Tiffany exklusiv Band 19
einen kleinen Butterrest vom Kinn. „Ja, ich sage das nur so“, wiederholte er mit gesenkter Stimme.
Er starrte auf ihren Mund. Ihre Lippen öffneten sich etwas, und sie beobachtete ihn hinter halbgeschlossenen Lidern, während ein prickelnder Schauer durch ihren Körper rieselte.
„Ich bin hier oben“, sagte sie leise.
Er schaute von ihren Lippen auf, und ihre Blicke trafen sich. Wie ein kleiner Junge, der auf frischer Tat ertappt worden war, sah er sie an.
„Du bist überall.“ Er beugte sich vor, sodass sein Mund nun dicht über ihrem war. „Und jetzt sag mir, was möchtest du von mir lernen?“
„Lernen?“ Ihr Kopf war plötzlich wie leer gefegt. Das einzige, woran sie im Moment denken konnte, war sein Mund. „Du meinst, warum ich dich überhaupt ersteigern wollte?“, brachte sie schließlich heraus.
„Ja, vertrau mir dein größtes Geheimnis an“, flüsterte er an ihrem Mund. „Nun komm schon, ich erzähle es auch nicht weiter.“
Sie hatte Hunderte von Geheimnissen – und Hunderte von Gründen, sie nicht preiszugeben. „Ich habe keine Geheimnisse.“
„Lügnerin.“
„Mein größtes Geheimnis kennst du doch schon. Ich muss wissen, warum Männer mich nicht heiraten wollen.“ Das hatte sie ihm ja bereits gestanden. Warum sollte sie es da nicht noch einmal tun? Dass ihr das noch viel wichtiger geworden war als je zuvor, brauchte er allerdings nicht zu zu wissen.
„Hilf mir zu verstehen, was ich falsch mache“, fügte sie hinzu.
„Was glaubst du denn, was du falsch gemacht hast?“
„Du sollst nicht Psychiater spielen, sondern mir helfen.“
Lächelnd lehnte er sich zurück. Sie atmete auf, war aber eigentlich nicht erleichtert, sondern eher enttäuscht.
„Was hat denn dein letzter Freund gesagt?“
„Er meinte, seine neue Freundin bräuchte ihn. Und ich bräuchte niemanden. Aber das tue ich. Er hat es nur nie gemerkt.“
„War sie hübscher als du?“
Sie errötete, schaute ihm aber direkt in die Augen. Hieß das, dass er sie für hübsch hielt? Sie hatte Angst, ihn danach zu fragen, doch sie war nicht zu ängstlich, ihm eine ehrliche Antwort zu geben. Schließlich hatte sie viel Geld für diese Ratschläge bezahlt. „Nein.“
„Meinst du, sie war besser im Bett?“
„Nein, dazu war sie viel zu schüchtern, glaube ich.“
„Verhielt sie sich wie eine Klette?“
„Ich bin mir nicht sicher, aber es könnte sein.“
„Und was ist er für ein Mensch?“
„Jerry war lieb und nett, aber sehr ehrgeizig. Er ist Anlageberater und erwartete von mir, seine Karriere zu fördern. Ich sollte bei verschiedenen Clubs Mitglied werden, um seinen Namen bekannt zu machen.“
„Und das wolltest du nicht?“, hakte Archer nach.
„Nein. Das heißt, es war mir egal, aber mir war nicht klar, wie viel es ihm bedeutete. Er erwähnte es zwei- oder dreimal und ließ das Thema dann kommentarlos fallen. Aber ich hatte genug davon.“ Sie hielt inne. Ihre Familiengeschichte stand hier nicht zur Debatte.
„Genug wovon?“
„Davon, gedrängt zu werden, Dinge zu tun, die ich nicht tun wollte. Meine Eltern haben das jahrelang mit mir gemacht. Sie sind wahre Meister darin. Und auch meine Lehrer haben mich manipuliert.“ Von all den Privatschulen, auf die sie gehen musste, weil zu Hause niemand war, der sich um sie kümmerte, erzählte sie nicht. Es war nicht wichtig gewesen, dass sie zu Hause bleiben wollte. Ihre Eltern sagten Nein, und damit basta.
„Ich möchte die Dinge tun, die ich tun möchte, und trotzdem mein Leben mit jemandem teilen. Ich möchte ein Kind, das ich lieben und großziehen kann, und vielleicht einen Ehemann. Aber ich möchte neben jemandem gehen und nicht hinterher, wo ich nicht sehen kann, wohin ich gehe.“
„Mit anderen Worten, du weißt genau, was du willst?“
„Ja.“ Sie schloss für einen Moment die Augen, um ihre Tränen zu unterdrücken, die immer dann zu fließen begannen, wenn sie daran dachte, wie sehr sie sich ein Heim und eine große Familie wünschte. „Ich weiß nur nicht, ob ich es jemals bekommen kann.“
Archers Blick wurde weicher, und sie ahnte, dass ihre Gefühle sichtbarer waren, als sie gedacht hatte.
„Hat einer deiner Freunde dir einen Grund genannt, bevor er dich verlassen hat?“, fragte er weiter.
„Einer meinte, ich hätte es eher auf ein Baby abgesehen als auf ihn.“ Sie lächelte ein bisschen traurig. „Er hatte wahrscheinlich recht.“
„Was sonst noch?“
„Ein anderer sagte, ich würde nicht richtig auf ihn
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