TIFFANY EXKLUSIV Band 05
„Und ich muss … ich muss packen.“
Pete betrachtete sie misstrauisch. Eine neue Taktik. Bisher hatte sie nicht gelogen, sondern war nur der Wahrheit ausgewichen. Doch er wusste, dass Prudence Trueheart keine Reisen unternahm. Sie hatte sogar seit Jahren keinen Urlaub mehr gemacht. „Du verreist?“
„Ja, nach Pakistan!“, platzte sie heraus. „Es ist eine wichtige Geschäftsreise. Eine sehr lange Geschäftsreise. Ich komme zurück in … Ich weiß es noch gar nicht.“
„Pakistan.“ Pete hätte beinahe laut gelacht. „Erwartest du, dass ich …“
„Natürlich nehme ich nicht an, dass du auf mich wartest!“ Nora hob Handtasche und Umhang vom Boden auf. „Ich rufe dich aber an, wenn ich wieder hier bin.“ Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Wange und wandte sich zur Tür.
Pete öffnete sie ihr. „Du kennst meine Telefonnummer nicht.“
Sie sah ihn verblüfft an und lachte gepresst. „Dann musst du mich anrufen.“ Danach eilte sie die Stufen hinunter und drehte sich nicht mehr um.
Er sah ihr nach, bis sie im Nebel verschwunden war. Die Nachtluft strich kalt über seine nackte Brust. Zwischen ihnen war es nicht vorüber. Ein Mann konnte eine Frau wie Nora Pierce nicht lieben und sie danach vergessen. Es mussten Nächte wie diese folgen. Und dann würde er dafür sorgen, dass sie keine Fremden blieben.
Ihre hohen Absätze klickten auf dem Bürgersteig. Nora warf nur einen einzigen Blick zurück, doch Petes Haus war nicht mehr zu sehen. Ihre Haut war noch feucht von der wilden Leidenschaft. Das Herz schlug heftig in ihrer Brust. In ihrem Kopf drehte sich alles. Sie wollte stehen bleiben und tief durchatmen, um sich zu beruhigen, doch sie hatte Angst, dann etwas zu bereuen.
Sie hatte mit einem gewissen Gefühl des Triumphes gerechnet. Die dreijährige Enthaltsamkeit war vorüber, und dieses Ende hatte sie bei einem Mann gefunden, der für ein unvergessliches Erlebnis gesorgt hatte. Doch sie wurde mit ihren verworrenen Gefühlen nicht fertig. Begeisterung mischte sich mit Bedauern, Erleichterung mit Sorge. Sie fröstelte und zog den Umhang fester um die Schultern.
Es war unbeschreiblich schön gewesen. Wild und zügellos. Nicht einmal die restliche Kleidung hatte gestört. Wäre sie geblieben, hätten sie sich bestimmt noch einmal geliebt.
Nora blieb stehen und drehte sich um. Am liebsten wäre sie zurückgegangen, doch die Vernunft siegte. Das eine Mal musste genügen, obwohl der Gedanke an eine Wiederholung verlockend war. Seufzend ging sie die Union Street entlang.
Die Schuhe hatten vor dem Spiegel sehr sexy gewirkt, doch jetzt drückten sie.
Das Kleid und die Perücke hatten bestens gewirkt. Trotzdem kam es ihr jetzt so vor, als wüsste jeder auf der Straße, was sie getan hatte. Das Kleid war kurz, und die kühle Luft drang durch den Umhang, sodass sie schon bald am ganzen Körper zitterte. Sie schaffte es bis zum Washington Square und musste sich dann auf eine Parkbank setzen.
Rings um den Park im Herzen von Little Italy gab es italienische Restaurants. Es duftete nach Knoblauch und Tomatensoße. Nora schloss die Augen.
Lieber Himmel, was hatte sie getan? Sie hatte sich schamlos und leichtfertig verhalten. Doch Pete ahnte nicht, dass er Prudence Trueheart geliebt hatte. Morgen konnte sie bedenkenlos mit ihm zusammentreffen und alles hinter sich lassen. Natürlich würde sie sich daran erinnern, wie heiß sein Atem über ihren Hals gestrichen war, wie er sich in ihr bewegt hatte.
Wie hatte sie nur glauben können, dieses Erlebnis mit Pete Beckett sei so einfach zu vergessen? Selbst wenn die Erinnerungen morgen früh nur noch halb so intensiv sein sollten wie jetzt, würde sie in gewaltige Schwierigkeiten geraten.
„Ich muss mich krankmelden“, sagte sie leise. „Vielleicht Malaria oder Schwindsucht.“
Nora holte Kleingeld aus der Tasche und humpelte zur Bushaltestelle. Bis zu ihrer Wohnung war es nicht mehr weit, aber ihre Füße spielten nicht mehr mit.
Der Bus war fast leer. Sie setzte sich im vorderen Teil hinter eine alte Frau. Im Bus war es so hell, dass Nora das Kleid tiefer zog und den Ausschnitt verdeckte. Dabei sah sie Petes Hände vor sich, wie er den Saum an ihren Schenkeln höher zog. Hastig sah sie sich um, ob jemand sie beobachtete, schob dann den Umhang bis zu den Ohren hoch und machte sich auf dem Sitz so klein wie möglich.
Verzweifelt versuchte sie, alles zu vergessen. Sie hätte auf Ellie hören und die Bar verlassen sollen. Was war bloß aus ihrem gesunden
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