Tiffany Exklusiv Band 06
er schlicht nicht aufstehen und zur Arbeit gehen, und mit genau diesen Gedanken war Ken ins Bett gegangen. Doch obwohl er jetzt körperlich erschöpft war, war sein Geist mit neuer Lebendigkeit erfüllt. Ken fand, er sollte seine Prioritäten neu setzen und eine gute Frau finden. Vielleicht würde er dann nicht mehr so unter dem Elend leiden, mit dem er täglich konfrontiert war.
Möglicherweise wäre die Versuchung dann auch nicht mehr so groß, sich auf einen solchen Anruf einzulassen, der eigentlich einem anderen gegolten hatte.
Erneut plagte ihn sein Gewissen. Doch was sollte er jetzt noch tun? Nichts, entschied er hastig, stand auf und ging ins Badezimmer. Hak es als einmalige Sache ab, sagte er sich. Morgen würden Georgia und Rob, wer immer sie waren, herzlich darüber lachen, sobald ihnen klar wurde, dass Georgia sich verwählt und den Falschen zu einem Höhepunkt gebracht hatte.
Ken lehnte sich gegen das Waschbecken, fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar und dachte an die Scheu, die er zeitweilig in der Stimme seiner ahnungslosen Partnerin gehört hatte. Was, wenn sie sich stattdessen gedemütigt fühlte und ihr Geheimnis für sich behielt? Was, wenn sie beunruhigt war wegen der Identität der Person, mit der sie ein so intimes Erlebnis geteilt hatte?
Ach was, sagte er sich dann, spritzte sich mit beiden Händen Wasser ins Gesicht und schlenderte zurück ins Bett. Mit einem trägen Grinsen und einem herzhaften Gähnen ließ er sich wieder aufs Bett fallen. Eines wusste er jedenfalls mit Bestimmtheit: für heute Nacht war er von seiner Schlaflosigkeit kuriert.
„Na, wie ist es gelaufen?“
Georgia erschrak beim Klang von Tonis Stimme. Dann lächelte sie ihre Freundin verlegen an. Trotz leichter Kopfschmerzen und obwohl sie sich heute Morgen im Bus auf Kaugummi gesetzt hatte, strahlte sie, seitdem der Wecker geklingelt hatte. Endlich war sie kein braves Mädchen mehr. Das Leben war schön.
Toni schnippte mit den Fingern vor ihrem Gesicht. „Erzähl schon. Immerhin habe ich dich summen hören.“
Georgia sah auf die Patientenkarten, an denen sie arbeitete, und dann auf die Uhr. „Ich habe sowieso Pause. Wollen wir Kaffee trinken gehen?“
„Gern.“
Nachdem sie in der Anmeldung Bescheid gesagt hatte, dass sie für zehn Minuten fort sei, schrieb Georgia „Pause“ neben ihren Namen auf der Personaltafel. „Wie läuft es auf der Säuglingsstation?“
Toni verdrehte die Augen. „Was hat mich bloß geritten, dass ich mich in den vierten Stock habe versetzen lassen?“
„Du liebst Babys, und du bist auf den neuen Chef der Entbindungsstation scharf.“
Toni runzelte die Stirn. „O ja.“
„Wie läuft es denn?“
„Gut. Er nennt mich Terri.“
„Oh.“ Georgia verbarg ihr Lächeln und ging voran in den Aufenthaltsraum des Personals. Zwei Medizinstudenten saßen an einem Ecktisch. Der eine las, der andere schlief im Sitzen.
Toni warf die Hände in die Luft. „Ich frage mich, wie der Mann die Anatomie geschafft hat, wenn er sich nicht mal Namen merken kann.“
Georgia goss zwei Pappbecher voll Kaffee und gab Toni ein Päckchen Zucker. „Er wird es schon noch lernen.“
„Das hoffe ich. Eigentlich wollte ich mir schon längst einen Arzt geschnappt haben. Nichts für ungut, Georgia, aber ich bin vom Beruf der Krankenschwester nicht so begeistert wie du. Ich bin hier, um einen Ehemann zu finden. Einen reichen Ehemann mit talentierten Händen.“
Georgia lachte. „Lügnerin. Du bist eine gute Krankenschwester. Übrigens, wie ging es Stacey heute Morgen?“
„Nicht so gut, aber sie wird sich erholen.“ Nach einem kurzen Blick auf die Medizinstudenten beugte sie sich vor. „Ich sterbe vor Neugier. Hast du Rob angerufen und … du weißt schon?“
Georgia errötete und blies auf ihren Kaffee.
„Erzähl schon!“
„Ja.“
Toni stieß einen kurzen Schrei aus. „Ich wusste, dass du es kannst, wenn du nur willst. Hat es ihm gefallen?“
Georgia verzog den Mund und dachte an die erotische Unterhaltung letzte Nacht, die noch immer sinnliche Schauer in ihr auslöste. Robs Reaktion war überraschend begeistert gewesen. Sie hatte eine Seite an ihm entdeckt, die sie bisher nicht gekannt, auf die sie jedoch gehofft hatte. „Ich glaube schon.“ Leise fügte sie hinzu: „Es war fantastisch.“
Toni grinste. „Du Vamp.“
Georgia genoss die neue Erfahrung. Sie war unanständig gewesen und trotzdem nicht vom Blitz erschlagen worden. Außerdem war sie heute Morgen im Bus nicht versucht
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