Tiffany exklusiv Band 19
hob, um der Frau die Haare auszureißen, bevor sie Archer die Augen auskratzte.
Sie straffte sich und hielt den Atem an. Niemals würde sie zulassen, dass die andere Frau sah, wie sehr ihr das alles wehtat.
Dann zwang sie sich zu einem Lächeln, trat ein und zog eine Augenbraue hoch. „Du solltest hier Schwingtüren einbauen lassen, Archer. Das wäre viel einfacher für alle.“
„Ich brauche überhaupt keine verdammten Türen, wenn der Sicherheitsdienst jeden uneingeladen hereinlässt!“ Er schaute die andere Frau angewidert an.
„Wenn ich mit meinem Artikel nicht recht hatte, was macht sie dann hier, Darling?“, stieß die Frau hervor. „Soviel ich bei meinen Recherchen herausgefunden habe, hat sie sich früher nie mit dem gemeinen Volk abgegeben. Das muss wohl wieder an diesem Archer-Charme gelegen haben.“
„Halt deinen Mund, Sondra. Du weiß überhaupt nicht, wovon du redest.“ Archers Stimme war tonlos.
Aber Sondra hatte nicht vor, so einfach zu verschwinden. „Ich weiß genug“, erklärte sie wütend. „Ich weiß, dass du sie als Ersatz für mich benutzt hast.“
Archer ignorierte Sondra. Sein Blick war auf Melody gerichtet. „Melody. Glaub ihr nicht.“
Melody legte eine Hand auf ihren Bauch. Die Schmetterlinge hatten sich in Steine verwandelt. Doch sie hob ihr Kinn und schwor sich, dass sie diese Sache durchstehen würde. Ihre erstklassige Erziehung kam ihr dabei zur Hilfe.
„Wir haben einen Fototermin für heute vereinbart“, erwiderte sie ruhig. „Ich warte, bis du angezogen bist, Archer. Sag deiner Freundin hier Auf Wiedersehen und komm dann zu mir ins Studio.“ Sie bückte sich, nahm ihre Tasche und ging durch den Flur hindurch in sein Studio.
„Melody, warte!“, rief Archer, aber sie ignorierte ihn.
Tränen brannten ihr in den Augen, doch er sollte nicht sehen, wie sehr diese Szene sie mitgenommen hatte. Stattdessen schloss sie die Türen hinter sich und blieb dann stehen.
Sie legte die Hand auf den Lichtschalter, ohne ihn zu betätigen. Die Stimmen aus dem anderen Zimmer wurden lauter, es fielen unschöne Worte, und ab und zu fiel ihr Name. Sie holte einmal tief Luft, um sich zu sammeln, und machte Licht.
Als sie sich dann umschaute, war sie total erstaunt.
Alles in allem war es ein ganz normales Arbeitszimmer für einen Modefotografen. Mit einer Ausnahme.
Auf den Tischen, den Schränken und an den Wänden waren in allen möglichen Rahmen Fotos von Melody Chase in den Poconos.
Es waren Bilder, auf denen sie lachte, ernst oder verwirrt schaute oder lächelte. Alle ihre Gefühle waren in schwarz-weiß und in Farbe, in Passbild- und Postergröße auf Fotos gebannt.
Sie starrte auf die Bilder und vergaß dabei den Streit, der nebenan noch immer tobte. Sie schenkte den lauten Stimmen keine Beachtung, als sie langsam durch den Raum ging und sich jedes einzelne Foto anschaute. Ihr war gar nicht bewusst gewesen, wie viele Archer gemacht hatte. Erinnerungen an jedes einzelne durchfluteten sie, und nun konnte sie die Tränen nicht länger zurückhalten.
Seine Zuneigung, sein Talent, seine Art, das auszudrücken, was sein Herz fühlte, all das war in diesen Fotos zu erkennen. Doch vor allem war es seine Liebe, die aus diesen Bildern sprach.
Archer liebte sie!
Der Artikel hatte ihn deshalb so verletzt, weil er sie liebte. Genau, wie sie sich gerade deshalb von seinen Anschuldigungen so betrogen gefühlt hatte, weil sie ihn liebte.
Liebe verschlimmerte den Schmerz noch zusätzlich, aber sie machte auch all diese wunderbaren Gefühle wie Lachen und Freude und Leid intensiver.
Melody straffte sich.
Und wenn es nach dieser Hexe nebenan ging, würde die dafür sorgen, dass sie, Melody, niemals ihr Glück mit dem Mann fand, den sie liebte und mit dem sie zusammen sein wollte.
Melody stellte ihre Tasche ab. Dann ging sie, entschlossen, das Leben mit dem Mann zu führen, den sie immer gesucht hatte, zur Tür, öffnete sie und marschierte wieder in Archers Wohnzimmer.
Es war an der Zeit, erwachsen zu werden.
Zeit, aufzustehen und zu kämpfen, statt wegzulaufen. Zeit, sich wie eine Frau und nicht wie ein Teenager zu benehmen, der gegen seine Eltern rebelliert. Zeit, um das zu bekommen, was sie wollte. Und das war Archer.
Archer stand in der Schlafzimmertür und bemühte sich gerade eine Jeans anzuziehen, dabei hüpfte er auf einem Bein herum, während er Sondra unmissverständlich klarzumachen versuchte, sie solle sich zum Teufel scheren.
Sondra bedachte ihn mit jedem
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