TIFFANY EXKLUSIV Band 05
Oder die Luft um ihn herum war elektrisch aufgeladen. Seltsam. Ihre anfängliche Erleichterung darüber, dass sie an einem Strang zogen, war verflogen, ihre heftige Reaktion auf ihn jedoch geblieben.
Sie verstand das nicht. Normalerweise reagierte sie nicht so auf Männer und hatte selbst als Teenager nicht geflirtet. Immer mit Bedacht und Umsicht handeln, das war immer ihr Motto gewesen – außer an jenem schrecklichen Frühlingstag, als sie meinte, sie müsse endlich mal „locker“ sein.
Sie konnte sich keine Lockerheit leisten. Sie musste ihren Verstand gebrauchen. Und der sagte ihr, dass sie zu Chase jetzt eine ähnliche Beziehung hatte wie eine Patientin zu ihrem Therapeuten, nachdem sie ihm verraten hatte, warum sie Courtney unbedingt all die Chancen geben wollte, die sie selbst nicht gehabt hatte.
Warum spielten dann aber ihre Gefühle verrückt?
Sie hatte noch nicht mal geklärt, ob er Single war.
Schnell ließ sie den Blick durch Chases Büro schweifen, um vielleicht auf seinem Schreibtisch oder dem Regal dahinter Fotos zu entdecken, die ihn mit einer Frau zeigten. Doch es standen überhaupt keine Fotos herum.
Chase kam mit Papiertüchern zurück. „Hier, damit sollten Sie wieder sauber werden.“ Aber anstatt ihr die angefeuchteten Tücher in die Hand zu drücken, ergriff er ihre Hand und begann, an dem Tintenfleck herumzureiben.
Und sie ließ es geschehen. Es kam ihr gar nicht in den Sinn, ihm zu sagen, sie könne das selbst.
Er hatte kräftige Finger, und wieder spürte sie die Wärme seiner Hand von ihrem Handgelenk in wohligem Kribbeln ihren Arm hinaufsteigen.
Mit geneigtem Kopf saß er da, und wenn sie selbst sich nur ein ganz klein wenig reckte und das Kinn vorstreckte, dann würde sie vielleicht mit seinem Haar in Berührung kommen. Eine faszinierende Vorstellung, die sie erschauern ließ.
Ganz deutlich nahm Chase den schwachen Duft des Parfüms wahr, mit dem Brooke sich am Morgen besprüht hatte. Es war ein sinnlicher Duft. Und zudem ein ausgesprochen intimer, denn man nahm ihn nur wahr, wenn man einer Frau sehr nahe kam – wie er jetzt Brooke.
Er hatte ein Faible für den Nacken einer Frau. Er mochte es, wenn sich die letzten Spuren ihres Parfüms mit ihrem ureigenen Duft mischten und sie eine Gänsehaut bekam, wenn sein Atem ihre Haut streifte. Er liebte es, wenn sie leise aufseufzte, wenn er hauchzart ihren Nacken küsste.
Allerdings galt das alles nur dann, wenn er einer Frau auch Gefühle entgegenbrachte.
Schön, er hatte Gefühle für diese Frau, die da vor ihm saß, doch das waren bis vor Kurzem noch ziemlich feindselige Gefühle gewesen. Auf keinen Fall jedoch prickelnde, erregende. Zumindest sollten sie das nicht sein.
Als Brooke ihm von dem Vorfall in ihrem Abschlussjahr erzählt hatte, hatte er sie geradezu bewundert, dass sie die Verantwortung für ihr Tun übernahm. Das war heutzutage selten, und er mochte sie deshalb. Was ihn jedoch sehr überraschte, war, dass er ihre Entschlossenheit unglaublich sexy fand. Seit wann war Verantwortung sexy?
Chase wusste nur, dass er die ganze Zeit nach einem Vorwand gesucht hatte, um Brooke zu berühren. Statt sie sich in der Damentoilette die Hände waschen zu lassen, rieb er ihr die hartnäckige Kugelschreibertinte von den Fingern und kam ihr dabei viel zu nah.
Sie schien es nicht zu bemerken, und er dankte dem Schicksal dafür. Ein letztes Mal atmete er ihren Duft ein, dann richtete er sich widerstrebend auf.
„So, das hätten wir.“ Er hatte sich auf gefährliches Gebiet gewagt, und sein Instinkt sagte ihm, dass es höchste Zeit war, sich zurückzuziehen.
Langsam entzog Brooke ihm ihre Hand und elektrisierte dabei jeden einzelnen Nerv seiner Handfläche.
Okay. Er brauchte frische Luft und Abstand zu ihr, ehe er etwas unglaublich Idiotisches tat. Er stand auf und ging zu seinem Schreibtisch, um die Papiertücher wegzuwerfen. Denk an Jeff, ermahnte er sich.
Sein Bruder steckte in Schwierigkeiten, weil er seine Emotionen über sein Leben bestimmen ließ. Er gebrauchte nicht seinen Verstand. Und dabei kam nie etwas Gutes heraus.
Sein Vater war das beste Beispiel dafür. Er hatte sich von Jeffs hübscher junger Mutter blenden lassen, und das nur wenige Monate nach dem Tod seiner, Chases, eigener Mutter.
Aus dem Augenwinkel nahm Chase eine Bewegung wahr. Brooke hatte einen ihrer Pumps halb abgestreift und rieb sich ihre mit einem Pflaster beklebte Ferse. Sie merkte nicht, dass er sie beobachtete. Der Anblick ihrer
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