante er, Kerrigan Towers zu kaufen!
„Ich kann es nicht fassen.“
Robert schloss die Augen und hoffte, wenn er sie wieder aufmachte, säße dort drüben eine andere Rothaarige. Aber seine Hoffnungen wurden enttäuscht. Ruthie warf ihm wütende Blicke zu.
„Was ist los, Ruthie?“, fragte ihr Onkel.
Sie wurde rot und riss sich zusammen, entschlossen, den Kampf aufzunehmen.
„Ich bitte Sie nun, Ihr Angebot vorzulegen, Mr. Kendall“, sagte Henry.
Robert fühlte sich, als laste ein Tonnengewicht auf seinen Schultern. Langsam stand er auf.
„Was Sie vor sich liegen haben“, begann er, „ist eine Übersicht über die finanzielle Situation des Hotels.“ Er sah, dass Ruthie sich suchend umschaute. Dann griff sie nach mehreren Kopien, die auf dem Tisch lagen, und blätterte sie durch. „Wie Sie sehen können, ist das Kerrigan Towers hoch verschuldet. Sie sind mit den Zahlungen im Rückstand. Unser Unternehmen, Winchester Hotels, hat Interesse daran, Ihr Hotel zu übernehmen, die Schuld abzulösen und Ihnen überdies einen angemessenen Kaufpreis zu zahlen.“
„Oder?“, fragte Ruthie scharf.
„Ich bin nicht ganz sicher, was Sie meinen, Miss … Sinclair? Ruth Sinclair?“ Robert verfluchte sich im Stillen dafür, sie gestern Nacht nicht nach ihrem vollen Namen gefragt zu haben.
„Ganz richtig, Mr. Kendall. Mein Name ist Ruth Sinclair. Ich gehöre zu den Anteilseignern und bin gleichzeitig Chefköchin dieses Hotels.“
„Chefköchin?“ Robert wurde nun klar, warum sie sich vergangene Nacht so ungeniert über die Reste der Hochzeitstorte hergemacht und den Champagner geleert hatte. „Das war mir nicht bekannt.“
„Woher auch?“, fauchte sie. „Wir wissen offensichtlich absolut nichts voneinander.“
Robert nahm wahr, dass die Familienmitglieder die Szene interessiert verfolgten. „Scheint so“, murmelte er. „Aber das heißt nicht, dass wir Feinde sein müssten. Wir können zusammenarbeiten …“
„Sparen Sie sich das. Was ich wissen will, ist, was passiert, wenn wir das Angebot von Winchester Hotels ablehnen. Werden Sie und Ihr … Ihr Geschäftspartner dann verschwinden und uns in Ruhe lassen?“
Robert konnte den pikierten Blick, mit dem Ruthie Monica musterte, nicht übersehen. Sie hatte seine Notlüge von gestern Abend durchschaut und nahm nun genau das an, was er gehofft hatte zu vermeiden.
Ehe er etwas erwidern konnte, verkündete Monica: „Sie haben überhaupt keine Wahl. Das Kreditinstitut, bei dem Sie in der Kreide stehen, gehört zur Winchester-Gruppe. Wir besitzen die Option auf Ihre Schuld. Wenn Sie nicht verkaufen, fordern wir einfach die sofortige Zahlung. Da Sie aber nicht zahlen können,
Weitere Kostenlose Bücher