Tiffany Exklusiv Band 06
mehr aufstellen. Wo arbeitest du?“
„Ich hatte keinen Nebenjob.“
„Wenn du mich fragst, wird es höchste Zeit für dich, dass du eine gute Frau findest und eine Familie gründest.“
„Ich habe dich aber nicht gefragt.“
„Deshalb leidest du auch an Schlaflosigkeit. Du sehnst dich nach einem seelenverwandten Menschen.“
Ken verzog das Gesicht und schaute sich zu seinen Kollegen um. „Sprich um Himmels willen nicht so laut. Hast du etwa den ‚Cosmopolitan‘ oder so etwas gelesen?“ Er schnaubte. „Ich habe dir schon mal gesagt, dass die Ehe nichts für mich ist.“ Er wollte sich voll auf seinen Job konzentrieren können. Sein erster Partner war frisch von der Akademie gekommen und ein gutmütiger Kerl gewesen. Er hatte eine glänzende Karriere vor sich gehabt, bis er seine „Seelenverwandte“ traf, eine Frau, die ihn so durcheinanderbrachte, dass er schwere Fehler im Beruf machte. Das letzte Mal, als Ken ihn gesehen hatte, war er arbeitslos, geschieden und verbittert gewesen.
Kens eigene Erfahrung war weniger dramatisch, doch hatte er genug von langweiligen Frauen, die entschlossen waren, sich in sein Leben zu drängen. Beziehungen waren ganz allgemein ein einziger Kampf. Letzte Nacht hatte er zum ersten Mal Sex mit einer Frau gehabt, ohne sich darüber Sorgen zu machen, ob danach plötzlich parfümiertes Badeöl in seinem Badezimmer stehen würde.
Owen biss erneut von seinem Sandwich ab. „Ich sage doch nur, dass man in diesem stressigen Beruf jemanden haben sollte, zu dem man abends heimkehrt. Jemanden, der dich daran erinnert, dass nicht alle Menschen Kriminelle sind. Louise und ich sind jetzt achtzehn Jahre verheiratet, und wir tun es noch immer jeden Freitagabend während der ‚Tonight Show‘. Na ja, außer bei den zwei Malen, wo sie nach der Geburt der Kinder im Krankenhaus war.“
Ken war gezwungen zuzuhören, während er seinen zu lange gebratenen Hamburger aß. „Ich kann dir nicht sagen, wie wenig Lust ich habe, mir das anzuhören. Und sprich nicht mit vollem Mund, verdammt noch mal.“
Owen wischte sich mit einer zusammengerollten Papierserviette flüchtig den Mund ab. „Ich mache mir doch nur Sorgen darüber, was du mit deinem Leben anfängst. Du brauchst nicht gleich wütend zu werden.“
Ken bereute seinen Ausbruch sofort und biss die Zähne zusammen. „Owen, es gefällt mir, Single zu sein.“
Sein Partner schüttelte den Kopf. „Eines Tages wirst du auf die harte Tour lernen, dass nicht alles immer so sein kann, wie wir es gern hätten.“
Ken warf seinen halb gegessenen Hamburger in den Müll und versuchte, Georgias geheimnisvolle telefonische Verführung aus seinen Gedanken zu verbannen. „Ich trage keinen Slip.“ Das gefiel ihm. „Wie sieht es mit dem Fleming-Fall aus?“
Owen schien Kens Strategie, das Thema zu wechseln, nicht zu bemerken. Er rutschte auf seinem Platz herum und hielt ein fleckiges Stück Papier mit einem Klecks Mayonnaise an einer Ecke hoch. „Ich habe einen Tipp erhalten, ein Pfandhaus wegen einiger Teile des verschwundenen Schmucks zu überprüfen.“
Ken nahm das Stück Papier, wobei er darauf achtete, dass sein marineblaues Uniformhemd nichts von der Mayonnaise abbekam, und stand auf. „Ich übernehme die Sache.“
Owen erhob sich ebenfalls halb. „Möchtest du Gesellschaft?“
„Nein. Ich habe mich heute freiwillig gemeldet, mich um die Schulschwänzer im Einkaufszentrum zu kümmern. Die Pfandleihe liegt auf dem Weg.“
Sein Partner verzog das Gesicht. „Den Dienst im Einkaufszentrum kannst du gern allein erledigen.“
„Das ist meine gute Tat für diese Woche“, stimmte Ken gequält zu. „Wir sehen uns später.“ Bevor er die Wache verließ, ging er in den Spindraum und putzte sich die Zähne. In dem kleinen quadratischen Spiegel sah er deutlich hervortretende Wangenknochen, wahrscheinlich wegen seines schlechten Appetits in letzter Zeit. Sein dunkles Haar schien noch zerzauster zu sein als sonst, trotz seiner Bemühungen, es so kurz zu halten, dass es sich nicht kringeln konnte. Dass es das dennoch tat, lag an der Luftfeuchtigkeit.
Doch zum ersten Mal seit langer Zeit waren weder seine Augen gerötet, noch hatte er einen steifen Nacken. Seine anhaltende Schlaflosigkeit hatte ihn doch stärker angegriffen, als ihm klar gewesen war. Sie hatte ihn unruhig und gereizt gemacht und zu einem Verhalten verleitet, zu dem er sich normalerweise nicht hinreißen ließ. Zum Beispiel sich als Freund einer Frau auszugeben, die
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